100 Jahre Republik Österreich - NEUKIRCHEN

Schulklasse in den 1920er-Jahren:. 3. von links, 2. Reihe: Hans Klettl † (er lebte in Krimml). 2. Reihe rechts: Ferdinand Brunner (geb. 1920, † 1975) vom Unterbergbauer, ein Bruder des Archivars. | Foto: Gemeindearchiv Neukirchen
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  • Schulklasse in den 1920er-Jahren:. 3. von links, 2. Reihe: Hans Klettl † (er lebte in Krimml). 2. Reihe rechts: Ferdinand Brunner (geb. 1920, † 1975) vom Unterbergbauer, ein Bruder des Archivars.
  • Foto: Gemeindearchiv Neukirchen
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NEUKIRCHEN (cn). Rasch hat Archivar Franz Brunner gefunden, wonach er auf Bitte der Bezirksblätter hin sucht. Besonders interessant lesen sich dabei zwei Zeilen aus der Schulchronik, die anlässlich der Entmachtung des Hauses Habsburg und zur Ausrufung der Republik verfasst wurden: "28. Oktober 1918 - Der Niederbruch! Absetzung der Habsburger" und dann: "Erklärung der Republik, es lebe die Freiheit!"

Transkription: OSR Ernst Hönigschmied

Geschrieben hat diese Einträge in die Neukirchner Schulchronik der damalige Oberlehrer Josef Rotheneicher; wie früher üblich in Kurrentschrift. Die Transkription erfolgte viel später durch Ernst Hönigschmied, seines Zeichens pensionierter Oberschulrat. Zurück zu Rotheneicher: Nachdem er eine schwierige Operation gut überstanden hatte, konnte ab 1. Jänner 1918 wieder ganztägig unterrichtet werden, zuvor gab es fast drei Jahre lang Halbtagsunterricht.

Arbeitgeber: Tourismus, Alpenverein, Wildbachverbauung

Wie Franz Brunner zu erzählen weiß, spielte der Fremdenverkehr in Neukirchen schon während des ersten Weltkrieges (1914 bis 1918) eine Rolle; so war beispielsweise sogar der Schauspieler und Sänger Johannes Heesters hier zu Gast. In den Anfängen der Republik kamen immer mehr Touristen - auch dank der Lokalbahn, die bereits 1898 eingeweiht worden war. Um den Gästen einen schattigen Fußweg vom Bahnhof in den Ort bieten zu können, pflanzte man in den 1920er-Jahren Alleebäume.

Der Alpenverein wurde zu einem wichtigen Arbeitgeber, denn die Bergsteiger - Neukirchen liegt schließlich am Großvenediger - heuerten zumeist Träger an. Eine sehr große und wichtige Rolle als Arbeitgeber spielte damals auch die Wildbachverbauung, später kam dann die Lichtgenossenschaft dazu.

Feitlclub - Einnahmen für soziale Zwecke

In Mode gekommen sind nach dem ersten Weltkrieg die sogenannten "Feitlclubs"; wie zum Beispiel auch in Mittersill wurde in Neukirchen ebenfalls ein derartiger Verein gegründet. Wenn die Mitglieder einander zufällig trafen, hieß es "Feitl auf", und wer seinen Feitl - das Taschenmesser - nicht bei sich hatte, musste Strafe zahlen. In Neukirchen war das Theaterspielen eine weitere Einnahmequelle dieses Clubs. Der prächtig gestaltete Theatervorhang ist heute noch erhalten (Foto Nr. 4)). Das so gesammelte Geld wurde für die vielen armen Leute verwendet, weshalb der Club wohl ein wenig mit den heutigen Serviceclubs - Lions, Round Table usw. - verglichen werden kann.

ZUR SACHE I - Archivar Franz Brunner:
Im März 2010 übernahm Franz Brunner (Foto Nr. 3), pensionierter Malermeister und ehemaliger Obmann des örtlichen Kameradschaftsbundes, die Agenden des Archivs von seinem Vorgänger Stefan Unterwurzacher (siehe unten).
Franz Brunner: "Die alten Geschichten haben mich schon als Kind sehr interessiert. Zu uns nach Hause sind oft Nachbarn gekommen, die von früher erzählt haben. Die Leute haben sich öfters darüber gewundert, dass ich mir die Zusammenhänge so gut merke. Später in meinem Beruf als Malermeister bin ich auch viel zu alten Menschen gekommen, die gerne von früher erzählt haben." Jetzt, als ehrenamtlichem Archivar, macht es dem 76-jährigen viel Freude, wenn er geschichtlich interessierte Menschen mit seinem Wissen und mit Material - zum Beispiel auch für Studienabschlussarbeiten - unterstützen kann. Freilich ist die Pflege des Archivs viel Arbeit; dabei wird Franz Brunner von Antonia Stotter und Theresa Proßegger-Böck tatkräftig unterstützt.

HIER ein Kurzvideo mit Franz Brunner zur Geschichte von Hohenneukirchen


ZUR SACHE II - Archivar Stefan Unterwurzacher:
Stefan Unterwurzacher (Foto Nr. 4) ist am 9. Juli 1919, also im ersten vollständigen Jahr der Republik Österreich geboren. Der bald 99-jährige Neukirchner hätte eigentlich Lehrer werden sollen, aber wegen der schlechten Zeiten konnte sein Vater das Studium dann doch nicht finanzieren. Neben seinen zahlreichen Tätigkeiten widmete sich Stefan Unterwurzacher gemeinsam mit Lehrerin Flora Steiner der Heimatforschung. Als 1993 Amtsleiter Georg Vorreiter die Idee für ein Gemeindearchiv hatte, wurde Stefan Unterwurzacher 17 Jahre lang dessen Leiter.


ZUR SACHE III - Der Theatervorhang vom Feitlclub:
Kunstmaler Virgil Groder aus Mittersill war es, der um 1900 den Theatervorhang der Marktgemeinde Neukirchen (Foto Nr. 5) malte. Verwendet wurde er über viele Jahre lang von der Theatergruppe des Feitlclubs . Der Vorhang, der in den 1970er-Jahren auf Kosten der Gemeinde restauriert wurde, zeigt fünf auf einer Wolke sitzende Musen über Alt-Neukirchen. 


ZUR SACHE IV - Gruppenfoto (Nr. 6) mit OL Ermin Haslwanter um 1930
(die Namen laut Gemeindearchiv Neukirchen, Franz Brunner)

• 1. Reihe sitzend von links: 
1+2 (?), 3. Schmalegger Franz, 4. Bräuer Sepp gefallen, 5 (?), 6. Stotter Seppl (Installateur), 7. Nindl Lorenz (Hebamm Lenz).
• 2. Reihe sitzend von links: 
1. Mühlhof Hansl, 2. Nuler Sepp (Tischlerbauer), 3. Böck Walter, 4. Nindl Franz (Tötscher Franz), 5. Vorreiter Christian (Mühna Christa), Hofer Anton (Enzei Toni), 7. Rossrucker Toni, 8. Leutgeb Gustl.
• 3. Reihe stehend von links: 
1. Wöhrer Hansl (Zimmermeister), 2. Klettl Toni Kanada, 3. Czicek Gretl, 4. Kaserer Pauline (Post Paula), 5. Harms Margarethe (Hoferhaus Gretl), 6. Seisl Lisl, 7. Blaickner Ferdl gef. (Vater von Schroll Helga), 8. Sigg Lois gef. 9. Vorstadl Nigg.
4. Reihe stehend von links:
1. Hischz Hedwig, 2. Ascham Lisl (Cousine von Franz Brunner sen.), 3. Kaserer Maria (Tratten Maridl Schweiz), 4. Huber (Sigghäusl Hilda), 5. Etzer Hedwig, 6. Huber (Rosentalwirts-Rosl), 7. Brunner Steffi (verehl. Triendl Tirol), 8. Brugger (Warbinger Maridl), 9. Schößwender Trudi (später Frau von Kajetan Stockmaier),10. Baggen Kathl, 11. Stainer Regine (Kupferschmied Gini), Sophi Scharler (Moosen Sophie).
5. Reihe stehend von links:
1. Vorderegger Moidl (Fichtenrand), 2. Scharler Hedwig (Bräuernbäuerin Wald †) 3. Baggen Kathl, 4. Nußbaumer Eva (Kochleitbäuerin), 5. Marie Vorderegger (Berger- Moid) 6. Innerhofer Juli Pollntratten (Hiebergbäuerin) 7. Kammerlander Lisl, 8. Einöd Lisl, 9. Unterwurzacher Moidi - Gößeringer (Schwester des Stefan U.), 10. Tötscher Loisi, 11. Rosser Moidl.
Am Bild fehlen: Brunner Aloisa, Stockmaier Otto vielleicht auch noch andere!
Einige dieser Schüler weilen noch unter uns.

HIER finden sich weitere Ortsreportagen aus dem Pinzgau zum Thema "100 Jahre Republik Österreich"

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