Salzach-Seitentäler
Erweiterter Hochwasserschutz für den Oberpinzgau
Ein Verbau der südlichen Salzach-Seitentäler soll den Oberpinzgau künftig besser gegen Hochwasser schützen. Bei einem Runden Tisch wurden acht mögliche Standorte für einen zusätzlichen Schutz vorgestellt und besprochen. Jetzt werden diese genau geprüft.
OBERPINZGAU. Der Oberpinzgau soll noch besser vor Hochwasser geschützt werden. Als mögliche Standorte für Schutzbauten wurden die südlichen Salzach-Seitentäler von Krimml bis Mittersill untersucht. Experten haben berechnet, an welchen Standorten die größte Schutzwirkung erzielt werden kann.
Die vorläufigen Ergebnisse wurden vergangene Woche bei einem Runden Tisch präsentiert. Mit dabei waren Bürgermeister und Grundeigentümer sowie Vertreter des Landes Salzburg, von Nationalpark, Naturschutzbund, Alpenverein und Landesumweltanwaltschaft.
Notwendigkeit deutlich
"Der Austausch war sehr konstruktiv. Allen ist klar, dass die Häufigkeit und die Heftigkeit der jüngsten Ereignisse weitere Maßnahmen notwendig machen", resümiert Landesrat Josef Schwaiger. "Mit Experten haben wir acht mögliche Standorte herausgearbeitet. Jetzt gilt es, die besten Lösungen unter Einbindung aller Beteiligten zu finden“, betonen er und Landesrätin Daniela Gutschi. Dadurch soll der Spagat zwischen den Schutzbauten und dem Nationalpark gelingen.
Von Krimml bis Mittersill
Die Experten haben vorerst acht mögliche Standorte für weitere Schutzmaßnahmen in den Seitentälern des Oberpinzgaus herausgearbeitet. Diese befinden sich im Krimmler Achental, Obersulzbachtal, Habachtal, Hollersbachtal und in Felbertal-Hintersee. Ob alle verwirklicht werden oder welche das sein werden, ist derzeit noch nicht klar.
Guter Schutz im Ernstfall
Ziel der vorgeschlagenen Maßnahmen ist es, dass für extreme Wetterereignissen zusätzliche Retentionsräume in den Seitentälern geschaffen werden. Die Experten haben klar dargestellt, dass im Talboden de facto keine zusätzlichen Retensionsräume zwischen Krimml und Niedernsill mehr zur Verfügung stehen.
Mit den zusätzlichen Rückhaltebecken in den Seitentälern würden bei Großereignissen die vorhandenen Hochwasserschutzbauten im Tal wieder ausreichen und die Bevölkerung ausreichend geschützt sein, so die Begründung für die neuen Maßnahmen. Insgesamt wurde ein Potential von mehr als neun Millionen Kubikmeter festgestellt.
Machbarkeit wird geprüft
Als nächster Schritt wird die aktuell vorliegende Studie von der Technischen Universität Wien überprüft, werden die notwendigen rechtlichen Erfordernisse abgeklärt und daraufhin die möglichen Standorte optimiert, um den bestmöglichen Schutz der Bevölkerung und die geringsten Eingriffe in die Natur zu gewährleisten. Außerdem wurde vereinbart, dass in den kommenden Wochen die regionale Bevölkerung über die Vorhaben ausführlich informiert wird. Sobald die notwendigen Informationen vorliegen, wird es zudem umgehend Gespräche mit den betroffenen Grundeigentümern sowie Gemeinden geben.
"Neue Projekte sind essentiell"
Der Vorsitzende der Pinzgauer Bürgermeisterkonferenz sowie Ortschef von Piesendorf Hans Warter betont: „Der Sommer 2021 hat gezeigt, dass schon sehr viel für den Schutz der Bevölkerung gemacht wurde und diese Maßnahmen auch gewirkt haben. Die Auswirkungen wären sonst noch viel fataler gewesen. Aber wir haben auch erkennen müssen, dass wir knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt sind. Daher sind diese neuen, effektiven Schutzprojekte von essenzieller Bedeutung für eine ganze Region."
Für uns ist es eine Überlebensfrage. Wenn das Hochwasser über die Tauerntäler nicht reguliert wird, dann kann der Dauersiedlungsraum im Oberpinzgau nicht aufrechterhalten werden."
– Mittersills Bürgermeister Wolfgang Viertler
Naturverträgliche Lösungen erwünscht
"Wir müssen einen Weg finden, die Eingriffe behutsam zu machen und gleichzeitig einen effizienten Schutz schaffen", sagt Walds Bürgermeister Michael Obermoser beim Runden Tisch zum Hochwasserschutz im Oberpinzgau. Die für Naturschutz und Nationalpark zuständige Landesrätin Daniela Gutschi ergänzt: "Wir begutachten nun die Auswirkungen auf geschützte Lebensräume und suchen verträgliche Lösungen. Schließlich befinden sich die Standorte im Nationalparkgebiet."
Naturschützer wollen Vorhaben "konstruktiv begleiten"
Neben Politikern waren auch Vertreter des Alpenvereins und des Naturschutzbundes dabei. Beide wollen den Prozess konstruktiv begleiten. "Wir vom Alpenverein erachten das Schutzbedürfnis der Region als so wichtig, dass wir die geplanten Maßnahmen natürlich akzeptieren und sind optimistisch, dass diese sehr landschaftsschonend umgesetzt werden", erklärt Josef Fischer-Colbrie, Naturschutzreferent des Alpenvereins.
Auch Hannes Augustin, Geschäftsführer des Naturschutzbundes Salzburg, sieht das so: "Für uns ist klar, dass die Schutzmaßnahmen unter bestmöglicher Schonung der Natur und Landschaft gebaut werden", zeigt er sich zuversichtlich. Sobald es möglich ist, werde man sich die Gegebenheiten der Standorte genauer anschauen und diskutieren. Den Prozess wolle man nicht aufhalten: "Uns ist bewusst, dass es schnell gehen muss."
Generelles Umdenken nötig
"Es ist aber auch klar, dass angesichts der Klimakrise noch eine Umorientierung stattfinden muss. Man kann nicht immer noch mehr verbauen, hier fehlt ein klares Bekenntnis, dass vieles nicht mehr möglich ist – oder zumindest müssen im Gegensatz dazu Flächen entsiegelt werden."
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