Internetsucht
Kleinkinder und der allzu tiefe Blick ins Tablet

Gerade kleine Kinder sind gefährdet bei unkontrolliertem Konsum von digitalen Inhalten psychologische Probleme zu entwickeln.  | Foto: Symbolbild: Pixabay
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  • Gerade kleine Kinder sind gefährdet bei unkontrolliertem Konsum von digitalen Inhalten psychologische Probleme zu entwickeln.
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Wir alle nutzen das Internet und mit ihm verbundene Gadgets quasi rund um die Uhr. Diese Art der Freizeitgestaltung hat längst auch die ganz Kleinen erreicht. Doch Vorsicht ist geboten. Insbesondere Kleinkinder sind bei übermäßigem Konsum suchtgefährdet. 

SALZBURG. In der Zeit der Coronakrise verbrachten sowohl kleine als auch große Kinder viel Zeit vor digitalen Geräten. Doch gerade die ganz Kleinen sind gefährdet bei ungezügeltem Konsum nach Internet und Co. süchtig zu werden. Im Gespräch mit Psychotherapeutin Caroline Weinlich von der Suchthilfeklinik Salzburg.

Internetsucht

Internetsucht ist heutzutage in der Psychotherapie kein Randphänomen mehr. Wir alle nutzen das World Wide Web mit seinem für frühere Generationen unvorstellbaren Informationsreichtum und seiner riesigen Vielfalt an Unterhaltungsmöglichkeiten ständig und überall. Doch wird dieser Konsum nicht hinterfragt, kann er auch leicht krankhaft werden. So werden manche Menschen bereits nach kurzer Zeit ohne ihr Smartphone äußerst nervös. Andere wieder flüchten sich in den verschiedensten Stimmungslagen in die digitalen Weiten, ersticken dort ihren Kummer, lassen ihrer Wut freien Lauf oder füllen die innere Leere durch den Konsum unzähliger Videos. So reguliert bei Suchtkranken der Internetkonsum eine Vielzahl verschiedenster Probleme und Bedürfnisse, ähnlich wie andere Drogen.

Eltern sollten im Blick haben, wie viel Zeit ihre Kleiner vor dem Bildschirm verbringen. | Foto: Symbolbild: Pixabay
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Sitzen Kinder heutzutage zu viel vor dem Bildschirm?

Digital Natives

Eine wieder eigene Problematik nimmt das Ganze jedoch bei Kindern an. Mit dem Begriff "Digital Natives" wird die heutige Generation jener Menschen bezeichnet, die mit der modernen Technologie aufgewachsen sind. Für Sie sind Gadgets wie das Smartphone oder Tablet einfach selbstverständliche Teile ihrer Lebenswelt. Viele kommen so schon im Kleinkindalter mit dem Internet und diesen Geräten in Kontakt. Gerade in dieser sehr frühen Nutzung solcher Technologien verstecken sich jedoch auch ernst zu nehmende Gefahren. Hier sind vor allem die regulatorischen Fähigkeiten der Umgebung, zum Beispiel der Eltern, gefragt.

"Gerade die frühe Kindheit spielt eine wichtige Rolle in unserer Entwicklung. In dieser Phase lernen wir Schritt für Schritt unsere Emotionen, Stimmungen und Bedürfnisse zu regulieren und zu verstehen. Wird diese Regulation nun bereits im Kleinkindalter von Substanzen oder dem Internet übernommen, kann das zu einem großen Problem werden", erklärt Caroline Weinlich.

Kind vor dem Tablet

Sitzen unsere Kinder heutzutage also zu viel vor dem Bildschirm? Und wer ist Schuld an dieser Entwicklung?

"Gerade in der Praxis ist die Internetsucht mehr denn je ein Thema. So kommen zum Beispiel sehr oft verzweifelte Eltern in die Suchthilfe Klinik, weil ihre Kinder das Internet zu viel nutzen und suchttypische Reaktionen beim Entzug der jeweiligen Geräte zeigen. Wenn ein kleines Kind ständig vor dem Tablet sitzt, kann sich das sehr negativ auf die Entwicklung regulatorischer Fähigkeiten auswirken. Die Kinder werden durch das Internet beruhigt oder euphorisiert. Sie greifen immer öfter dazu. Es ist dann sehr wahrscheinlich, dass sie auch als Erwachsene ständig die Stimulanz eines solchen Geräts benötigen."
Caroline Weinlich, Suchthilfeklinik Salzburg

Mag. Caroline Weinlich ist die therapeutische Leiterin der Suchthilfe Klinik Salzburg. | Foto: Caroline Weinlich
  • Mag. Caroline Weinlich ist die therapeutische Leiterin der Suchthilfe Klinik Salzburg.
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Weinlich betont jedoch, dass man sich auch einmal die Frage stellen muss, warum die Kinder so viel vor dem Bildschirm sitzen. Etwas, dass man hier nicht außer acht lassen darf, ist auch die Situation der Eltern. Vor allem Zeitmangel und Stress sind häufige Ursachen.

"Heutzutage hat man oft als Elternteil das Gefühl, dass die Welt da draußen unsicher ist. Man muss die Kinder ständig im Auge behalten. Da ist das Tablet zu Hause eine Art sicherer Hafen. Man kann hier nicht klar einen Schuldigen bestimmen. Eltern fehlt oft einfach die Zeit oder Energie. Auch wirtschaftliche Gründe können dahinter stecken", so Caroline Weinlich.

Was man tun kann

Eltern müssten jedoch den Konsum ihrer Kinder regulieren, um negative Folgen zu verhindern. Dabei geht es laut Caroline Weinlich sowohl um die Zeit, welche die Kinder vor dem Gerät verbringen, als auch um die Inhalte, die sie konsumieren. Weinlich betont außerdem, dass Entwicklungen in Richtung Internetsucht ganz stark mit Defiziten zu tun haben.

"Meistens bekommen die Kinder zu wenig Aufmerksamkeit. In der Regel sind mangelnder Sozialkontakt und eine unzureichende Bindung zwischen Eltern und Kindern oft der Nährboden auf dem dann eine solche Internetsucht wächst", so die Expertin.

Der Check: Caroline Weinlich empfiehlt, drei Grundregeln zu beachten

1. Behalte im Blick, welche Inhalte dein Kind im Internet konsumiert: 
Im Internet gibt es ein gigantisches Angebot an Unterhaltung und Informationen. Kinder sollten stets für sie geeignete Inhalte konsumieren. 

2. Kontrolliere, wie viel Zeit das Kind vor den Geräten verbringt: 
Kinder sollten nicht unzählige Stunden vor dem Tablet oder dem Smartphone sitzen. Gerade die ganz Kleinen nicht. Zusammen mit dem Kind klare Bildschirmzeiten auszumachen, kann sehr hilfreich sein, um den Internetkonsum des Kindes im Blick zu behalten.

3. Verbringe genug Zeit mit deinen Kindern: 
Gemeinsame Unternehmungen, vor allem in der Natur, sind essenziell für die Entwicklung eines Kindes und die Eltern-Kind-Bindung. Miteinander reden, Karten spielen, Wandern oder auch ein netter Spaziergang zum Eissalon ums Eck; die gemeinsame Zeit kann sehr unterschiedlich gestaltet werden. Wichtig ist, sich wirklich füreinander Zeit zu nehmen.

Zeit mit seinem Kind zu verbringen ist essenziell für das Kindeswohl. | Foto: Symbolbild: Pixabay
  • Zeit mit seinem Kind zu verbringen ist essenziell für das Kindeswohl.
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Suchtbehandlung

Bei der Behandlung von an Internetsucht erkrankten Kindern und Jugendlichen sind meistens entweder die Kinder und Jugendpsychiatrie oder individuelle Therapeutinnen und Theraupeuten involviert.

Die Aspekte der Erkrankung, an denen man in der Therapie arbeitet, sind vielfältig. Manches ist unsichtbar und kristallisiert sich laut Weinlich erst im Laufe der Therapie heraus. Eine wichtige Rolle spielen jedenfalls die Bereiche Stressverarbeitung und erlernte Hilflosigkeit. Weiters fokussiert man sich heutzutage stark auf Konsummuster.

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