Naturkindergarten St. Stefan-Afiesl
Täglich die Natur mit allen Sinnen entdecken

In der Natur schmeckt die Jause noch besser. Man lässt den Kindern bewusst Zeit dazu.  | Foto: Helmut Eder
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Die Kinder finden im Naturkindergarten Zeit, um Käfer zu beobachten, das Plätschern des Baches zu erspüren, Blätter zu sammeln und einfach zu sein. Davon überzeugte sich die BezirksRundSchau bei einem Besuch.

ST.STEFAN-AFIESL. Seit Herbst 2021 wird der Kindergarten St. Stefan-Afiesl auf Initiative der Kindergartenleiterin Irene Kitzberger als Naturkindergarten geführt. Als wesentliches Element nennt sie das tägliche gemeinsame Gehen in der Natur. Grundsätzlich versuche man bei jeder Witterung, sich zumindest kurz in der Natur zu bewegen. Kitzberger philosophiert: „Die Kinder lernen dabei das Fallen und Wiederaufstehen, um mit Selbstbewusstsein und innerem wie äußerem Gleichgewicht ihren Lebensweg gehen zu können. Fallen, wieder aufstehen, fallen und erneut aufstehen – wie im alltäglichen Leben.“ An jenem Dienstag steht ein längerer Ausflug in der Natur an. Um 9 Uhr startet die Integrationsgruppe los. „Heute sind nur sieben Kinder von achtzehn dabei, die anderen sind krankheitsbedingt zu Hause. Scharlach“, erfährt man.

Kindern bewusst Zeit lassen

Auf dem Weg, umgeben von Vogelbeerbäumen und vielfältigen Sträuchern, geht es an der „Goaßwoad“ mit den großen Steinen vorbei. Die Ziegen grüßen mit einem lauten „Mähh.“ Auf einer bunten Blumenwiese am Waldrand mit Blick auf die herrliche Kulisse des Mühlviertels werden die Decken ausgebreitet. Es wird ausgiebig „gejausnet.“ In der Natur schmeckt das Essen gleich noch besser. Man lässt den Kindern bewusst Zeit. „Seien wir mutig und voller Vertrauen, dass Kinder sich auch im Sinne der lebendigen Natur ganz von selbst entwickeln, wenn wir ihnen die Möglichkeit bieten, sich so wie die Raupen an Erfahrungen 'satt fressen zu dürfen', bevor sie sich zu einem Schmetterling entwickeln“, erklärt Irene Kitzberger, ausgebildete Kindergarten-, Hort-, und Waldorfpädagogin und Mutter von zwei Kindern.

Sie hat im November 2020 die Kindergartenleitung übernommen. Ihre Naturpädagogikerfahrung hat sie während ihrer sechsjährigen Tätigkeit bei der Waldorfkindergruppe Walding gesammelt. „Man kann ja auch einem Schmetterling keine Flügel anmachen,“ ergänzt sie. Kamil tobt mittlerweile mit seiner Begleiterin Angelika Hanner auf dem danebenliegenden Naturabenteuerspielplatz, zwei weitere Kinder schließen sich an. „Einige Kinder können nicht so lange ruhig sitzen,“ erklärt Hanner. Die Schaukeln, Rutschen und Klettermöglichkeiten werden in vollen Zügen ausgeschöpft.

Die Natur selbständig entdecken

Julian und Paul haben sich einen kleinen gefällten Fichtenstamm gefunden. „Den nehmen wir zum Bach mit.“ Durch „das Nadelwaldtor“ wandert die Gruppe weiter in den Wald hinein. Hier gibt es neben mit Moos bewachsenen Steinen Baumstümpfe und Wurzeln. Gute Gelegenheiten zum Klettern und die Natur zu entdecken, bieten sich an. Daniel, Julian und Timo erkunden den Bach nebenan, ein Grasfrosch erregt die Aufmerksamkeit. Lili und Marlena wollen es ruhiger. Auf Einladung von Irene Kitzberger sitzen sie auf einer Decke und lauschen der Geschichte von der „Wilden Biene.“ Vorbei geht es am Barfußweg, der erprobt werden will. Hier trifft man auf Kinder der „Regelgruppe“ mit 23 Kindern, die zur gleichen Zeit „der Natur auf der Spur“ waren. Gemeinsam geht es zurück am „große Ameisenhaufen“ vorbei zum Kindergartengebäude.

Nachhaltigkeit leben

Was den Naturkindergarten sonst noch auszeichnet? Jeden Freitag ist Kochtag. Da bereiten sie gemeinsam eine biologische Jause zu. Die Lebensmittel dazu werden beim regionalen Nahversorger „Stefansplatzerl“ eingekauft. Auch sonst setzt man auf Nachhaltigkeit: „Es ist für uns selbstverständlich, dass wir beim Kauf, ob Bastelmaterial, Spielmaterial oder bei Verpackungen, Plastik vermeiden“, ergänzt Kitzberger. Jeden Mittwoch wird beim „Figurentheatertag“ im freien Spiel die Fantasie angeregt. Auch beim Zubau, der im Herbst bezogen wird, werde naturnahe und mit viele Holz gebaut.

Zur Sache:

Was uns die Natur bietet…
Gedanke auf der Website des Natur-Kindergartens St. Stefan-Afiesl:

Hat man je daran gedacht einer Raupe das Fliegen beizubringen?
Nein, denn man weiß, dass die Raupe fressen muss, damit sie sich zuerst verpuppen kann und in der Stille ganz von selbst ein Schmetterling werden kann.
Seien wir mutig und voller Vertrauen, dass Kinder sich auch im Sinne der lebendigen Natur ganz von selbst entwickeln, wenn wir ihnen die Möglichkeit bieten, sich so wie die Raupen an Erfahrungen „satt fressen“ zu dürfen.

Nach und nach entsteht durch das Wirken der Pädagoginnen und der Kinder sowie durch engagierte Eltern und andere HelferInnen etwas Wunderbares und Entschleunigendes für die Kinder in einer besonderen Landschaft:

Die Kinder haben Zeit
Zeit, zum Käfer beobachten,
Zeit, den Wolken zuzuschauen,
Zeit, Blumen zu pflücken,
Zeit, durch das grüne Gras zu laufen,
Zeit, den Vögeln zu lauschen,
Zeit, Matsch zu kneten,
Zeit, Schneeflocken mit der Zunge zu fangen,
Zeit, in Pfützen zu springen
und das Abenteuer Naturkindergarten in vollen Zügen zu erleben.

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