Kinder und Jugendliche leiden
Gewalt und Gefährdungen nehmen zu

Gemeinsames Engagement für weniger Gewalt in Familien und der Stadt: Sozialarbeiterin Isabella Stürzl, Leitender Sozialarbeiter Wolfram Günther, Stadträtin Anja Hagenauer, Abteilungsvorstand Patrick Pfeifenberger und die Leiterin der Kinder- und Jugendhilfe Adelheid Moser.
 | Foto: Stadt Salzburg/Alexander Killer
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  • Gemeinsames Engagement für weniger Gewalt in Familien und der Stadt: Sozialarbeiterin Isabella Stürzl, Leitender Sozialarbeiter Wolfram Günther, Stadträtin Anja Hagenauer, Abteilungsvorstand Patrick Pfeifenberger und die Leiterin der Kinder- und Jugendhilfe Adelheid Moser.
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Nicht nur die Wirtschaft, sondern vor allem viele Kinder und Jugendliche leiden in Salzburg unter der Corona-Lage. Die Kinder- und Jugendhilfe der Stadt Salzburg berichtet über die herausfordernde Arbeit und verzeichnet eine deutlich gestiegene Zahl der Meldungen, wie Gefährdungsabklärungen, Wegweisungen und Betretungsverbote.

SALZBURG. Als wohl "wichtigstes Thema", bezeichnet Stadträtin Anja Hagenauer (SPÖ) die Notwendigkeit, für Kinder und Jugendliche einzutreten. "Die Gewalt und die Gefährdungen werden nicht weniger werden", gibt Hagenauer in Anbetracht der Corona-Lage einen düsteren Ausblick auf das kommende Jahr. Schließlich habe die Pandemie als "wahnsinniger Verstärker" gewirkt. So blieben vor allem Probleme von Jugendlichen aus schwierigen Familienverhältnissen durch den Wegfall außerfamiliärer Strukturen wie der Schule länger unbemerkt. Bereits im Coronajahr 2020 wurden 668 Fälle (im Vergleich zu 2019: 480 Fälle) gemeldet. Ein deutlicher Anstieg an Gefährdungsabklärungen, die heuer erneut stiegen. 774 Gefährdungsabklärungen lagen bis November in der Stadt vor.

Adelheid Moser leitet die Kinder- und Jugendhilfe der Stadt. | Foto: Stadt/Alexander Killer
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"774 Gefährdungsabklärungen sind eine schockierend hohe Zahl", sagt Adelheid Moser, die Leiterin der Kinder- und Jugendhilfe der Stadt. "Das ist eine nochmalige Steigerung um 27 Prozent zum Jahr 2020 und um erschreckende 76 Prozent im Vergleich zu 2019. Und das, obwohl der Krisenmonat Dezember hier noch nicht einmal erfasst ist. Im Schnitt haben wir heuer 15 Meldungen pro Woche, das sind zwei pro Tag."

Meldungen kaum von Privatpersonen

Großteils lassen sich die gemachten Gefährdungsmeldungen auf Organisationen und Einrichtungen wie den Kindergarten zurückführen. In den wenigsten Fällen seien es Privatpersonen, die etwas melden. Und jeder Gefährdungsmeldung müsse man nachgehen und sie abklären. "Die Kinder- und Jugendhilfe war immer erreichbar, kein einziger Mitarbeiter wurde an das Contact-Tracing abgegeben.

Abteilungsvorstand Patrick Pfeifenberger sieht die Kinder und Jugendhilfe als helfende Hand. | Foto: sm
  • Abteilungsvorstand Patrick Pfeifenberger sieht die Kinder und Jugendhilfe als helfende Hand.
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Es ist schwer vorstellbar, wie wir den Anstieg mit vermindertem Team hätten bewältigen können", erklärt Abteilungsvorstand Patrick Pfeifenberger. Er sieht die Kinder- und Jugendhilfe der Stadt als helfende Hand, wenn Überforderungen drohen. "Wir sind da und stehen Familien bei", so Pfeifenberger.

Eine Meldung bei der Kinder- und Jugendhilfe machen

Die Kinder- und Jugendhilfe rät dazu, über das Thema Gewalt zu sprechen. Man könne auch andere animieren, indem man erzählt, selbst eine Meldung machen zu wollen, sollte man in der Zukunft etwas beobachten.

Anfang Dezember wurde in der Stadt Salzburg das Projekt "StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt" vorgestellt, das die Gewalt in Partnerschaften verringern soll. | Foto: sm
  • Anfang Dezember wurde in der Stadt Salzburg das Projekt "StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt" vorgestellt, das die Gewalt in Partnerschaften verringern soll.
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Auch anrufen und mit der Kinder- und Jugendhilfe das Geschehene besprechen, sei möglich. Man sollte jedoch keine Scheu vor einer Gefährdungsmeldung haben.

Drei-Jahresplan für Salzburg gefordert

"Alle Experten bestätigen uns, dass es an der Zeit ist, den psychischen Belastungen unserer Kinder und Jugendlichen mit psychotherapeutischen Hilfsangeboten zu begegnen. Hier müssen wir landesweit in die Gänge kommen und schnellstens Angebote schaffen, wenn wir unsere Kinder nicht mit den Folgen der Krise allein zurücklassen wollen", ist sich Hagenauer sicher. Die ressortverantwortliche Stadträtin warnt vor Spätfolgen wie Burnout und Depression und sieht im Fachkräftemangel ein großes Problem. Sie sagt:

"Jedes Kind, das jetzt Gewalt erleben muss, wird später höchstwahrscheinlich Gewalt ausüben, darunter leiden oder damit zu kämpfen haben."

Hagenauer fordert deshalb eine Zusammenarbeit von Bund und Ländern, die einen gemeinsamen Drei-Jahresplan für die psychische Gesundheit der Kinder erarbeiten und dem Beruf der sozialen Arbeit mehr Attraktivität verschaffen sollen.

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