Ortsreportage Fusch - 100 Jahre Republik
FUSCH (vor). Früher, als die Glocknerstraße noch nicht gebaut war, hieß die Gemeinde "Dorf Fusch" und war gerichtlich aufgeteilt in "Taxenbacher Fusch" auf der rechten Talseite und links in "Zeller Fusch". Dazu Chronistin Brigitte de Mas: "Da kennen sich die Briefträger und Paketzusteller nicht immer aus, weil es links wie rechts gleiche Nummern gibt, die einen mit dem ,T' und die anderen mit einem ,Z' vorne. Das ist bis heute geblieben."
"Das Tal gleicht einem Spital"
Wie in fast allen Pinzgauer Gemeinden herrschte auch in Fusch nach dem Krieg große Armut.
Aber es kam noch schlimmer, wie der Schulchronik aus dem Schuljahr 1918/19 entnommen werden kann: "Im stillen Fusch würden wir von all diesen Ereignissen bis heute direkt unberührt ruhig weiterleben, wenn nicht andere unheimliche Gäste ins Tal gezogen wären. Es sind dies die spanische Grippe und der Diphtheristis. Diese Krankheiten und besonders erstere fordern fortwährend Todesopfer und das ganze Tal gleicht einem Spital. Oberlehrer Straubinger, Fräulein Standl und Herr Pfarrer Anker sind gleichzeitig an dieser heimtückischen Krankheit erkrankt und der Unterricht ruht seit dem 20. Oktober."
Die Kinder sammelten Brennnessel zur Erzeugung von Nesselstoff und das damit eingenommene Geld wurde bei der Christbaumfeier in der Schule an besonders Bedürftige gespendet. Aber auch die Sektion Gleiwitz und Mainz des D.u.Ö.-Alpenvereins waren große Gönner der Schuljugend.
Bürgermeister Josef Mühlauer
Das Bürgermeisteramt hatte zur Nachkriegszeit Josef Mühlauer von 1919 bis 1939 inne; mit kurzer Unterbrechung. Da sein Vater früh gestorben ist, hat er schon in jungen Jahren die Landwirtschaft und die Mühlauersäge übernehmen müssen. Schon vor dem Krieg baute er für die Säge ein Kraftwerk, an das nach und nach das ganze Dorf angeschlossen wurde.
Unter Bürgermeister Josef Mühlauer wurden, trotz aller Schwierigkeiten, die Weichen für die Zukunft des Dorfes gestellt. Zu Beginn der zwanziger Jahre errichtete die SAFE das Bärenkraftwerk. Wegen der vielen Arbeiter, die durch den Bau des Kraftwerkes und den Bau der Großglockner Hochalpenstraße nach Fusch kamen, hat man auch einen Gendarmerieposten eingerichtet. In dieser Zeit wurden auch zwei Gemeindehäuser mit leistbaren Wohnungen errichtet.
Die ersten Erkundungen von Franz Wallack, der seinen Bauplan für den Bau der Glocknerstraße schon im Kopf hatte und nur noch die beste Trasse dafür suchte, fielen ebenso wie deren Einweihung 1935 in Mühlauers Amtszeit.
Und dass die Gemeinde Bruck und Fusch nicht zusammengelegt worden sind, ist der konsequenten Abwehrhaltung dieses Bürgermeisters geschuldet.
HIER finden sich die anderen bereits veröffentlichen Ortsreportagen aus dem Pinzgau zum heurigen Thema "100 Jahre Republik".
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