Personalmangel
Fachkräfte aus Indonesien, Brasilien und Philippinen anwerben

Die drei Wirtschaftsdeligierten der WKO: (von links nach rechts) Sigmund Nemeti Außenwirtschaftscenter Jakarta, Christina Stieber Außenwirtschaftscenter Manila und Günther Sucher Außenwirtschaftscenter Sao Paulo, erzählen von den Besonderheiten und Herausforderungen aus "ihren Ländern". | Foto: Petra Huber
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Bis 2040 werden etwa eine Viertelmillion Menschen am österreichischen Arbeitsmarkt fehlen. Mit der "Internationalen Fachkräfte-Offensive" will die Wirtschaftskammer hier gegensteuern. Am Wifi Salzburg gab es dazu eine Info-Veranstaltung für  Unternehmerinnen und Unternehmer.

SALZBURG. An Fachkräften mangelt es derzeit fast überall. Brasilien, Indonesien und die Philippinen sind dabei nicht unbedingt die ersten Länder, die einem in den Sinn kommen, wenn es darum geht sich auf die Suche nach geeignetem Personal zu machen. Aber alle drei Länder haben ihre Vorzüge und noch dazu gibt es die Wirtschaftsdeligierten der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), die sich mit den Herausforderungen vor Ort gut auskennen. Drei davon waren am Wifi Salzburg zu Gast.

Könntest du dir vorstellen Personal aus Brasilien, Indonesien oder den Philippinen zu beschäftigen?


Fehlende Arbeitskräfte

Ein weiterer Referent der Info-Veranstaltung war Jakob Pühringer von der WKO, zuständig für die sozialpolitische Abteilung. Er erklärt, wie hoch der Fachkräftemangel in Österreich ist: "Demographisch bedingt ist es so, dass in Österreich bis 2040, fünf bis sechs Prozent, der erwerbstätigen Bevölkerung dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Das sind in absoluten Zahlen – fast eine viertel Millionen Menschen. 73 Prozent, der österreichischen Unternehmen, geben an, dass sie stark unter dem Fachkräfte Mangel leiden. 63 Prozent melden sogar schon Umsatz-Einbußen."

98 Berufe auf der Mangelberufsliste 

Auch die Mangelberufsliste sei inzwischen so lange wie nie zuvor. Es befinden sich mittlerweile 98 Berufe darauf. Mittlerweile sei es auch schwierig geworden, Fachkräfte aus osteuropäischen Staaten zu erhalten, sagt Pühringer. Denn diese haben eine ähnliche demographische Entwicklung und oft eine niedrige Arbeitlosenrate. Außerdem setzen viele Staaten mittlerweile Maßnahmen gegen den "Brain-Drain" (die Abwanderung von hoch qualifiziertem Personal).

"Wir müssen uns zu all den Maßnahmen, die im Inland liegen und bei denen der absolute Fokus auf dem Inland liegt, auch über den Tellerrand blicken und uns der Drittstaaten-Rekrutierung widmen, um diesen Fachkräftemangel abzudämpfen", erklärt Pühringer.

Jakob Pühringer von der Wirtschaftskammer, hielt den Eröffnungsvortrag zum Fachkräftemangel in Österreich. | Foto: Petra Huber
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Philippinen

Christina Stieber, Leitung des "Außenwirtschaftscenter Manila" (Philippinen) erklärt: "Die Philippinen sind eines der Fokusländer für die Fachkräfteoffensive." Dabei gibt sie aber zu verstehen, dass man sich hier in einem "Shark Tank" befindet. Damit meint Stieber, dass besonders viele Länder auf der Welt, gerne Fachkräfte aus den Philippinen rekrutieren. Vor allem der Bereich der Pflegekräfte ist heiß begehrt.

Anwerben vor Ort ist verboten

Stieber erklärt dazu: „Pflegekräfte werden auf den Philippinen immer universitär ausgebildet und sind deshalb weltweit sehr gefragt." Mögliche Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber müssten den zukünftigen Fachkräften schon etwas bieten können, um sie für ihr Unternehmen zu gewinnen. Und auch das "Direct Hiring" – also das direkte Anwerben von Fachkräften vor Ort – ist dort im Grunde verboten. Es gäbe zwar Ausnahmen aber die Situation sei trotzdem schwierig zu handhaben, gibt die Expertin zu verstehen. Besser wäre es, auf eine Agentur vor Ort zurückzugreifen.

Christina Stieber vom Außenwirtschaftscenter Manila, über die philippinischen Fachkräfte, die vor allem im Pflegebereich sehr begehrt sind. | Foto: Petra Huber
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Indonesien

Die Ausbildungen in Indonesien entsprechen meist nicht dem österreichischen Standard und auch sprachlich gibt es Hürden. Die Indonesier sprechen wenig englisch und natürlich kein deutsch, erklärt Sigmund Nemeti , vom "Außenwirtschaftscenter Jakarta". Er erklärt: "Die Indonesier haben aber ein sehr gutes Sprachgefühl und sind sehr schnell im Lernen der deutschen Sprache." Sie bleiben aber meist nur für einen begrenzten Zeitraum.

Im Tourismus und Holzbau

Indonesier seien Familienmenschen und nach etwa zehn Jahren kann es sein, dass sie wieder zurückgehen, erklärt Nemeti und fügt hinzu: „Irgendwann sagen die Eltern: Wir werden alt, es ist Zeit nach Hause zu kommen. Und das machen die meisten dann auch." Großes Potenzial sieht Nemeti hier vor allem für den Bedarf an Fachkräften im Bereich Tourismus und im Holzbau. Gerade im Möbelbau seien Indonesier besonders gut qualifiziert, so der Experte.

Sigmund Nemeti vom Außenwirtschaftscenter Jakarta über die Indonesischen Arbeitskräfte, die oft Familienmenschen sind und darum nur eine begrenzte Zeit bleiben. | Foto: Petra Huber
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Brasilien

"Im Süden Brasiliens gibt es eine große Kolonie von deutschsprachigen Auswanderern und deren Nachkommen. Das ist auch der Grund, warum Brasilien ausgewählt wurde für diese Fachkräfte-Offensive," erklärt Günther Sucher vom "Außenwirtschaftscenter Sao Paulo".
Aber die Deutschen und die Schweizer seien schon längst da, um die Fachkräfte zu rekrutieren: "Da sind wir ein bisschen spät dran." Es gäbe jedoch ein Dorf das "Dreizehn Linden" heißt, das von Tiroler Auswanderer gegründet wurde. "Da kann man heute noch "Schuhplattln" und vor allem wird nur tirolerisch gesprochen", so Günther Sucher.

Viele junge Arbeitslose 

Brasilien sei aber vor allem ein riesiges Land mit hoher Arbeitslosigkeit und einer sehr jungen Bevölkerung. Sucher gibt zu verstehen: "43 Prozent der Leute sind unter 30 Jahre alt und die Arbeitslosenquote liegt bei etwa 20 Prozent." Viele Brasilianerinnen und Brasilianer können sich grundsätzlich gut vorstellen, im Ausland zu arbeiten, jedoch gibt es bis auf die deutschsprachigen Kolonien, keine Englisch oder Deutschkenntnisse. Berufsfelder sieht Sucher in den Bereichen Elektrotechnik, Tourismus, Pflege und vor allem in der IT-Branche.

Günther Sucher vom Außenwirtschaftscenter Sao Paulo über das Potenzial des riesigen Landes Brasilien. (Fun Fact: Dort gibt es sogar eine Kolonie, die tirolerisch spricht.) | Foto: Petra Huber
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