Technik soll auch typisch Mädchen werden
VIDEO: Am Girls' Day öffneten hundert technische, handwerkliche oder industrielle Betriebe ihre Werkstätten für Mädchen.
"Wir haben uns zum Ziel gemacht, jedes Jahr mindestens einen weiblichen Lehrling bei uns aufzunehmen. Leider lässt sich das nicht umsetzen, weil das Interesse der Mädchen nicht groß genug ist", erzählt Marcel Halwa von der Personalabteilung bei Eurofunk Kappacher in St. Johann. Und das ist bezeichnend, denn 200 Bewerber "battlen" sich jährlich um rund zehn Lehrstellen in der Pongauer Firma.
Betriebe laden Mädchen ein
Auch darum lud der Hersteller von Software und Kommunikationstechnik für Einsatzleitstellen heuer bereits zum fünften Mal Mädchen ab zehn Jahren ein, den Betrieb kennenzulernen – und zwar am "EuRegio Girls' Day". Diesen Tag nutzten landesweit 926 Teilnehmerinnen, um in hundert technischen, handwerklichen oder industriellen Betrieben mit Männerberufen auf Tuchfühlung zu gehen. "Und, ja, es sind immer noch Männerberufe, denn die geschlechterspezifische Berufswahl hat sich seit 30 Jahren kaum verändert und verläuft auch heute noch entlang traditioneller Rollenmuster", weiß Landesrätin Martina Berthold. „Mädchen und Frauen haben Power und sie können alles werden. Daher freut es mich, dass 926 Mädchen beim Euregio Girls Day Berufe kennengelernt haben, in denen Frauen noch weniger anzutreffen sind. Wir wollen die jungen Frauen ermutigen und ihnen Vorbilder sein, sich nicht begrenzen zu lassen“, betont Landerätin Martina Berthold.
Frauen werden Frisörin
200 verschiedenen Lehrberufe stehen den jungen Menschen heute in Salzburg zur Verfügung. Die Hälfte der Mädchen entscheidet sich dennoch für einen traditionelle Lehrberufe – wie Bürokauffrau, Einzelhandelskauffrau und Frisörin. "Der Girls' Day ermutigt zum Ausprobieren und zum erweitern des Spektrums. Er ist eine Möglichkeit einen realistischen Einblick in einen bestimmten Beruf zu bekommen", sagt Bianca Schartner, Girls' Day-Projektleiterin von Akzente Salzburg. Die Projektbegleiter von Akzente weisen die Mädchen vor Ort auch auf die besseren Verdienstmöglichkeiten in Berufsgruppen abseits der traditionell weiblich besetzten hin.
Roboter programmieren
Bei Eurofunk Kappacher durften die sieben teilnehmenden Mädchen in der Lehrwerkstatt einen Roboter programmieren und einen funktionstüchtigen Radio bauen. "Ich hab das vorher noch nie versucht, aber es hat mir Spaß gemacht", sagt die zehnjährige Tara aus Wagrain. "Mein Papa hat so einen Roboter Zuhause, aber ich selbst habe ihn noch nie programmiert", erzählt Melina aus Bad Hofgastein. Ob sie wegen des Gils' Days einen Beruf in der Technik einschlagen möchte, weiß Lea aus der Stadt Salzburg noch nicht, aber, "anschauen muss man sich alles, sonst weiß man nicht, was einem gefällt."
Politik als "Frauenberuf"
Auch Landesrätin Martina Berthold begrüßte Mädchen bei sich im Büro. Sie führte die Jugendlichen ins Thema politische Arbeit ein. Gesprochen wurde auch über die aktuelle Situation nach der Lanstags-Wahl. Landesrätin Berthold betonte, wie wichtig es sei, das Wahlrecht auszuüben und wählen zu gehen. Interesse hatten die Mädchen an der Jugendarbeit, dem Jugendschutz, Frauenthemen und Sport. Darüber hinaus war für die Mädchen spannend zu hören, wie ein Arbeitstag einer Politikerin aussieht und was es braucht, eine Politik-Karriere anzustreben.
Mädchen können – alles
Tatsächlich sei es schon häufig vorgekommen, dass Mädchen den Betriebsbesuch am Girls' Day als Sprungbrett für eine Bewerbung um eine Lehrstelle genutzt hätten. Und das ist gut denn – "Mädchen können nämlich Vieles sehr gut. Sie sind häufig feinmotorisch besser als die Jungen", weiß Marcel Halwa von Eurofunk Kappacher um eine der vielen Begabungen von Mädchen in Salzburg.
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