Eltern auf Zeit
SOS-Kinderdorf bietet im Pinzgau Bereitschaftspflege an
Die Bereitschaftspflegeeltern des SOS-Kinderdorfes bieten akute Hilfe für Familien in schwierigen Situationen.
FUSCH. "Natürlich werden wir traurig sein, wenn der Abschied naht", sagen Manuela und Stefan Leixnering aus Fusch. Die beiden kümmern sich seit November rund um die Uhr um das Baby anderer Eltern. Bald wird der Bub aber wieder weg sein, denn die beiden sind sogenannte Bereitschaftspflegeeltern.
Gibt Gelegenheit, Luft zu holen
Ausgehend vom SOS-Kinderdorf kümmern sie sich für einen bestimmten Zeitraum um ein Kind, das bis zu vier Jahre alt sein kann. "Die Kinder kommen von Zuhause weg, wenn Familien in herausfordernden Situationen akute Hilfe benötigen", erklärt Wolfgang Arming, SOS-Kinderdorfleiter für Salzburg. "So bekommen diese Familien die Möglichkeit, wieder zur Ruhe zu kommen. Eltern können damit in herausfordernden Zeiten Luft holen und wieder Boden unter die Füße bekommen."
"Helfen, wenn's nötig ist"
Das Angebot des SOS-Kinderdorfes gibt es seit 2019, Manuela und Stefan Leixnering sind seit einigen Monaten dabei. Zuvor machten sie eine fünfmonatige, berufsbegleitende Ausbildung. "Wir wollten einfach gerne helfen", erklärt Manuela Leixnering. "Kinder liegen mir sehr am Herzen. Als Bereitschaftspflegeeltern können wir sofort da sein, wenn wir gebraucht werden."
Diesen Schritt hatten sie sich gut überlegt: "Wir haben selbst drei Kinder. Als wir uns sicher waren, haben wir mit ihnen ganz offen darüber gesprochen. Sie wissen, dass wir Kindern helfen, deren Eltern krank sind oder denen es nicht gut geht. Sie gehen sehr gut damit um; das macht uns glücklich."
Professionelle "beste Freundin"
Manuela Leixnering ist auch noch Tagesmutter – an viele Kinder im Haus ist sie gewöhnt. "Manchmal ist es aber schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen oder sich nicht zu sehr emotional zu vertiefen", sagt sie. Für herausfordernde Tage oder wenn sie Unterstützung braucht, steht Priska Scherer der Familie mit Rat und Tat zur Seite.
Als pädagogische Mitarbeiterin ist sie das Bindeglied zwischen den Pflegeeltern und der Kinder- und Jugendhilfe. Sie vermittelt, kümmert sich um Organisatorisches und steht unterstützend zur Seite.
Fotoalbum als Erinnerung
Priska Scherer weiß: "Es ist wichtig, dass Manuela und Stefan nicht alleine gelassen werden, da ihre Aufgabe doch oft herausfordernd und emotional sein kann." Zwischen den Pflegekindern ist deshalb auch eine mehrwöchige Pause vorgesehen.
Für die Pflegekinder selbst wird zum Abschied ein sogenanntes Lebensbuch gestaltet. Dieses wird beim Jugendamt hinterlegt und soll sie später an diesen Teil ihres Lebensweges erinnern. "In dieses Buch kleben wir gemeinsame Fotos und schreiben zum Beispiel auch hinein, was wir dem Kleinen für die Zukunft wünschen", so Manuela Leixnering. Sie und ihr Mann gestalten zusätzlich auch mit ihren eigenen Kindern ein Fotoalbum – zur Erinnerung an ihren "kleinen Pflegebruder".
Mitarbeiter gesucht: Bereitschaftspflegepersonen
Derzeit gibt es die Bereitschaftspflege des SOS-Kinderdorfes im Pinzgau, Flachgau und in der Stadt Salzburg. Da das Angebot erweitert wird, werden für das gesamte Bundesland weitere Bereitschaftspflegepersonen (BPP) gesucht – auch im Tennengau, Pongau und Lungau.
Um BPP zu werden, muss man eine entsprechende Ausbildung beim Land Salzburg absolvieren. Wer Interesse hat, kann sich bei der zuständigen Fachaufsicht (Frau Heil) bewerben. BPPs werden vom SOS-Kinderdorf mit zehn Wochenstunden angestellt, sie sind sozial-, pensions- und unfallversichert.
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