Den Firmen fehlen die Arbeiter
Ein ernster Kreislauf: Ohne Arbeiter keine Firmen, ohne Firmen kein Arbeiter.
von Evelyn Pirklbauer
Die Wirtschaftskammer und der Wirtschaftspark Oberes Mühlviertel haben ein Problem: Sie haben zigtausende Quadratmeter Grund für Betriebsansiedelungen. Unternehmen kommen jedoch nur, wenn es auch Fachkräfte gibt. Ein Großteil der Fachkräfte des Bezirkes pendelt aber bekanntlich nach Linz zum Arbeiten. Mit den geburtenschwachen Jahrgängen kommen auch weniger Lehrlinge nach.
„Wir bekommen Betriebe nur, wenn auch Fachkräfte da sind – die sind wichtiger, als eine Autobahn“, sagt Herbert Mairhofer, Obmann der Wirtschaftskammer Rohrbach. „Die Abwanderung bei den Lehrlingen ist noch gefährlicher als bei den 30-Jährigen, denn die kommen wahrscheinlich nicht mehr zurück.“ Mit der Kampagne „Fahr nicht fort, lern im Ort“, die heuer an sieben Hauptschulen gleichzeitig stattfinden wird, sollen schon Schüler auf attraktive Arbeitgeber im Bezirk aufmerksam werden.
Wenig Arbeitslose als Problem
Der Bezirk Urfahr-Umgebung kämpft, wie Rohrbach, mit einer sehr niedrigen Arbeitslosenquote. Womit sich die Wirtschaft einerseits rühmt, bringt ihr auf der anderen Seite Probleme: Arbeitskräfte fehlen. Auch hier sollen die Pendler der Schlüssel sein: „Wir wollen Pendler zurückholen und attraktiver werden“, sagt Reinhard Stadler, Wirtschaftskammerobmann des Bezirks Urfahr-Umgebung.
Um Betriebe in den Bezirk zu bekommen, soll in jeder der drei Subregionen ein Inkoba-Gebiet entstehen. Für die Lehrlinge werden ähnliche Aktivitäten gesetzt wie im Bezirk Rohrbach: Mit verschiedenen Projekten werden Schüler und Lehrer für das Thema Wirtschaft sensibilisiert. Aktuell werden im Bezirk 750 Lehrlinge in 290 Betrieben ausgebildet.
„Das Denken hört nicht an den Bezirksgrenzen auf“, sagt Stadler. Deshalb werde gemeinsam mit dem Bezirk Rohrbach in Ottensheim Stauforschung betrieben. Der Westring ist sowohl für Herbert Mairhofer als auch für Reinhard Stadler unerlässlich. Stadler spricht sich außerdem für eine S-Bahn mit Park&Ride-Knoten zwischen Linz und Hagenberg sowie Pregarten aus.
Gründe für Pendeln erfragen
Erforscht werden derzeit auch die Gründe für das Auspendeln aus dem Bezirk Rohrbach. Nach genauen Kriterien hat jeder Bürgermeister aus dem Bezirk Rohrbach zehn Pendler ausgewählt. Sie haben einen Fragebogen ausgefüllt. Dessen Auswertung soll die Antwort darauf bringen, warum die Rohrbacher auspendeln. Ergebnisse gibt es im April.
„Unser größtes Problem ist der Fachkräftemangel“, sagt Wolfgang Schirz, Bürgermeister von St. Martin und Obmann des Wirtschaftsparks Oberes Mühlviertel. „Unsere gute Arbeitslosenquote ist schlecht, Unternehmer zur Ansiedelung zu motivieren“, sagt er weiter. 20.000 Menschen pendeln aus dem Bezirk Rohrbach in den Zentralraum. Für Schirz stellt sich auch die Frage: „Was müssen wir den Pendlern mitgeben, um auf die Kosten des Pendelns aufmerksam zu machen?“
Die Unternehmen des Bezirks müssten bekannter und damit attraktiver werden. „Wir können die Abwanderung aus dem Bezirk nur stoppen, wenn wir Arbeitsplätze haben“, sagt Schirz. Ansonsten komme es unweigerlich zu einer weiteren Aushöhlung des ländlichen Raums, wodurch dieser wiederum noch unattraktiver werde.
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