Leserbrief aus dem Pinzgau
Wenn die Heimat im Alter langsam verloren geht
- Aus dem Pinzgau erreichte die Redaktion ein Meinung zum Thema "Alter".
- Foto: Sabrina Moriggl
- hochgeladen von Sabrina Moriggl
Eine Leserin, die gerne anonym bleiben möchte, schickte der MeinBezirk Redaktion einen Leserbrief. Darin geht es darum, das Heimat kein Privileg für die Jugend sein sollte – sie soll ein Versprechen für ein ganzes Leben bleiben. Vor allem für das Alter.
PINZGAU. Im Artikel schreibt die Verfasserin Frau B., das sie sich schon länger mit dem Thema des Alters befasst. "Eines vor weg, ich bin in Maria Alm geboren und aufgewachsen, habe mittlerweile selber eine Familie gegründet und würde niemals wo anders leben wollen und genau aus diesem Grund ist mir dieses Thema so ein Anliegen.
Kein Platz für Alte in Maria Alm
Es ist eine bittere Wahrheit, über die in unserer Gemeinde viel zu wenig gesprochen wird. Wir haben keine ausreichenden Plätze für unsere eigenen alten und kranken Maria Almer und Maria Almerinnen. Zwar gibt es alibimäßig „betreute“ Wohnungen, wobei da nicht immer Personen wohnen, die auch dringend Betreuung benötigen. Eine echte, verlässliche Lösung für den Lebensabend in der eigenen Gemeinde stellt dieses Angebot nicht dar.
An den Alten sollte nicht gespart werden
Ich weiß, dass unsere Gemeinde Geld in die Hand nimmt und in Saalfelden Plätze mitfinanziert, aber in meinen Augen werden die Alten und Kranken einfach „ausgelagert“. Menschen, die hier jahrzehntelang gearbeitet haben. Die Vereine mitgetragen, Familien gegründet, das Dorfleben geprägt haben. Menschen, die diese Gemeinde zu dem gemacht haben, was sie heute ist.
Währenddessen fließen enorme Summen in den Tourismus. Neue Projekte, neue Investitionen, neue Visionen für die Gäste – alles wichtig, keine Frage. Aber was sagt es über unsere Werte aus, wenn für unsere eigenen Eltern, Großeltern, Nachbar und irgendwann auch für uns kein Platz bleibt?
Altwerden bedeutet ohnehin schon, Abschied zu nehmen: von Kräften, von Selbstständigkeit, von geliebten Menschen. Muss man ihnen zusätzlich auch noch die Heimat nehmen? Die vertrauten Wege, das Dorf, die Gesicher, die Geschichten? Für viele ältere Menschen ist genau das der größte Halt.
Mich macht diese Situation wütend und traurig zugleich. Nicht aus Egoismus, sondern aus Sorge und Verantwortung. Ich möchte, dass meine Eltern – und alle älteren Bewohnerinnen und Bewohner – die Möglichkeit haben, in ihrer Gemeinde alt zu werden.
Dort, wo sie dazugehören. Dort, wo sie verstanden werden.
Bürgermeister soll handeln
Viele Gemeinden zeigen doch schon, dass es möglich ist, ein Altersheim in der eigenen Gemeinde zu haben. Der Ball liegt nun beim Bürgermeister und generell bei der ganzen Gemeindevertretung, die ja immer behaupten nur das Beste für uns alle zu wollen. Ich höre bei vielen Diskussionen zu und mein Fazit ist, dass die Parteien sich untereinander nur bekriegen, ausrichten und einfach prinzipiell immer jeder eine andere Meinung haben muss. An einem Strang ziehen ist das jedenfalls nicht.
Die Größe einer Gemeinde
Eine Gemeinde zeigt ihre Größe nicht nur an Bettenzahlen, Nächtigungen oder touristischen Erfolgen. Sie zeigt sie daran, wie sie mit den Schwächsten umgeht. Es ist höchste Zeit, dass dieses Thema ernst genommen wird. Nicht irgendwann. Nicht später. Jetzt!"
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