Müssen ein Land ohne Äcker verhindern

Diskussionsteilnehmer: Bürgermeister von St. Stefan, Alfred Mayr, Gerlind Weber von der BOKU Wien, Elisabeth Koblmiller Geografin aus Haslach, Moderator Helmut Eder und Mario Winkler von der Hagelversicherung.
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  • Diskussionsteilnehmer: Bürgermeister von St. Stefan, Alfred Mayr, Gerlind Weber von der BOKU Wien, Elisabeth Koblmiller Geografin aus Haslach, Moderator Helmut Eder und Mario Winkler von der Hagelversicherung.
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HASLACH. "Pro Tag werden 20 Hektar Boden aus der landwirtschaftlichen Produktion genommen", erklärte Mario Winkler, Leiter der Abteilung Kommunikation der Österreichischen Hagelversicherung.

Bodenlos macht arbeitslos

"Diese Entwicklung ist besorgniserregend, denn es geht um die Versorgung Österreichs mit regionalen, qualitativ hochwertigen Lebensmitteln und um 500.000 Arbeitsplätze entlang der agrarischen Wertschöpfungskette", sagte Winkler. "Bodenlos macht zukunftslos und bodenlos macht brotlos", so fasst es Winkler zusammen. Geht der tägliche Bodenverbrauch so weiter, ist 2050 nur mehr ein Drittel des Bedarfs verfügbar, um Österreich mit Lebensmitteln zu versorgen. "Wir nehmen dann woanders jemanden Fläche weg, weil wir uns nicht mehr selbst versorgen können", regt Winkler an.

Mehr Schäden bei Unwettern

Bodenlos macht aber auch heimatlos und schutzlos. Weniger offene Flächen bedeutet auch, dass die Schäden durch Unwetter sich künftig noch drastischer auswirken werden. Heimatlos deswegen, weil durch ungeplante Zersiedelung die Schönheit Österreichs – die auch bei Touristen sehr geschätzt wird – gefährdet ist. Winkler nimmt die Politik in die Pflicht. Sie müsse die Neuverbauung bremsen und Anzreizsysteme schaffen, damit leerstehende Industrieflächen revitalisiert werden können, anstatt auf der grünen Wiese Neubauten zu genehmigen. Er lobte in diesem Zusammenhang das Engagment der ÖNJ zu diesem Thema und erwähnte den Parkplatz bei der Neuen Mittelschule Haslach. "Das ist gut gelöst, nicht alles ist total verbaut", sagt er.

Raumordnung im Griff haben

"Raumordnung ist ein sehr schwieriges Thema. Es gibt keine einfachen Rezepte, weil wir auf einer Tafel schreiben, die bereits vollgekritzelt ist", erklärte Gerlind Weber, ehemalige Professorin an der Universität für Bodenkultur in Wien. Sie kritisiert traditionelle Streusiedlungen, wie jene, die über viele Jahre im Mühlviertel entstanden sind:  "Diese Planung ergibt einen chaotischen Fleckerlteppich, der durch Straßenbau viel Boden verbraucht", sagt sie. Sie erkennt Fehlsteuerung in den rechtlichen Grundlagen und unstillbaren Bauhunger. Sie fordert verbesserte Vorschriften, die von den Gemeinden gut vollzogen und von Landesseite streng kontrolliert werden.

Leerstände erfassen

"Raumplanung braucht eine Gesamtstrategie. Man muss von innen nach außen denken. Dafür ist ein gutes Leerstandsmanagement mit Leerstands-Kataster wichtig", sagt Weber. Man müsse sich nicht mit der grünen Wiese beschäftigen, sondern den ortsinneren Nutzungsreserven. "Äußere Widmungsreserven gehören sofort eingeforen", sagt Weber. Überlegt werden soll ihrer Meinung nach auch, was mit Gebäuden geschieht, die nicht mehr benötigt werden. "Eine Wohnbauförderung könnte auch für Abriss herhalten", sagt sie. Wichtig sei, dass professionelles Leerstandsmanagement proaktiv und überregional geschehe.

Zersiedelung ist teuer

In ihrer Diplomarbeit hat sich Elisabeth Koblmiller mit der Zersiedelung beschäftigt. Flächenverbrauch und technische Infrastruktur sind eine teure Kombination, ist das Ergebnis, denn: "Je stärker zersiedelt, desto höher die Kosten für die Gemeinde", sagt Koblmiller. Sie sieht Probleme in der Kostenwahrheit: Oft werden die Mehrkosten nicht von den tatsächlichen Verursachern, den Häuslbauern, getragenn sondern bleiben beim Land oder der Gemeinde – also im Endeffet bei den Steuerzahlern – hängen. Sie plädiert dafür, Baulücken in Siedlungskernen zu nutzen und leerstehende Gebäude "wiederzuverwenden". "Förderungen für Althaussanierungen wären ein Mittel, damit alte Bausubstanz revitalisiert wird", sagt die Geologin. Außerdem empfiehlt sie den Gemeinden eine höhere Bebauungsdichte mit Kompakthäusern auf 700 bis 800 Quadratmetern Grundfläche.

St. Stefan ist bemüht

St. Stefans Bürgermeister Alfred Mayr sieht in der Raumplanung seiner Gemeinde eine zufriedenstellende Entwicklung. "Wir haben mulitifunktionale Nutzungskonzepte entwickelt. Der Kindergarten ist in die Volksschule gezogen, ebenso sind dort zwei Wohnungen entstanden und die Garage wird für den Mühlferdl genutzt", sagt er Bürgermeister. In St. Stefan versucht man Neubauten so nahe wie möglich beim Zentrum zu errichten. "Für dieses flächensparende Bauen im Ortszentrum wurden wir letztes Jahr prämiert", sagt Mayr. Er kritisiert aber die Konkurrenzsituation unter den Gemeinden. "Das Geld wird nach Köpfen verteilt, daher muss sich jede Gemeinde etwas einfallen lassen, damit man attraktiv ist."

Zur Sache:
Am Mittwoch, 18. Oktober, findet in Haslach das 2. Bodenbündnis-Vernetzungstreffen statt. Von 9.30 bis 17 Uhr gibt es Vorträge und Exkursionen zum Thema "Umgang mit Boden im Wandel?" Klimawandelnanpassung durch bodenschonende Planung in Gemeinden. Mehr dazu:https://www.meinbezirk.at/rohrbach/lokales/umgang-mit-boden-d2246508.html

Protokoll der Sunnseitn-Gespräche 2017:
Statement Moderater Helmut Eder (önj):
Täglich werden in Österreich 30 Fußballfelder oder ein großer Bauernhof versiegelt. Österreich ist nicht Europameister im Fußball, aber Europameister im Bebauen von Flächen und im Land verbauen.
Mit dem Boden wird sehr sorglos umgegangen. Große Erntemaschinen und große Maschinen in den Wäldern machen nicht Halt und vor dieser Zerstörung. Önj und Sunnseitn sind dieses Thema vor drei Jahren angegangen, inspiriert vom Buch von Moderator Tarek Leitner: „Mut zur Schönheit“. Es gab bisher drei Veranstaltungen zu diesem Thema und es ist eigentlich traurig, dass man drei Veranstaltungen dazu machen muss und man trotzdem nicht mehr Leute motivieren kann. Aber wir werden nicht aufhören zu kämpfen.

Film Asphaltackern in Haslach

2015 wurden 16 Quadratmeter Asphalt wieder aufgemacht. Drei Jahre sind vergangen und einiges ist passiert. Die Schule wurde neu gestaltet und auch der Vorplatz. Man kann ein Umdenken im Hinblick auf Bodenversiegelung erkennen – auch in anderen Gemeinden, aber es ist noch viel zu wenig. Es ist ein positives Signal, dass sich nicht immer nur „Grüne Spinner“ mit dem Thema beschäftigen, sondern sich auch die Hagelversicherung damit beschäftigt. Dr. Mario Winkler von der Hagelversicherung ist heute hier in Halsch. Außerdem Mag. Elisabeth Koblmiller, eine Geografin aus Haslach. Sie unterrichtet jetzt in Wien und beschäftigte sich mit der Diplomarbeit mit Rahmen- und Raumordnung. Univ. Prof. Gerlind Weber aus Wien, arbeitete an der BOKU Wien und beschäftigt sich schon viele Jahre mit diesem Thema. Zu Gast am Podium ist auch Bürgermeister Alfred Mayr aus St. Stefan. Er kommt aus einer kleinen Gemeinde und wurde von uns bewusst ausgewählt.

Dr. Mario Winkler: Referat zum Thema: Gehen uns bald die Böden aus?
Bodenversiegelung hat nichts mit Spinnerei und auch nichts mit Parteipolitik zu tun. Es ist ein ernstes Thema, das sollte uns auch bewusst sein. Dank an die Naturschutzjugend, die auch die Zukunft vertreten, dass sie sich dieses Themas annehmen. Warum setzen wir uns als Hagelversicherung mit diesem Thema auseinander?

Die Auswirkungen der fortschreitenden Versiegelung sehen wir immer häufiger. Es hat dramatische Konsequenzen. Wir können uns im negativen Sinn damit rühmen, dass wir Europameister im Verbauen von Flächen sind. Pro Tag nehmen wir 20 Hektar Fläche aus der Produktion. Agrarflächen, etwa so groß wie 30 Fußballfelder, nehmen wir Tag für Tag aus dem Rennen. Diese Entwicklung hat Konsequenzen.

Faktum ist, dass die Bodenverbauung in Österreich große Ausmaße annimmt. Die Entwicklung ist besorgniserregend. Die Versiegelung ist Thema der Zukunft, es geht um die Zukunft der Versorgung Österreichs mit regionalen, heimische, qualitativ hochwertigen Lebensmitteln. Es geht auch um die Zukunft der Generationen und unserer Kindeskinder. Es geht weiters um 500.000 Arbeitsplätze entlang der agrarischen Wertschöpfungskette, die durch diese Entwicklung gefährdet sind. Und es geht um die Zukunft Österreichs: Wir können die heimische Bevölkerung langfristig selbst nicht mehr ernähren.

2,5 m² werden in einer Sekunde aus der Produktion genommen. Das ist der Schnitt der letzten 10 Jahre: 20 ha oder 30 Fußballfelder pro Tag. Dies Zahlen des Umweltbundesamts belegen: 2014-2016 sind wir bei einem Wert von 14,7 Hektar Bodenverbrauch angekommen. Es ist ein Rückgang zu verzeichnen, dieser Wert lag früher schon mal bei 24-25 Hektar.
2012 gab es einen Beschluss der Ö-Bundesregierung: Den Zielwert für die tägliche Verbauung mit 2,5 Hektar pro Tag festzulegen. Wir liegen unter dem Strich über dem sechs- bis siebenfachen über dem festgelegten Ziel. Die Zielerreichung war für 2010 geplant.

Österreich ist Europameister im Verbauen. Wir sind Spitzenreiter im negativen Sinn:
Italien hat 1 m² Supermarktfläche pro Person, Deutschland: 1,4 m². In Österreich haben wir 1,8 m² Supermarktfläche zur Verfügung, das ist ein einmaliger Spitzenwert. Ähnlich ist es bei der Länge des Straßennetzes: 8,1 Meter pro Person sind es in der Schweiz, in Österreich sind es 15 Meter pro Kopf Straßenlänge.

Die Anzahl der leerstehenden Industriehallen, Immobilien, Einkaufszentren haben wir in Österreich laut Schätzungen des Umweltbundeslandes in einer Größenordnung von 40.000 Hektar. Eine Fläche der Stadt Wien steht leer. Es gäbe sicher Anhaltspunkte, wie man die wieder in Wirtschaftlichkeit bringen könnte.

Bodenverlust: In Tschechien gibt es pro Jahr 0,17 Prozent Verlust an Boden pro Jahr, in Deutschland sind es 0,25 Prozent. In Österreich werden 0,5 Prozent der Agrarflächen werden pro Jahr aus der Produktion genommen. In 200 Jahren werden defacto keine Agrarflächen mehr für eine nachhaltige Produktion zur Verfügung stehen, wenn man es linear hochrechnet. Ein Land ohne Landwirtschaft ist wie ein Land ohne Bäume. Ein Land ohne Landwirtschaft ist wie ein Mensch ohne Haut.

1965 bis 2015 wurden in Österreich rund 300.000 Hektar aus der landwirtschaftlichen Produktion genommen. Das ist bildlich gesprochen, die Agrarfläche in der Größe des Bundeslandes Oberösterreich.

Auswirkungen:

1) Auf den Tourismus Auswirkungen. Viele Leute kommen, weil die Landschaft so schön ist. Ergebnisse aus der Marktforschung: Die größte Sorge ist die unkontrollierte Zuwanderung, der Sozialmissbrauch und die Standortsicherheit. Der größte Stolz ist der einzigartige Natur- und Lebensraum. Umfrage: 87 Prozent der Befragten sehen einzigartigen Natur- und Lebensraum massiv gefährdet. 84 Prozent kritisieren Verschandelung der Landschaft durch Verbauung. 84 Prozent möchten keine weitere Verbauung, 81 Prozent fordern Aufnahme des Bodenverbrauchs in das Parteiprogramm, 80 Prozent fordern Stopp der Verbauung.

4 von 5 Österreichern sagen, dass das Tourismusland Österreich zunehmend gefährdet ist. Nachhaltigkeit hat oberste Priorität.

2) Versorgung Österreichs mit qualitativen Lebensmitteln: Jeder Mensch braucht ein Stück Erde, um leben zu können. Zentralste Aufgabe: Nur mit ausreichen Böden können wir die wachsende Bevölkerung ernähren. Drei Prozent der Erde, also 15 Millionen Quadratkilometer stehen für die Produktion von Lebensmitteln zur Verfügung.
Demografische Situation: Die Weltbevölkerung wird sich weiter nach oben entwickeln. 2050: 9,5 Milliarden oder 10 Milliarden Menschen auf der Erde. Auf der anderen Seite nimmt der Anteil für Produktion von Lebensmitteln ab (Agrarfläche). Das ist eine weite Spanne dazwischen.
Situation in Österreich: 3000 m² braucht jeder zur Erfüllung der Ernährungssicherheit, 1600 m² hat man tatsächlich zur Verfügung, das andere wird importiert, dh.: wir nehmen woanders jemandem Fläche weg. Geht der Verbau so weiter, werden 2050: 1000 m² zur Verfügung stehen, das ist nur mehr 1/3 des Bedarfs, der verfügbar ist.
2016: 88 Prozent Selbstversorgung beim Getreide. Wir sind hier schon auf Importe angewiesen und müssen immer mehr importieren, um den Bedarf decken zu können.

3) Bodenlos macht arbeitslos: 500.000 Arbeitsplätze hängen am Agrarsektor

4) Es ist mit einer Zunahme von Unwetterschäden zu rechnen. Wenn kein Boden mehr da ist, kann der Boden das Wasser nicht mehr aufnehmen. Es kann nicht mehr versickern, sucht sich anders seinen Weg. Das jüngste Beispiel ist Houston: In der Stadt gab es mangelhafte, fehlgesteuerte Raumordnung. Das war mit ein Problem, warum die Stadt abgesoffen ist.
In Österreich sind wir immer wieder mit Unwetterschäden konfrontiert. Beispiele sind: das 1. Jahrhundert-Hochwasser 2002: volkswirtschaftlicher Schaden: 1,5 Mrd. Euro,
2013: 2. Jahrhundert-Hochwasser: Schaden: 2,2 Mrd. Euro.

Klimawandel

Der Klimawandel ist ein Faktum, die Unwetterextreme nehmen zu, die Landwirtschaft ist als Erste und am stärksten von Unwetterextremen betroffen. Jahrhundertereignisse treten in immer kürzeren Abständen auf. Bei der Bodenversiegelung fällt die oberste Humusschicht als Co2-Speicher weg. Das sorgt für eine beschleunigte Erderwärmung, das sehen wir jedes Jahr:
2017: war der wärmste März, er lag 3,5 Grad über dem Mittel → führte zu frühzeitiger Vegetation, um 14 Tage früher als in langjährigen Vergleich (Westen: 21 Tage früher)
Ende April: Tiefsttemperaturen unter 0 Grad –> Spätfrostschäden gegeben, va. bei Obstkulturen.
Einer der 25. wärmsten war der Maibeginn, der zweitwärmste Juni brachte 80 Prozent weniger Niederschlagmenge im Norden und Osten: trockenster Juni seit 25 Jahren. Einer der 20. wärmsten Julimonate. Und der drittwärmsten Sommer seit Messbeginn brachte ein Dürreproblem. Der Gesamtwetterschaden betrug 210 Mio Euro. Im Jahr 2016 betrug der gesamtlandwirtschaftliche Schaden: 270 Mio Euro (Spätfrost), 2015 waren es 175 Mio (Dürre), 75 Mio, 2013: und 2012 waren es 240 Mio Euro (Dürre, Hochwasser, Hagel)

Wie reagiert man auf das Thema?

Umfangreichere Produktgestaltung der Versicherungen. PPP-System Privat: Public-Partnership-Modelle sind klug: 25 Prozent zahlen die Bundesländer, 25 Prozent der Bund. Sie werden für Risiken bei Hagel, Sturm, Überschwemmung, Frost bezuschusst.
Den Kampf gegen die Erderwärmung intensivieren: 95 Prozent der Lebensmittel kommen aus dem Boden, Bauern sind das Rückgrat unserer Gesellschaft, sie versorgen uns mit gutem Essen. Sie gilt es bei Bebauungen zu berücksichtigen und auch zu beschützen.

bodenlos macht arbeitslos: Mit weniger Böden gefährden wir 500.000 Arbeitsplätze
bodenlos macht brotlos: Versorgung mit Lebensmitteln ist gefährdet
bodenlos macht heimatlos: Schönheit Österreichs geht durch Zersiedelung verloren
bodenlos macht schutzlos: weniger Böden dadurch größere Schäden durch Unwetter
bodenlos macht zukunftslos: Wenn wir so weitermachen wie bisher, gibt es in 200 Jahren keine Agrarflächen mehr in Österreich für eine entsprechende Produktion von Lebensmitteln.

Lösungsansätze:

1) Bewusstsein schaffen, dass pro Tag so viele Flächen aus der Produktion genommen werden. Ein kleines Umdenken hat schon stattgefunden, es wird darüber diskutiert.
Bundesminster Ruprechter hat einen Masterplan vorgestellt, in dem die tägliche Neuverbauung auf 2,5 Hektar pro Tag gesenkt werden soll. Das wären 90 Prozent weniger als in der Vergangenheit. Es gibt baukulturelle Leitlinien des Bundes: Mit Flächen soll man sorgsam umgehen. Es sind Ansätze da, jetzt geht es um die Umsetzung.

2) Die Revitalisierung von Brachflächen ist teurer als Neubau auf der grünen Wiese: Sanierung birgt Risiko der Kontaminierung, es könnte Einwände des Denkmalschutzes geben. • Es bedarf wirtschaftlicher Anreizsysteme, damit leerstehende Industrieflächen in WS-Nutzung gebracht werden können. Das ist ein gutes Beispiel, wo Ökologie und Ökonomie sich perfekt ergänzen: Das schafft Arbeitsplätze und schütz Ressourcen.
• Österreichweite Flächenmanagement-Datenbank errichten: Damit man überhaupt weiß, wo Leerstand vorhanden ist.
•Strikte Voraussetzung für Neuwidmungen
•Schutz von qualitativ hochwertigen Agrarflächen: In der Schweiz gibt es 400.000 Hektar, die gesetzlich geschützt sind. Sie dürfen nicht verbaut werden.
•Klares Bekenntnis zum öffentlichen Verkehr. Dieser braucht weniger Verbauung
•In die Höhe bauen oder in die Tiefe, um rund um Einkaufszentren weniger Flächen zu verbauen.

Der Parkplatz bei Neuen Mittelschule Haslach wurde gut gelöst, es ist nicht alles verbaut.

Wir von der Hagelversicherung sind nicht gegen das Bauen sondern wir fragen, wie man strukturierter und intelligenter bauen kann. Mitglieder unsere Versicherungsvereins sind immer wieder mit Katastrophen konfrontiert. Die derzeitige Bodenpolitik lässt uns auf Katastrophe hinsteuern. Böden sind in mühsamer Arbeit entstanden. Böden sind durch die jahrtausendelange Bewirtschaftung über Generationen, zu Kulturgütern ersten Ranges geworden, die man in dieser Form nicht zerstören darf. Im Gegenteil, sie sind schützenswert und verdienen mehr Respekt. Es ist Zeit, die Böden als das zu betrachten, was sie sind: Sie sind Grundlage für unsere Ernährung, um den rasanten Bodenverbrauch in Österreich in Griff zu bekommen. In Bayern und Südtirol gelingt das bereits. Ansonsten stehen Arbeit, Sicherheit und Zukunft in Österreich zur Disposition. Verbauen wir nicht die Zukunft unserer Kinder!

Wünsche mir bzw. uns allen nicht ein Land ohne Äcker zukunftslos sondern weiterhin Land der Äcker zukunftsreich.

Moderator Helmut Eder: Es passiert schon viel, vor allem medial, aber ich frage mich, warum geschieht noch immer zu wenig?

Gerlind Weber: Boku Wien referiert unter dem Titel: „Landschaft verschandelt, Boden vergeudet –  Handlungsbedarf für die Raumordnung.“

Die Situation spitzt sich zu und wird immer dramatischer. Wir sind zum Umdenken bei der Raumordnung aufgerufen, aber wie kann man Verbesserungen herbeiführen?

Es gibt keine einfachen Rezepte. Wir schreiben auf einer Tafel, die bereits voll gekritzelt ist. Es gibt in Österreich einen unglaublich dynamisch hohen Bodenverbrauch, ein Großteil davon wäre gar nicht von Nöten. An verschiedenen Siedlungsenklaven kann man sehen: Es wurde viel vergeudet. Zum Beispiel die traditionelle Streusiedlungen im Mühlviertel. Um Höfe herum dazubauen, das ergibt einen chaotischen Fleckerlteppich, der durch Straßenbau viel Boden verbraucht.
Es gibt einen unstillbareren Baulandhunger: Es ist noch keine Sättigung zu erkennen
Fehlsteuerung in den rechtlichen Grundlagen: Wir brauchen verbesserte Vorschriften. Wenn man gutes Raumordnungsrecht hat, muss es toll vollzogen werden. Gemeinden sind aufgerufen. Sie hatten eine viel zu lange Leine in der Vergangenheit, es brauchte eine stärkere Aufsicht von Landesseite.

Fehlsteuerung schaukeln sich immer wieder mehr auf.

Warum ist es so kompliziert? Wo sind die Fehlschaltungen?
Die Baulandtreppe ist Lehrgut für Studenten im ersten Semester: Die Baureife geschieht stufenförmig die Klassifzierung:
• Grünland, • Bauerwartungsland, •nicht erschlossenes Bauland, •erschlossenes, nicht bebautes Bauland, •bebautes Bauland, •brachgefallenes, bebautes Bauland.

1 Grünland:
Mühlviertel hat eine intakte Kulturlandschaft, Bauernhof darf inmitten des bäuerlichen Flurs sein. Das ist die jungfräulichstes Kulturlandschaft. Der Gesetzgeber sagt: Grünland ist Restfläche (bedient euch, was übrig bleibt ist Grünland). Grünland ist zu wenig vor Umwidmung geschützt: Keiner muss sich rechtfertigen, warum er nicht den Altbau ausbaut sondern daneben neu baut. Es gibt keine Kriterien, warum Grünland erhaltenswürdig ist. Gründland hat hohe agrarstrukturelle Bedeutung, sie trägt das Landschaftsbild, wenn nicht alles verhäuselt ist. Aber man kann nicht definieren, warum es erhaltenswürdig ist, das ist das Problem. Das Resultat: Der Grundeigentürmer: wird als Baulandreserve von Grundeigentümer gesehen. Grünland ist regional oft schon knapp, zB: im Rheinland (Vorarlberg)

2. Bauerwartungsland:
es gibt schon Häuser, Bebauung und erschließen ist möglich, Die Hoffnung auf Umwidmung lebt. Bauerwartungsland ist die Kampfzone zwischen Grünlanderhalt und Baulandausweitung
Auf diesem Objekt passieren Interventionen auf allen Ebenen (Bgm., Bauherr, Grundbesitzer)
Der Kampf geht zugunsten der Umwidmung aus, trotz großer bestehender Baulandreserven wird immer weiter umgewidmet. Wachsende Gefahr von aktiver Bodenspekulation (Landraub) wird von Nicht-Bauern betrieben. Unternehmer veranlagen Geld in vorsorgliche Anlage von bäuerlichen Grund und Boden. Landraub ist nicht nur Thema in China, findet in anderen Dimensionen bei uns auch schon statt.

3. Unerschlossenes, unbebautes Bauland:
Planungsmehrwert wird schlagend: man hat ohne Investitionen wertvollen Grund, der bebaut werden könnte. Man drängt ins Bauland hinein.
Objekt „passiver Bodenspekulation“ → man bleibt darauf sitzen, Grund aufheben
gewidmete Flächen sind selten verfügbar. Man widmet, aber als Folge der Widmung soll die öffentliche Hand zahlen. Die Gemeinde erschließt nicht selbst, obwohl es Pflicht wäre. Das ist fatal: etwa ein Drittel des gewidmeten Baulandes sind nicht genützt. Sind „Widmungsleichen“, die oft in dynamischen Raum für die Landwirtschaft eine große Bedeutung haben. Bauern brauchen immer mehr Produktionsflächen für Landwirtschaft: Grüne Inseln im Siedlungsgebiet.

4. Erschlossenes, noch unbebautes Bauland:
Wiese mit Kanalanschluss und Straße: Ist volkswirtschaftliches Vermögen, das beim Fenster hinausgekübelt wird. Es sind Millardengräber in Österreich. Die Erschließung wurde nur ansatzweise genutzt.
Häufig sind sie durch Stichstraßen bodenzehrend und unwirtschaftlich erschlossen und schwer zu mobilisieren, da die Widmung jahrzehntelang zurückliegt. Der Grundbesitzer sitzt drauf, wartet noch mit Verkauf, etc… Der Gesetzgeber sagt aber: widmen, erschließen und zügig der Verwendung zuführen.

5. Bebautes Bauland:
Legalzersiedelung pur: Fleckerlteppiche, die aus dem Gesetz herausgewachsen sind. Teure Siedlungsstrukturen: 1 Kilometer Gemeindestraße, Gehsteig, Beleuchtung, Kanal und Wasserleitung kostet: 1,5 Mio Euro in der Errichtung, 25.000 Euro in der Erhaltung pro Jahr.

6. Brachgefallenes bebautes Bauland:
Leere Geschäftshäuser, Niedergang der historischen Kleinstadt- und Dorfzentren in strukturstarken Regionen. Ich darf mich nicht wundern, wenn ich Geld in die Peripherie trage, wenn zu wenig Geld in den Zentren hängen bleibt. Leute, die auf die grüne Wiese gelockt werden, weil die Sanierung teuer kommt. „Lass ma da Alte einmal stehen, bauen wir draußen neu mit großem Garten“ Wer die Außenentwicklung zulässt, darf sich nicht wundern, dass die Innenentwicklung nicht funktioniert.

Zunehmender Leerstand: Das Raumordnungsrecht spricht das nicht an, geht von der Vorstellung aus, dass auf der grünen Wiese erweitert wird.

Überlegungen Gerlind Weber:

Die absteigende Baulandtreppe – man geht den Weg hinunter.

Jede Stufe bekommt eine neue Richtung: Von innen nach außen denken: Nachnutzung brachgefallener Bebauung, Leerstandsmanagement, Schließen der Baulücken und Nachverdichtung

Ich muss mich mit nicht mit grüner Wiese beschäftigen, sondern mit den Fehlentwicklungen, um Lösungen herbeiführen zu können. Eine Gesamtstrategie muss das sein: innere Nutzungsreserven heben, einfrieren der äußerern Widmungsreserven. Das ist eine Stop and go-Strategie:

Baulandreserven gehören in den Gemeinden sofort eingefroren und es muss eine Umreihung der Prioritäten stattfinden: Bauland ist zu reduzieren. Überlegen: Wie kann Grünland besser geschützt werden?

Maßnahmen

setzten zur Nachnutzung brachgefallener Gebäude:
• Leerstands-Kataster: tabellarisch und geografischer Form. Vorausplanen für alle Gebäude, die innerhalb von 10 Jahren leerstehen werden.
• Etablierung eines professionellen Leerstandmanagement „Kümmerer“ →geht nicht auf Gemeindeebene, muss überregional sein und proaktiv gemacht werden: Mit Eigentümer reden, Förderungsmöglichkeiten durchbesprechen, neues Berufsbild: Leerstandsmanager
Ausbildung von ehrenamtlichen Leerstandslotsen: Pensionisten machen Kontaktaufnahme mit den Gebäudebesitzern.
• Sofortiger Stopp der Außenentwicklung! – Aufbruchstimmung vor Ort
• Bauberatung – Prämien zB: 10.000 Euro für Wohnraumschaffung im Zentrum

Die Krebsgeschwüre an Einkaufszentren, bringen sich eh selber um. Orte müssen sich bemühen die Mitte wieder zu beleben.

Was macht man mit dem was nicht mehr genutzt wird? Entscheidung für Abriss: Wohnbauförderung soll auch für Abriss herhalten.

2. Stufe: Schließung der Baulücken – Nachverdichtungspotenzial im Innenbereich
Druck anders erzeugen: Vorbehaltsflächen für den geförderten Wohnbau widmen: Gemeinde und Wohnbauträger haben proaktiv ein Ankaufsrecht, diese Liegenschaft zu erwerben. Gute Lage wird erreicht.

3. Bebauung schon erschlossenen unbebauten Bauflächen
können nicht auf einen Schlag mobilisiert werden –> Bauetappen einführen, abgegrenzt. Vorschriften, dass Bauherr zwei erst darf, wenn Bauherr eins gewisse Dinge erfüllt hat.
Zeitliche Abfolge im Baulandbereich soll bestimmt werden. Freigabe der öffentlichen Hand von diesen Bereichen: Mit Baulandvertrag könnte man erreichen, dass Erschließungskosten nochmal bezahlt werden – da braucht man aber den Gesetzgeber dazu.

4. Priorität: Bebauung von gewidmetem, noch unerschlossenem Bauland: nur Baulandflächen im inneren erlauben, Abgrenzen von Bauland, erschlossenes hat Vorrang für eine prioritäre Bebauung. Der Grundeigentümer muss sich an Erschließung beteiligen.

5. Keine Priorität Umwidmung von Grünland zu Bauland:
Widmungssteuer als Gegenleistung der Gemeinde. Vorschreibung einer Pönale für alle, die Baulandreduzierungspläne nicht einhalten. Ein Erschließungsplan, der die technische Machbarkeit und gesicherte Finanzierbarkeit nachweisen muss.

Wir müssen mit viel Mut und Courage dieses Thema angehen. Es gibt keine einfachen Rezepte, aber wir müssen weg von der grünen Wiese kommen und Raumordnung von innen nach außen umsetzen.

Mag. Elisabeth Koblmiller: Geografin aus Haslach:

Flächenverbrauch und technische Infrastruktur – eine teure Kombination (Bestandsaufnahme im Mühlviertel). Sie hat ihre Diplomarbeit 2016 geschrieben. Darin hat sie Analysen im Mühlviertel, in wachsenden Gemeinden und auch in schrumpfender Gemeinden gemacht.

Der Traum von Haus im Grünen ist vorherrschend, ein Einfamilienhaus nimmt viel Fläche ein, über 1000 m² Flächen werden gut nachgefragt. Zersiedelung: außerhalb von Ortszentren wird meist zersiedelt. Technische Infrastrukturkosten: Ein Zusammenhang ist schon sehr eindeutig: Je höher der Flächenverbrauch, umso höher der Verbrauch für die technischen Infrastrukturkosten. Zersiedelung: Je stärker zersiedelt wird, desto höher die Kosten für die Gemeinde. Es gibt ein Problem, weil es keine Kostenwahrheit gibt. Mehrkosten werden nicht von tatsächlichen Verursacherinnen getragen (Häuselbauer), sondern sie bleiben beim Land oder der Gemeinde, quasi den Steuerzahlern, hängen.

Infrastrukturnetze müssen bei Zersiedelung immer größer werden. Es steigen die Kosten, aber mitzahlen müssen alle (auch die, die im Ortskern wohnen). Das ist vielen nicht bewusst.

Was kann man tun?
• Leerstehende Gebäude wiederverwenden, • Baulücken in Siedlungskernen nutzen, •
Innen vor Außen-Entwicklung, • Bau von Reihenhäuser oder Wohnungen statt Einfamilienhäusern.

Es gibt einige Strategien, aber Probleme in der Umsetzung.
St. Georgen: 4-6 Häuser pro Jahr werden renoviert. Man muss jetzt auf leerstehende Gebäude ausweichen, weil es keine Baugründe auf der grünen Wiese mehr gibt.

Ulrichsberg oder Rainbach: Wiedernutzung ist nicht attraktiv: Bauherr muss Kompromisse eingehen: Bei der Sanierung ist man eingeschränkt, hat hohe Kosten. Viele tendieren zum Neubau.

Schließung von Baulücken: Probleme: Reichenau im Mkr. Schon gewidmete Baulücken können nicht mobilisiert werden, viele Bürger spekulieren auf Preise. In Ulrichsberg zeigt sich ein ähnliches Problem: Bewohner kaufen Nachbargrundstücke, um Garten zu vergrößern und zu verhindern, dass jemand hinzieht.

Höher verdichte Wohnformen: Nachfrage ist oftmals nicht genügend da.

Lösungsansätze:
• Kostenwahrheit schaffen: Kosten dem Verursacher anlasten → wenn man überlegt, neue Flächen zu widmen
• Revitalisierung alter Bausubstanz → Förderungen für Althaussanierungen
• Attraktivierung und höherer Bebauungsdichte (Kompakthäuser: 700 bis 800 m² St. Stefan)
Festhalten an ortsangepassten Strategien

Bgm. Alfred Mayr:

Wir sind in St. stefan nicht auf schlechtem Weg, wenn ich das höre. Wir haben im Ort viel umgesetzt, dank Architekt Josef Schütz. Es gibt in St. Stefan eine zufriedenstellende Entwicklung: Wir wachsen leicht und sind die erste Gemeinde, die im Ort schon flächendeckendes Glasfaserkabel hat. Wir machen das, damit Leute da bleiben. Wir bemühen uns, Gebäude in öffentlicher Hand bestmöglich zu nutzen. Multifunktionale Nutzungskonzepte: Kindergarten ist wieder in der Volksschule gezogen, im VS-Gebäude ist auch die Nahwärme, zwei Wohnungen wurden errichten, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach erbaut und das Mühlferdl-Carsharing in Schulgarage eingestellt.
Neubauten gibt es bei uns so nahe wie möglich beim Zentrum: Felserberg und Schmiedberg (mitten im Ort mit schöner Aussicht). Wir wurden für flächensparendes Bauen im Ortszentrum bereits ausgezeichnet.

Versiegelung: Wir haben beim Parkplatz beim Sportplatz geschaut: Rasenflächensteine.
Problem ist die erwungen Konkurrenzsituation unter den Gemeinden. Bei der Budgetverteilung geht es nach Köpfen. Daher muss sich jede Gemeinde etwas einfallen lassen, damit man attraktiv ist. Wohnbauförderung sollen in Richtung Altbausanierung attraktiviert werden – das andere dafür nicht mehr so sehr.

Diskussion:

Kniewasser Ludwig erzählt, dass er ein altes Haus hergerichtet hat und es sehr wohnbar ist. Es sei ein Vorurteil, dass eine Althaussanierung teurer als der Neubau ist.

Josef Schütz: Die Wohnzufriedenheit ist abhängig von Anforderungen, die jemand hat, nicht von der Glasfläche. Die Einstellung ist entscheidend für die Entscheidung, die man trifft. Gibt es eine Grundeinstellung für ein Leben im Ort? Es ist oft weniger Aufwand ein altes Haus im Zentrum zu erhalten, als einen Bungalow oder Stockhaus mit 1000m2 zu bauen.

Ulrike Schwarz: Kleinstrukturierte Gemeinde: Die Finanzierung erfolgte aber über die Zahl der Einwohner: Wir müssen da etwas verändern, sonst kann man in Raumordnung nichts ändern. Wie geht man damit um: Wenn es weniger Ackerfläche gibt, der Ertrag aber besser ist. Die Landwirtwschaft produziert Überschuss in vielen Bereichen.

Mario Winkler: Mittlerweile ist es durch entsprechende Bodenbewirtschaftung, Bodenbearbeitung, Hilfsmitteleinsatz möglich, auf weniger Fläche den Ertrag zu steigern. Wir dürfen uns nicht erlauben in Österreich zu sagen: Eine Bewirtschaftungsform ist besser: Konventionell vs. Biologisch. Wir haben aber einen hohen Anteil an Biofläche, mehr als 20 Prozent.
Wir müssen noch mehr in biologische Landwirtschaft investieren: Wenn der Butterpreis aber hoch ist und das Bier teurer wird, stellt sich die Frage: wieviele Konsumenten wollen diesen Mehrwert bezahlen? Viele gehen trotzdem zum Diskonter. Auf die Diskusison biologisch – konventionell dürfen wir uns nicht, wenn es keinen Boden mehr gibt, entfällt diese Debatte.
Schauen wir uns auf das Bissl was wir noch haben, indem wir eine entsprechende Intensivierung schaffen. Wir müssen soviel erwirtschaften, dass man über die Runden kommt.

Gerlin Weber: Quantitativer und qualitativer Bodenschutz hängen eng zusammen: Man muss das im Auge behalten: Die Landwirtschaft ist Opfer des Klimawandels, dreht aber am Rad des Klimawandels emsig mit. Alles wird extensiviert. Man muss aber Flächen quantitativ zur Verfügung haben, bei manchen Kulturen könnten wir ein Drittel mehr Flächen haben. Wo sind die, ich sehe sie nicht.

Wöss Haslach:
Problem Elternhaus von Frau: Sohn hätte das übernommen, ist aber nicht mehr zu sanieren. Es steht im Grünland und es wird nicht umgewidmet. Sohn baut jetzt auf der großen Wiese. Das alte Haus steht in einem Ortsteil mit fünf Häusern.

Es stellt sich die Frage: Sanieren ohne niederreißen und neu aufbauen. Niederreißen weil es bequemer ist für die Bauwirtschaft. Sehr kritisch hinterfragen, ob es notwendig ist. Sanierung wie Maulwurf: von innen nach außen.

Meldung aus dem Publikum:
Infrage stellen: wer hat welche Wertigkeit: Der Ökonom hat heutzutage mehr zu sagen, wie der Biologe. Wir müssen alles qualitativer und lebenswerter gestalten, aber es spricht der Ökonom, nicht der Biologe. Das müsste man in der Gesetzgebung mehr verankern lassen: Bei der Qualität des Lebens wäre die Biologie im Vordergrund zu sehen.

Edith Aedy: Lichtenberg: Wie kann man Gemeindepolitiker so wählen, dass nicht Verschandelung stattfindet? Wie kriegt man Leute rein, die sich dagegen aussprechen? Ständig kommt da Argument der Arbeitsplätze und dass die Gemeinde damit verdienen würde.

Alfred Mayr: Die Leute motiviert, selber reinzusitzen, mitzudenken, andere Gedanken die Denkweise verändern. Diese Bereitschaft für die Ortspolitik ist nicht so da. Viele verlassen sich: Da sind eh welche, die sollen sich kümmern. Es braucht einen guten Mix in der Gemeinde, wo alle vertreten sind. Man darf nicht über die anderen drüberfahren. Es scheitert aber leider oft am bürgerlichen Engagement.

Weber: In der Landgemeinde wird kein Bebauungsplan gemacht, kein Gesamtkonzept, das ist Einheit in der Vielfalt. Auf Bebauungsplan drängen, Bauberatung machen (Architekt als ständiger Berater). Viele Leute (Mitarbeiter auf Gemeinden) können Pläne nicht lesen, es braucht einen Mindestkonsens im Umgang: keine Satteldächer, keine Flachdächer, etc.

Mayr: Es gibt den Bauberatungsscheck in St. Stefan, aber man hat gesehen, die Bürger müssen das auch annehmen. Die Leute müssen mittun und Engagement zeigen.

Oskar Leibetseder: Wenn man in Haslach schaut, es gibt eine gute Gastronomie. In Hörleinsödt werden bald von 20 Häusern, 10 nicht mehr bewohnt sein. Wie kann man diese Baulücken schließen, wenn andere Häuser leer werden. Der Bürgermeister sagt, man kann nichts tun. Es ist Schade um ländliche Struktur. Es wird überall „goa“. Gehts nur um Macht und Geld, dass die zuständigen Politiker Geld aufs Land außer bringen. Ich wünsche mir, dass die Kinder sagen, ich will das Haus von Mutter und Vater übernehmen.

Weber: 40 Prozent aller Landgemeinden schrumpfen, das ist ein Tabuthema: Appell an die Bürgermeister lautet ständig: „Ihr müsst wachsen.“ Tatsache ist aber das Schrumpfen: Wie wollen wir in der Gesellschaft damit umgehen, das ist die entscheidende Frage: Wir werden nicht alles halten können, daher brauchen wir Regeln, wie wir rückbauen, oder gewisse Gebäude der Natur überlassen. Großer Appell an die Gemeinden: Hinwirken, dass echte Vorarbeit geleistet wird, damit darauf Antworten gegeben werden können.

Schlussrunde – Resümee: Was kann jeder einzelne tun?

Mayr: persönliches Engagement in der Gemeindepolitik: Nicht nur darauf verlassen, dass die anderen das eh noch tun. Wir sind in der Gemeinde in Konkurrenzposition: Es kann ein blöder Wettkampf entstehen.

Weber: Boden sparsam zu verwenden und nicht verschleudern.

Koblmiller: Bewusstseinsbildung, klar machen, welche Konsequenzen der hohe Bodenverbrauch hat.

Winkler: Hinterfragen, welche Welt wollen wir den Kindern hinterlassen?

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