Corona-Pandemie
"Viele Jugendliche kämpfen mit Ängsten und einer Leere"

Die Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt von der Kija Salzburg fordert eine Öffnung der Sportvereine und der außerschulischen Jugendarbeit.  | Foto: Kija/Marco Riebler
  • Die Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt von der Kija Salzburg fordert eine Öffnung der Sportvereine und der außerschulischen Jugendarbeit.
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Die Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt von der Kija über die Corona-Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und Jugendliche.

SALZBURG. Dass vor allem Kinder und Jugendliche in erheblichem Ausmaß von den Corona-Schutzmaßnahmen und den damit verbundenen Einschränkungen betroffen sind, bestätigt auch Andrea Holz-Dahrenstaedt von der Kinder- und Jugendanwaltschaft Salzburg (Kija). Das Stadtblatt hat mit der Kinder- und Jugendanwältin über die psychischen Auswirkungen der Pandemie, über Konflikte in der Familie und über Forderungen zur Öffnung von Sportvereinen gesprochen.

Kinder- und Jugendpsychologen schlagen aufgrund der stark steigenden Fälle von psychischen Erkrankungen Alarm. Auch Sie in der Kija haben vor den schweren Folgen für Kinder und Jugendliche gewarnt. Mit welchen Problemen waren Sie in den vergangenen Monaten konfrontiert?
Holz-Dahrenstaedt:
Die Pandemie dauert jetzt knapp ein Jahr, das ist für Kinder eine sehr lange Zeitspanne. Vor allem bei kleinen Kindern passiert in einem Jahr in der Entwicklung sehr viel – und hier muss man sich die Frage stellen: Was macht das mit Kindern, wenn man Nähe nur bedingt zulassen kann, Abstand gehalten werden muss, wenn man Oma und Opa nicht umarmen soll? Bei Jugendlichen zeigt sich ein deutlicher Anstieg an psychischen Belastungen und dieses Phänomen betrifft junge Menschen quer durch alle Gesellschaftsschichten, auch aus intakten Familien.

Welche psychischen Auswirkungen beobachten Sie konkret?
Holz-Dahrenstaedt:
Angststörungen, Depressionen, auch Ess-Störungen. Viele junge Menschen haben mit einer Leere und einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit zu kämpfen, hinzu kommt die Sorge, dass die Eltern oder Großeltern an Corona erkranken könnten. Kinder und Jugendliche brauchen soziale Kontakte mit Gleichaltrigen, Isolation ist nicht gesund für ihre Entwicklung. Insgesamt hatten wir es im Jahr 2020 mit 2.836 Einzelfällen zu tun. Bei der Beratungsarbeit zeichnet sich klar eine Verstärkung psychischer und gesundheitlicher Probleme ab, die zu 60 Prozent in einem direkten Zusammenhang mit der Pandemie stehen. Wo chronische Konflikte innerhalb der Familie sind, leiden die Jugendlichen extrem.

Ist es für die Kija während der Pandemie auch schwieriger, Kinder und Jugendliche zu erreichen?
Holz-Dahrenstaedt:
Durch Schulschließungen und Kontaktreduktionen war es dem Team der kija immer wieder verwehrt, Workshops an Schulen abzuhalten. Diese Workshops dienen häufig als Türöffner für die Anfragen von Jugendlichen. Nach einem Workshop mit 25 Schülern ergeben sich im Anschluss im Schnitt weitere fünf Einzelgespräche. Viele Probleme werden sich dadurch erst viel später zeigen. ‚Durchtauchen’ ist für manche die einzige Möglichkeit. Wenn sich die Situation wieder normalisiert, trauen sich viele Kinder erst, ihre Gefühle und Erfahrungen zu offenbaren. Bei vielen besteht auch ein Schamgefühl und Loyalitätskonflikt, etwa bei psychischer Gewalt in der Familie. Da braucht es den direkten sozialen Kontakt und Vertrauen, damit sich Jugendliche öffnen und über solche Themen sprechen. Umso wichtiger ist es, die präventive Arbeit so bald wie möglich wieder aufnehmen zu können.

Neben den Schulen sind auch Sportvereine und Jugendzentren von den Maßnahmen betroffen. Was macht das mit Heranwachsenden, wenn diese Strukturen über eine so lange Zeitspanne wegfallen?
Holz-Dahrenstaedt:
Kinder brauchen Struktur, eine Öffnung #+von Sportvereinen oder Jugendtreffs wäre so wichtig. Spielen mit anderen Kindern, Spaß haben, Fußball spielen, das macht glücklich. Wenn das alles wegfällt, entsteht eine Leere. Es gibt sehr gute Sicherheitskonzepte und es ist nicht einzusehen, warum Kinder und Jugendliche beispielsweise nicht Fußball spielen dürfen im Verein. Viele Kinder und Jugendliche spüren eine Ausweglosigkeit, das #+Vertrauen darauf, dass etwas besser wird, geht verloren.

Welche Forderungen richten Sie an die Politik?
Holz-Dahrenstaedt:
Es müssen Öffnungsschritte für Vereine und außerschulische Jugendarbeit gesetzt werden. Zudem muss in ein psychisches Auffangnetz investiert werden, etwa in Stabilisierungsgruppen und niederschwellige Beratungen.

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