Solidarität
Haussammlung unterstützt Menschen in Not in der Region

Stefanie Brucker, Leiterin der Sozialberatung Salzburg und Johannes Dines, Direktor der Caritas Salzburg. | Foto: Lisa Gold
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Von ersten bis 31. März 2023 machen sich freiwillige Haussammlerinnen und Haussammler aus den Salzburger Pfarren auf den Weg, um für Menschen in Not Spenden zu sammeln. Die Caritas Salzburg ruft zur Solidarität auf. 

SALZBURG. Für die Caritas und die Pfarren in Salzburg ist die Haussammlung die wichtigste Sammlung im Jahr und "ein Lebensnerv der Hilfe für die Schwächsten in unserer Gesellschaft", sagt der Direktor der Caritas Salzburg, Johannes Dines. Start für die jährliche Spendenaktion ist am ersten März - einen Monat lang machen sich die Haussammler auf den Weg, um Spenden für Menschen in Not in der unmittelbaren Umgebung zu sammeln.

Starke Anstieg bei der Sozialberatung

Dies sei notwendiger denn je - denn die Zahlen aus der Sozialberatung der Caritas seien "alarmierend", so Dines. Im Vergleich Jänner 2022 auf Jänner 2023 hat sich die Zahl der beratenen Personen verdoppelt, alleine von Dezember 2022 auf Jänner 2023 waren es um etwa 37 Prozent mehr Menschen, die beraten wurden, heißt es bei der Caritas.

Insgesamt wurden in der Sozialberatung der Caritas Salzburg 2022 gesamt 3.500 Personen beraten. Der Bedarf dürfte jedoch höher sein.

"Wir gehen davon aus, dass zumindest zehn Prozent sogenannte ‚Lost Calls‘ sind. Menschen melden sich, aber kommen telefonisch nicht durch und geben nach zwei bis drei Mal auf, weil wir den Ansturm personal- und ressourcenbedingt gar nicht schaffen", betont der Caritas-Direktor. 

Harald Mattel, Pfarrer von Seekirchen, und Johannes Dines, Direktor der Caritas Salzburg. | Foto: Lisa Gold
  • Harald Mattel, Pfarrer von Seekirchen, und Johannes Dines, Direktor der Caritas Salzburg.
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Armut betrifft immer mehr Menschen

Die Armut greife auch immer mehr in den Mittelstand über. „Zum einen sind das diejenigen, die bisher schon zu wenig zum Leben hatten. Dazu geraten nun mehr und mehr Menschen in oft ausweglose Situationen, die zwar im Arbeitsleben stehen, aber zu wenig verdienen, um Geld zurücklegen zu können, denen also monatlich nichts übrig bleibt. Sie können die Mehrkosten und Nachzahlungen kaum stemmen“, erklärt Dines.

Starke Kostensteigerungen bei Lebensmittel, Energie, Heizen und Mieten würden immer mehr Menschen in die Sozialberatung bringen - das belege die Zunahme der Erstkontakte, die man bei der Caritas-Sozialberatung verzeichnet, weiß deren Leiterin Stefanie Brucker.

"Die Zahl der Erstkontakte hat sich im Jahresvergleich 2021 auf 2022 verdreifacht", sagt Brucker.

Betroffen sind sowohl Pensionisten aber auch Menschen, die im Arbeitsleben stehen, aber zu wenig verdienen, um Geld auf die Seite legen zu können. 

Silvia Kroisleitner, Leiterin des Caritas-Zentrum Zell am See und Johannes Dines, Direktor der Caritas Salzburg. | Foto: Lisa Gold
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Gutscheine und Formulare ausfüllen

Hinter den Beratungen stehen Schicksale, die auch die Mitarbeiter selbst "oft schlucken lassen", wie Brucker betont. "Kürzlich kam eine Mutter von drei Kindern, die sich von ihrem gewalttätigen Mann getrennt hat und wortwörtlich nichts mehr hatte. Für die erste Hilfe haben wir ihr Gutscheine für den Carla-Shop und Windel-Gutscheine für das jüngste Kind gegeben. Dann ging es darum, dass die finanzielle Unterstützung ins Laufen kommt, also ein eigenes Konto eröffnen, Formulare für den Antrag auf Familienbeihilfe und Sozialhilfe ausfüllen sowie Pflegegeld für die Tochter beantragen", schildert Brucker eines der vielen Schicksale. "Einer Mindestpensionisten konnten wir mit Holz-Gutscheinen aushelfen, damit sie ihre Wohnung heizen kann. Die Armut zieht sich quer durch alle Altersgruppen", so Brucker. 

Silvia Kroisleitner, Leiterin des Caritas-Zentrum Zell am See | Foto: Lisa Gold
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Rückzug aus dem sozialen Leben

Ähnliches weiß auch Silvia Kroisleitner, Leiterin des Caritas-Zentrum Zell am See (Pinzgau) zu berichten. "Letzte Woche war eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern bei mir. Sie arbeitet nun 30 statt bisher 20 Stunden, wegen der Teuerungen bleibt aber am Monatsende nicht mehr übrig. Mütter erzählen immer wieder, dass besonders schwer für sie ist, wenn ihre Kinder zu Geburtstagsfeiern eingeladen werden, da braucht es ein Geschenk. Oder wenn ihre Kinder gemeinsam mit anderen Kindern etwas unternehmen möchten. Da gilt es dann Ausreden zu suchen. Es findet ein Rückzug aus dem sozialen Leben statt", sagt Kroisleitner.

Haussammlung hilft in der Region

Hinzu komme, dass gerade jene Menschen, die über ein niedriges Einkommen verfügen meist mit überdurchschnittlich hohen Energiekosten konfrontiert sind. "

Denn sie leben oftmals in älteren Wohnungen, die veraltete und energieintensive Öl- oder Stromheizungen haben. Dazu kommen mangelnde Dämmung und Elektrogeräte mit schlechter Energieeffizienz", schildert Dines. 

Mit der Caritas-Haussammlung werden gezielt Menschen in Not aus der eigenen Region unterstützt. 40 Prozent der Spenden bleiben in den Pfarren für unmittelbare Hilfe in der Nachbarschaft und in der Gemeinde, 60 Prozent gehen über die Caritas an Menschen in Not in der Region.

Harald Mattel, Pfarrer von Seekirchen, und Johannes Dines, Direktor der Caritas Salzburg. | Foto: Lisa Gold
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Für die Pfarren selbst ist die Haussammlung ein wichtiges Instrument, um sich solidarisch zu zeigen und "an der Seite derer zu stehen, die in Not sind“, sagt Harald Mattel, Pfarrer von Seekirchen und führt weiter aus.

"Durch die Haussammlung kann diese Haltung ganz konkret werden. Wir übernehmen Verantwortung, wir erklären uns solidarisch – und wir können als Gemeinden mit Hilfe aller Gemeindemitglieder ganz konkret Hilfe leisten", so Mattel. 

Solidarität in der Gesellschaft

Bei der Caritas hofft man auf eine hohe Spendenbereitschaft der Salzburgerinnen und Salzburger. "Jeder Euro ist wichtig. Es geht nicht nur darum, große Summen zu spenden. Egal, wie klein oder groß der Beitrag ist, wir können damit Menschen in Not unterstützen. Ich bitte all jene, die nicht jeden Euro umdrehen müssen, um Hilfe", sagt Dines. 

Die Caritas selbst hat das Ziel, nachhaltige Lösungen und Perspektiven für die Betroffenen zu finden. Die Kosten sind jeden Monat zu bezahlen. Wir beraten hinsichtlich staatlicher Leistungen, klären, ob andere Ansprüche bestehen, die dem Klienten nicht bekannt sind, helfen bei den Anträgen. Da geht es auch viel um Prävention", sagt Dines. 

Informationen zum Spendenkonto der Caritas-Haussammlung:
Spendenkonto
Caritasverband der ED Salzburg
IBAN AT84 2040 4000 4020 2038
Verwendungszweck: Haussammlung 2023

Einen Kommentar zu dem Thema findet ihr hier:

Solidarität als zentrales "Instrument" unserer Gesellschaft

Einen Bericht zum Thema Teuerungen und zu "Armut Teilen" findet ihr hier:

Teuerungen sorgen für steigende Anfragen bei "Armut teilen"
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