Psychologie / sexuelle Störungen
Sexuelle Bedürfnisse und Paardynamik

Viele Menschen verhalten sich in der erwachsenen Sexualität zu fremdbestimmt und kennen die eigenen Bedürfnisse gar nicht. 

In einer durchschnittlich guten, erwachsenen Partnerschaft sehen sich beide Partner*innen als eine 50:50 GmbH. Auch in der Sexualität. D.h. jede*r Partner*in ist für den Umgang und erwachsenen Ausdruck der eigenen Gefühle, sexuellen Bedürfnisse und Wünsche selbst verantwortlich, und kein*e Partner*in ist für den/die anderen verantwortlich. Ich selbst bin verantwortlich, für die Gestaltung meiner Sexualität und meiner Lusterfahrungen. Diese Aufgabe darf ich nicht der/dem Partner*in zuspielen oder sogar erwarten, dass der/die andere meine sexuellen Probleme und Schwierigkeiten löst. Allerdings sind beide Partner*innen verantwortlich für die Gestaltung der sexuellen Beziehung. Beide übernehmen Verantwortung für die gemeinsame Sexualität und beide haben die Pflicht, ihr Bestes für die Sexualität zu tun.

Auf sexueller Ebene haben wir in jeder Partnerschaft einen gewissen Spielraum, um die sexuelle Beziehung zu gestalten. Oft jedoch wird die Verantwortung dafür den Partner*innen einseitig aufgebürdet, etwa durch folgende Haltungen:
„Mein Partner macht mir soviel Stress, kein Wunder, dass ich da nie Lust spüre.“
„Meine Partnerin geht zu wenig auf meine sexuellen Bedürfnisse ein. Ich finde den Sex mit ihr schon so langweilig.“

Halten wir uns vor Augen, dass wir selber erst einmal für die eigene sexuelle Lust verantwortlich sind. Niemand anderer kann uns das als erwachsener Mensch abnehmen. Jedoch kann ich mich immer darum kümmern, wie unsere sexuelle Interaktion und Kommunikation in einer Partnerschaft ist. Sie kann vorwurfsvoll und abwertend, frei und erwachsen oder fürsorglich und empathisch sein. Ich kann also sehr wohl einen wichtigen Anteil an der sexuellen Beziehung zum Partner/zur Partnerin leisten. Ich selber bin dabei nicht für das Verhalten der Partnerin/des Partners verantwortlich und habe auch keinen Einfluss auf dessen Verhalten.

Viele Menschen verursachen ihre Partner*innen beim Sex zu manipulieren oder zu beeinflussen.

Solche Manipulationen können sein:

Drohungen
Erpressungen
Schmeicheleien
Schuldgefühle machen
Bitten
Anregungen
Ausnutzen der Schwächen der Partner*innen
den/die Partner*in in Schuld bringen
Beschämungen
Besänftigungen
…
Diese Manipulationen und viel zu hohen Erwartungen schaffen in aller Regel nicht mehr Lust und Freiheit, sondern führen häufig zu Enge, Druck, Angst, Stress und Lustlosigkeit. Innere Enge und Druck verursachen auch körperliche Anspannungen, Verspannungen in der Atemmuskulatur und im Unterleib und körperliche Unlust.

Wege aus dieser Unfreiheit sind eine gute, empathische und wertschätzende Kommunikation; das Mitteilen eigener Wünsche, Sehnsüchte, Phantasien und Bedürfnisse; ein guter Umgang mit Kränkungen, Enttäuschungen und Ängsten. Auch ist es wichtig, dem/der anderen mitzuteilen, was ich nicht will und nicht erotisch oder geil empfinde. Dazu muss ich selber erst einmal fühlen und spüren, worauf ich stehe und worauf nicht. Denn wie sollte mein*e Partner*in Partner das tun können, wenn ich es selber nicht fühle?

Natürlich kann es auch lustvoll und wertvoll sein, zusammen zu entdecken, worauf beide Lust haben – immerhin kann das auch in jeder Partnerschaft ganz anders sein. Dazu braucht es aber auch wieder eine gute Kommunikation und ein umso besseres Fühlen der eigenen sexuellen Gefühle und Bedürfnisse.

Sexuelle Unterschiede sind in Partnerschaften mehr die Regel als die Ausnahme. Viele Konflikte entzünden sich an den sexuellen Differenzen. So kann es z.B. rasch unerotisch und stressig werden, darüber zu diskutieren, welche sexuelle Stellung oder Sexualpraktik heute in der Partnerschaft stattfinden sollte. Das verkopfte Zerreden oder Schuldzuweisen spießt sich nämlich mit lustvollem Geschehenlassen und Hingabe. Physiologisch kommen wir dann sogar in den Kampf- oder Fluchtmodus, in dem wir keine sexuelle Lust mehr haben. In Partnerschaften werden zudem die Rollen rasch festgelegt: der/die Frigide oder der/die Immergeile. Aber auch Konfliktscheu oder Harmoniestreben führen dazu, dass die eigenen Wünsche und Bedürfnisse nicht mehr geäußert werden, dass immer nur dasselbe sexuell praktiziert wird und der Sex nach Schema F. abläuft. Sexuelle Dynamik, Spannung und Abwechslung gehen dann verloren.

Der wichtigste Schritt aus einer destruktiven sexuellen Paardynamik ist es:

1. zu spüren und zu fühlen, was ich brauche, was meine sexuellen Wünsche und Bedürfnisse sind. Selbstbefriedigung kann mir helfen, meinen Körper gut kennenzulernen. Auch eine gute Atmung und das Spüren eigener Blockaden und Verspannungen im Körper sind hilfreich.
2. Dem Partner meine sexuellen Wünsche und Bedürfnisse mitteilen. Das klingt banal, ist aber in der Praxis oft äußerst schwierig, weil ich mich vielleicht sehr schnell schäme, wenn ich Intimes äußere oder Angst habe, dass mein Partner/meine Partnerin mich beschämt. Schwer ist es auch, wenn der/die Partner/in eine Persönlichkeitsstörung hat und meine Wünsche und Bedürfnisse rasch abwertet oder Schuldgefühle manipuliert.
In diesem Fall ist es wichtig, dass ich mich vor Abwertungen schütze und u.U. auf Distanz zu meinem/meiner Partner*in gehe, vor allem aber, im Sinne einer guten Selbstfürsorge, mich gut um mich selber kümmere.

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision
(Logotherapie und Existenzanalyse)

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