Frauenhäuser
Neues Gewaltschutzkonzept für Salzburg

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Die Bestbieter "Viele gGmbH" und "Jugend am Werk Salzburg" stellen das neues Gewaltschutzkonzept für Salzburg vor. Es sieht Schutzunterkünfte, Übergangswohnungen und Frauenhaus-Plätze in ganz Salzburg vor.

SALZBURG. Im Vergabeverfahren zum Salzburger Gewaltschutzkonzept wurde die Bietergemeinschaft aus "Viele gGmbH" und "Jugend am Werk Salzburg" als Bestbieter ermittelt.  Das vorgelegte Konzept der Bietergemeinschaft sieht ein flächendeckendes, niedrigschwelliges Angebot für Gewaltsopfer in allen Salzburger Bezirken vor. Eine mobile wie stationäre Betreuung der von Gewalt betroffenen Frauen in 26 Sprachen soll bis 30 Juni 2021 implementiert werden. 

Im Bild (v.l.): GF Uwe Höfferer (Jugend am Werk), Landesrätin Andrea Klambauer und GF Gabriele Rechberger (Viele). | Foto: Land Salzburg/Sophie Huber-Lachner
  • Im Bild (v.l.): GF Uwe Höfferer (Jugend am Werk), Landesrätin Andrea Klambauer und GF Gabriele Rechberger (Viele).
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Schutz- und Übergangswohnungen im gesamten Bundesland

Insgesamt werden an acht Standorten37 Plätze in Schutzunterkünften zur Verfügung gestellt. Darin enthalten sind die fünf Plätze im Frauenhaus Pinzgau, das wie gehabt weitergeführt wird.  Auch die 19 Plätze im Frauenhaus in der Stadt Salzburg bleiben erhalten. Dort findet weiterhin eine stationäre Rundumbetreuung für besondere Gefährdungslagen und Hochrisiko-Kundinnen statt. Dazu kommen bis Ende Oktober 2021 auch 35 Übergangswohnungen, die von der Caritas betreut werden. 

Plätze nach Bezirken:

  • Neben den 19 Plätzen in der Stadt Salzburg gibt es 13 Plätze (+ Kinder) in folgenden Gebieten:
  • Zentralraum Oberdorf
  • Gebiet Seenlandschaft – Eugendorf/Henndorf/Neumarkt/Straßwalchen
  • Zentralraum Hallein
  • Gebiet Pongau – Bischofshofen/St. Johann/Schwarzach
  • Gebiet Lungau – St. Michael/Tamsweg

Das jährliche Budget von 1,6 Millionen Euro bleibt erhalten. Dazu stellt das Land eine Übergangsförderung von 143.000 Euro für die Schutzunterkünfte zur Verfügung. 

Video des Landesmedienzentrums:

Schutzunterkünfte werden nicht öffentlich gemacht

Die Standorte sind schon fixiert worden und auch die Immobilien dafür stehen fest. "Wo sich die Schutzunterkünfte genau befinden, werden wir nicht öffentlich machen. Nur die Polizei und die Bürgermeister der Orte wissen darüber Bescheid", sagt Viele-Geschäftsführerin Gabriele Rechberger. 

Das geschieht mit den bestehenden Standorten:

  • Das Frauenhaus in der Stadt Salzburg wird durch den neuen Fördernehmer am jetzigen Standort beibehalten.
  • Der Fördervertrag für das Frauenhaus „Haus Mirjam“ in Hallein läuft mit 30. Juni 2021 aus. Dieser Standort wird aufgrund baulicher Mängel und fehlender Sicherheitsstandards nicht fortgeführt.
  • Das Frauenhaus im Pinzgau war von der Neuausschreibung nicht betroffen, sondern übersiedelt mit den jetzigen Betreuerinnen Anfang 2022 in moderne Räumlichkeiten. 

Diese Expertisen bringt die Bietergemeinschaft mit

Die Bestbieter überzeugten die Kommission durch ihre Expertise und jahrzehntelange Erfahrung in den Bereichen Gewaltschutz, Kinder- und Jugendarbeit, der opferschutzorientierten Täterarbeit sowie in der Beratung von Menschen mit Migrationshintergrund. Die interkulturelle Kompetenz wie auch das personelle Angebot an Dolmetscherinnen und muttersprachlichenBeraterinnen in 26 Sprachen überzeugten die Kommission. Drei Viertel aller Gewaltopfer, die in Frauenhäusern Zuflucht suchen, haben eine andere Staatsbürgerschaft als die österreichische und damit einen anderen kulturellen Hintergrund. 

Beraterinnen haben selbst Migrationshintergrund 

"Wir habe über 32 Jahre lang Erfahrung als Frauen-Servicestelle und Familienberatung. Der Hauptteil unserer Beratungen bezieht sich auf innerfamiliäre Gewalt, Beziehungsgewalt und massive Unterdrückung der Rechte von Mädchen und Frauen", erklärt Viele-Geschäftsführerin Gabriele Rechberger. "Wir haben immer schon eng mit den Salzburger Frauenhäuser zusammengearbeitet und die Kundinnen nach dem Auszug begleitet. Die Frauen bei ihrem neuen Leben außerhalb der familiären Strukturen zu unterstützen, war unser anliegen. Unsere Beraterinnen haben selbst Migrationshintergrund und sprechen mindestens eine andere Muttersprache als Deutsch. All das bringen wir in die Arbeit mit ein."

"Wir haben gesehen, dass Frauen oft nicht ins Frauenhaus gehen, weil der Schritt weitreichende Konsequenzen für sie hatte. Die Frauenhäuser waren oft außerhalb der eigenen Region, was Probleme mit dem Arbeitsplatz und dem Kindergartenplatz verursachte. Daher haben wir unser Konzept auf einzelne Schutzunterkünfte in mehreren Regionen aufgebaut." 
Gabriele Rechberger, Geschäftsführerin Viele

GF Gabriele Rechberger (Viele).

Opferschutzorientierte Täterarbeit 

Die Jugend am Werk Salzburg GmbH übt ihre Tätigkeit in den Bereichen Flüchtlingsbetreuung, (Teil-)Betreutes Wohnen, Kinder- und Jugendhilfe sowie Männerberatung und Gewaltprävention aus. Außerdem betreiben sie sozialpädagogische Wohneinrichtungen für Jugendliche und stellen persönliche Assistenz am Arbeitsplatz. "Seit 2018 ist die 'Männerwelt' Teil der Organisation. Wir betreiben opferschutzorientierte Täterarbeit. Denn wir wissen, dass Gewalt in der Familie weitergegeben wird. Unser Ziele ist es, diesen Kreislauf zu durchbrechen", sagt Jugend-am-Werk- Geschäftsführer Uwe Höfferer. 

GF Gabriele Rechberger (Viele).

Der Ablauf:

  1. Idealerweise werden die Gewaltopfer zuerst für zwei bis drei Tage in der stationären Einrichtung in der Stadt Salzburg untergebracht. 
  2. Dort erfolgt die detaillierte Risikoeinstufung. Gemeinsam mit der Polizei und den Betreuerinnen wird das Umfeld der Kundin analysiert und darauf ein individuelles Konzept entwickelt. 
  3. Dabei wird auch entschieden, ob die Frau stationär (Frauenhaus Stadt Salzburg, bei hoher Gefährdungslage) oder ambulant in einer Schutzunterkunft untergebracht wird. 
  4. Bei der ambulanten Betreuung werden maximal zwei Bezugsbetreuerinnen eingesetzt, die die Kundinnen betreuen. Die Betreuerinnen sind lokal verankert und sind auch für die Kommunikation zu anderen Einrichtungen (wie Jugendamt, Polizei etc.) zuständig. Kann die Kundin die Wohnung nicht verlassen, geht die Betreuerin auch für sie einkaufen. 
  5. Dazu steht den Frauen in den Schutzunterkünften eine 24 Stunden-Rufbereitschaft zur Verfügung. 

Hier liest du alles zum Thema "Frauenhäuser in Salzburg":
Frauenhäuser: Einspruch zurückgewiesen
Auslastung der Salzburger Frauenhäuser öffentlich einsehbar
Vergabe der Frauenhäuser verzögert sich
Viel Kritik für Ausschreibung der Frauenhäuser
Kritik an der europaweiten Ausschreibung von Frauenhäusern

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