Provokante These
Die Kuh ist keine Klimasünderin
Interessante Erkenntnisse brachte der Klimagipfel zum Thema Almwirtschaft und Tourismus.
BRUCK. Die hochrangigsten Vertreter der heimischen Landwirtschaft nahmen heuer am 4. Klimagipfel, diesmal im Berggasthof Kohlschnait, teil. Lautete das Thema doch "Almwirtschaft - Gut für den Tourismus, Gut für's Klima?". Wichtigster Programmpunkt war der Vortrag von Erfolgsautorin und Veterinärmedizinerin Anita Idel, die mit markigen Sprüchen und interessanten Thesen aufhorchen lässt.
Unwissenschaftliche Studien
Mit dem durchaus provokanten Buch "Die Kuh ist kein Klimakiller" hat die Expertin den Rindern quasi einen Persilschein ausgestellt. Sie verstand es auf spannende Weise darzustellen, warum die Statistiken, die Kühe als Klimasünder ausweisen, hinterfragt werden müssen. "Studien, dass Kühe Klimakiller sind, sind nicht gefälscht, aber unwissenschaftlich", so Idel. Zudem hielt sie fest: "Es ist nicht Aufgabe der Landwirtschaft das Klima zu retten, sondern die Ressourcen zu erhalten". Die Tierärztin setzt sich stark dafür ein, die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhalten und zu fördern, um das Klima zu entlasten.
Weniger Kraftfutter
Ihre Kernaussage lautet, dass die Importfuttermittel drastisch reduziert werden müssen. "Es gehört mehr Gras in die Kuh", forderte Idel. Im Anschluss an ihren interessanten Vortrag diskutierte sie mit Touristikern und Vertretern der Landwirtschaft über Nachhaltigkeit und Klima-Effizient. Am Podium: Referentin Anita Idel, Christian Dullnigg, Direktor der Landwirtschaftlichen Fachschule Bruck, Günther Innerhofer (Smaragdhotel Tauernblick, Bezirksbauernkammer-Obmann Klaus Vitzthum, Bgm. LAbg. Hannes Schernthaner, LAbg. Josef Scheinast (Grüner Wirtschaftssprecher) und Touristikfachmann Hans Dittrich.
Geiz ist nicht geil
Fazit der angeregten Diskussion: Dem nachhaltigen Tourismus werden große Chance eingeräumt, aber die Vertreter der Landwirtschaft kritisieren die "Geiz ist geil" Mentalität. Dadurch sei heimisches Fleisch zuwenig nachgefragt. Tourismusbetriebe müssten auch akzeptieren, dass regionale Produkte nicht das ganze Jahr in gleichem Ausmaß verfügbar sein können. Das könne man den Gästen auch kommunizieren, man müsse auf saisonales Essen, wie die Martinigans setzten und sich von Hummer und Austern auf den Almhütten verabschieden.
Die Herkunft der regionalen Produkte müsse noch klarer gekennzeichnet werden, es wurde das Beispiel "Österreichischer Heumilchkäse, verpackt in Frankreich" genannt. Die Zusammenarbeit zwischen der Gastronomie und der Landwirtschaft könne jedenfalls noch in vieler Hinsicht verbessert werden, man sei aber am richtigen Weg. Dr. Idel appellierte an die Bauern, mutig zu sein, und das problematische Ungleichgewicht mit dem Freihandel anzusprechen: "Die Produkte, die hereinkommen, müssen den heimischen Standards entsprechen".
Die Klima- und Energiemodellregion (KEM) Oberpinzgau hat zum 4. Mal einen Klimagipfel organisiert. KEM-Managerin Susanne Radke hat auch dieses Jahr ein aussagekräftiges Programm angeboten. Neben einem spannenden Vortrag über Landwirtschaft und Klima, wurden auch die Schüler der Tourismusschule Bramberg und der Landwirtschaftschaftlichen Fachschule Bruck mit einbezogen. Sie präsentierten ein neues Projekt „Ökologischer Fußabdruck regionaler Produkte“ und sorgten für außergewöhnliche regionale Gustohäppchen.
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