Nichtstun bringt Frust
Asylwerber in Oberösterreich würden gerne arbeiten, dürfen aber vom Gesetz her nicht.
BEZIRK (hed). 143 männliche Asylwerber, die in Oberösterreich in Wohnprojekten der Volkshilfe betreut werden, befragte der Haslacher Stefan Kitzberger bei seiner wissenschaftlichen Abschlussarbeit am Department für Soziale Arbeit der an der Fachhochschule für Sozialberufe. Das Thema: „Gesetzlich erzwungene Erwerbslosigkeit von Asylwerbern“. Im Gespräch informiert er über die Ergebnisse der Studie.
BezirksRundschau: Wie sind Sie auf das Thema gekommen?
Kitzberger: Durch meine Arbeit in unseren Wohnheimen. In Gesprächen erfuhr ich, dass viele Asylwerber eine gute Ausbildung haben und hier gerne arbeiten würden. Das ist aber aufgrund der gesetzlichen Lage in Österreich nicht erlaubt. Ich wollte auch wissen, wie sich diese Arbeitslosigkeit auf die Betroffenen auswirkt.
Laut Ihren Befragungen, will ein Großteil der Asylwerber gerne arbeiten?
Kitzberger: Ja, 84 Prozent gaben an, sie würden jede Art von Arbeit annehmen. Die Mehrheit leidet unter der erzwungenen Erwerbslosigkeit.
Wie erleben die Betroffenen ihre Arbeitslosigkeit?
Kitzberger: Generell negativ. Die Arbeitslosigkeit wirkt sich zermürbend auf die Psyche aus und zerstört das Selbstbewusstsein. In unserer Gesellschaft wird dies durch die Tatsache verstärkt, dass der Mann über seinen Beruf definiert wird und sich in der Rolle des Ernährers wiederfindet. 86 Prozent leiden daran, dass sie von Sozialleistungen leben müssen, obwohl sie ja selbst für sich sorgen könnten. Auch gesundheitliche Auswirkungen wurden genannt.
Wussten die Asylwerber vor ihrer Flucht, dass sie in Österreich nicht arbeiten dürfen?
Kitzberger: 76 Prozent der Befragten war das nicht bewusst, 46 Prozent haben es erst vor Ort erfahren. 75 Prozent erfahren auch während ihres Aufenthaltes hier nicht, welche Möglichkeit sie hätten, eingeschränkt einer Beschäftigungen nachzugehen.
Welche Schlüsse ziehen sie aus den Ergebnissen?
Kitzberger: Die Asylwerber in unseren Wohnprojekten müssen als gleichwertige Gesprächspartner angesehen und in Entscheidungsfindungen einbezogen werden. Wichtig ist es, das wir alle beschränkten Möglichkeiten aufgreifen, um ihnen Chancen aufzuzeigen, wie sie die Zeit während des Asylverfahrens möglichst sinnvoll nützen können. Wesentlich ist, die Entscheidungsträger zu überzeugen, dass sie den Asylwerbern den Arbeitsmarktzugang ermöglichen, um deren Situation zu verbessern.
Gäbe es in Bezirk Möglichkeiten Asylwerber zu beschäftigen?
Kitzberger: Ja, es wären Betriebe vorhanden, die Lehrstellen beziehungsweise Arbeitsplätze anbieten würden. Gerade in Mangelberufen.
Zur Sache:Stefan Kitzberger (25) ist seit drei Jahren Als Flüchtlings- und Migrantenbetreuer bei der Volkshilfe Oberösterreich tätig. Er betreut das Asylwerber- Wohnprojekt in Pfarrkirchen und Oberkappel (hier zusammen mit Lucia Peinbauer). Die Befragung beschränkte sich auf männliche Aslywerber. Sie haben in den Volkshilfe - Wohnprojekten einen Anteil von rund 60 Prozent.
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