Mutmacherin
Pionierin aus dem Innergebirg

Bürgermeisterin Sonja Ottenbacher (mit Mikrofon) bei einer Diskussionsrunde mit Doris Schmidauer (li.) (Ehefrau des amtierenden österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen). | Foto: Roland Schuller
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  • Bürgermeisterin Sonja Ottenbacher (mit Mikrofon) bei einer Diskussionsrunde mit Doris Schmidauer (li.) (Ehefrau des amtierenden österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen).
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Politische "erste Male" sind der Stuhlfeldener Bürgermeisterin Sonja Ottenbacher nicht fremd. Sie ist sich sicher: "Wirkliche Herausforderungen in der Politik sind die sozialen Themen."

STUHLFELDEN. Eine echte Pionierin unter den Frauen aus dem Salzburger Innergebirg ist Sonja Ottenbacher, Bürgermeisterin (ÖVP) in Stuhlfeldener (Pinzgau). Unzählige politische "erste Male" pflastern ihren Weg. Die heute 59-Jährige war 1999 die erste Vizebürgermeisterin im Stuhlfelden. Fünf Jahre später wurde sie (neben zwei weiteren im selben Jahr) zu einer der ersten Bürgermeisterinnen Salzburgs gewählt, 2005 erhielt sie die 100-prozentige Zustimmung und wurde zur ersten Bezirksobfrau der ÖVP in Salzburg gemacht. Seit 2014 ist sie außerdem erste Vizepräsidentin des österreichischen Gemeindebundes. 

Erste Bürgermeisterin Salzburgs

"Es hat sich alles so ergeben, nichts davon war geplant", sagt die studierte Psychotherapeutin. "Als ich meine Praxis in Mittersill eröffnete und von Salzburg in meine Heimatgemeinde Stuhlfelden zurückgekehrt bin, hab ich als Scherz bei einer Veranstaltung gesagt: 'Mehr Frauen würden euch in der Gemeinde schon gut tun.' Darauf wurde ich von der ÖVP gefragt und hab ja gesagt. Dann ergab sich alles Schritt für Schritt. Als ich 2004 zur Bürgermeisterin gewählt wurde, waren meine zwei Kolleginnen in Lofer, Leogang und ich die erste Ortschefinnen in Salzburg in der Geschichte. Was ein Wahnsinn war, weil wir in Salzburg das letzte Bundesland in Österreich waren, wo es keine weibliche Ortschefin gab. Mittlerweile sind wir zu acht im Bundesland."

Eine echte Pionierin unter den Frauen aus dem Salzburger Innergebirg ist Sonja Ottenbacher, Bürgermeisterin (ÖVP) in Stuhlfelden (Pinzgau). | Foto: VMS FOTOGRAFIE
  • Eine echte Pionierin unter den Frauen aus dem Salzburger Innergebirg ist Sonja Ottenbacher, Bürgermeisterin (ÖVP) in Stuhlfelden (Pinzgau).
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Landbevölkerung war bereit für eine Frau

"Ich war so stolz auf die Stuhlfeldener und das Selbstbewusstsein der ländlichen Bevölkerung, weil sie noch vor der Stadtbevölkerung einer Frau die Führung ihrer Gemeinde zugetraut hat", sagt Ottenbacher. Die Pinzgauerin hat sich von Anfang an im Amt gut angenommen gefühlt. "Natürlich hat man in männerspezifischen Bereichen genau geschaut, wie ich mich verhalte, oder was ich sage. Aber ich war authentisch, ehrlich, bemüht und ich mag die Menschen. Das haben die Stuhlfeldener gemerkt", so die Politikerin. Daher honorieren sie die Arbeit "ihrer Chefin" seither bei jeder Wahl – 2019 sogar mit 91,3 Prozent Zustimmung. "Da muss ich schon etwas richtig machen", freut sich die 59-Jährige.

Dorf in Frauenhand

Für einige Jahre war Stuhlfelden sogar komplett in Frauenhand: "Um 2004 hatten wir neben mir als Bürgermeisterin eine Amtsleiterin, eine Kassenleiterin, eine Direktorin bei der Ortsbank, zwei Direktorinnen in den Schulen und eine Pfarrgemeinderatsobfrau", erzählt die Pinzgauerin. Frauen in Führungspositionen sind anscheinend anstecken.

Bürgermeisterin Sonja Ottenbacher (re.) mit Doris Schmidauer (Ehefrau des amtierenden österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen) in der Hofburg. | Foto: Schuller
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"Um Hilfe bitten, ist kein Zeichen von Schwäche" 

Ottenbacher kann aber durchaus verstehen, warum Frauen in höheren Positionen oder auch in der Politik nicht so stark vertreten sind, wie Männer: "Da geht es häufig um Ängste und die Sorge, dass man etwas nicht kann, oder schafft. Diese Selbstzweifel plagen Frauen häufiger als Männer. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen: Wenn man nicht mehr weiterweiß, darf man das sagen und sich Hilfe holen – in jeder Position. Niemand hält das für eine Schwäche."

Sonja Ottenbacher: "In der Politik haben die meisten Frauen vor den harten Themen Angst – wie Finanzen, das Budget oder den Baubereich. Dafür gibt es aber Experten, die man zu Rate zeihen kann. Wirklich schwierig sind dagegen die sozialen Themen, die Unglücke, Katastrophen oder persönlichen Schicksale in der Gemeinde. Das sind die richtig harten Themen."

"Frauen, traut euch was"

Allen Frauen rät Ottenbacher: "Selbstbewusstsein ist nicht angeboren, man kann es nur über die Handlungsebene erlangen. Daher sollte man sich schon immer wieder mal wo 'drübertrauen'. Man kann ohnehin nicht alles vorher wissen und abschätzen was kommt – das können auch Männer nicht." 

"Ohne Frauen ist kein Staat zu machen"

Um diese Botschaft an die Frau zu bringen, hat die Pinzgauerin 2006 erstmals ein österreichweites, parteiübergreifendes Bürgermeisterinnen-Treffen ins Leben gerufen. "Ich habe mir gedacht: Jede von uns hat dieselben Sorgen und Probleme, warum sollen wir uns nicht dazu austauschen?" Über den Gemeindebund wird das Treffen mittlerweile jährlich organisiert. Was Sonja Ottenbacher dabei gelernt hat: "Ohne Frauen ist kein Staat zu machen." 

Was hat Ihnen Ihre Mutter mitgegeben?

"Meine Mutter war eine Hausfrau. Sie hat uns mitgegeben, dass wir Kinder unbedingt einen Beruf erlernen müssen. Sie hat es auch für gut empfunden, eine Zeit wegzugehen, um andere Sichtweisen zu bekommen. Aber vor allem hat sie mir Großzügigkeit und Menschlichkeit vorgelebt. Sie hätte damals alles schon gern gemacht, was ich heute leben kann. Sie hat immer zu mir gesagt: 'Du mit deinem Selbstbewusstsein' – aber ihr hat das gefallen. Ich hab ja auch immer Ideen ... (lacht)."

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