Sommergespräch
Svazek: Weg von der Frauen- hin zur Mütter- und Väterpolitik

Marlene Svazek, Landesparteiobfrau der Salzburger FPÖ.
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  • Marlene Svazek, Landesparteiobfrau der Salzburger FPÖ.
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Marlene Svazek, die Landesparteiobfrau der Salzburger FPÖ, zu Gast im Bezirksblätter Sommergespräch.

SALZBURG. Heuer stellen die Bezirksblätter die Sommergespräch unter das Motto „Träum dein Salzburg“. Mit den Salzburger Parteichefs sprechen wir über deren Träume und Vision für unser Bundesland.

Frau Svazek, sind Sie Träumerin oder Realistin?
MARLENE SVAZEK:
Ich bin beides; Träumerin, weil ich viele Ideen im Kopf habe und Ideengeberin bin. Realistin aber auch, weil man selbst abschätzen können muss, was machbar und realistisch ist. Privat träume ich aber mehr als in der Politik.   

Video online anschauen:

"Frauen, haut mal auf den Tisch"


Wovon träumen sie privat?
MARLENE SVAZEK:  Von Vielem. Ich mache mir immer sehr viele Baustellen auf, bin wissbegierig und mache unterschiedliche Ausbildungen. Das brauche ich als Ausgleich zur Politik. Ich reise sehr gerne. Mein Traum war es, mit dem Rucksack durch Australien zu touren. Das habe ich nach der Landtagswahl gemacht und würde es auch gerne wiederholen, wenn es sich ausgeht.
 
Also die Australienreise haben Sie sich schon erfüllt, gibt es noch einen großen „Lebenstraum“? 
MARLENE SVAZEK: Am Ende meines Lebens möchte ich mir keine Vorwürfe machen müssen, dass ich etwas verpasst hätte. Dazu gehört z.B. auch eine Familie zu gründen.

Ich möchte einmal sagen können: Schön war's und auslassen hab' ich auch nichts.
Marlene Svazek, Landesparteiobfrau FPÖ Salzburg

Welchen Traumberuf hatten Sie als Kind?
MARLENE SVAZEK: Ich hatte zwei Traumberufe: Ich war gut im Erlernen von Sprachen und das geschriebene und gesprochene Wort liegen mir. Daher wollte ich Lehrerin für Deutsch und Englisch werden. Irgendwann habe ich gemerkt, dass es mir dafür aber an Geduld fehlt. Daher wollte ich dann bis zum Studium Journalistin werden. Vieles ist dazwischengekommen, jetzt sitze ich quasi auf der anderen Seite (lacht). 

Was hätten Sie sich nie erträumen lassen?
MARLENE SVAZEK: 
Landesparteiobfrau der FPÖ Salzburg und Vizebürgermeisterin in meiner Heimatgemeinde sein zu dürfen. Beides ist nie auf meiner Agenda gestanden. Ich war immer ein politischer Mensch, hätte mir das dennoch nicht erträumt – vor allem nicht, das als so junger Mensch erleben zu dürfen.  

Marlene Svazek, Landesparteiobfrau der Salzburger FPÖ (re.), beim Sommergespräch mit Bezirksblätter Chefredakteurin Julia Hettegger (li).
  • Marlene Svazek, Landesparteiobfrau der Salzburger FPÖ (re.), beim Sommergespräch mit Bezirksblätter Chefredakteurin Julia Hettegger (li).
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Bei den letzten Sommergesprächen zusammen mit dem damaligen roten Parteichef Walter Steidl haben Sie immer wieder politische Gemeinsamkeiten gefunden. Konnten Sie sich mit David Egger, dem neuen Landesparteiobmann der SPÖ bereits zusammensetzen?
MARLENE SVAZEK: Mit Walter Steidl haben wir sehr gut zusammengearbeitet. Er war auch einer der ersten, der damals auf mich zugekommen ist und angeboten hat, uns in der Arbeit zu unterstützen (Archiv im Salzburger Landtag, Parlamentarisches). Wir waren ja komplett ohne Archiv, ganz blanko und ohne Erfahrung. Da hat er menschlich Qualität bewiesen und das habe ich ihm zum Abschied auch noch einmal gesagt. Auch mit David Egger habe ich schon vereinbart, dass wir uns zeitnah zusammensetzen. Wir sind uns einig, dass wir zusammenarbeiten wollen. 

SPÖ und FPÖ müssen sich nicht zwangsläufig nicht ausstehen können. Wir wollen gemeinsam eine starke Opposition sein. 
Marlene Svazek, Landesparteiobfrau FPÖ Salzburg

Jüngst haben sich die Oppositionsparteien noch zusammen für die autonomen Frauenhäuser eingesetzt. Werden Sie da dranbleiben, obwohl die EU-weite Ausschreibung schon läuft?
MARLENE SVAZEK: Wir wollten gemeinsam mit der SPÖ zusammen bei diesem Thema PS auf die Straße bringen. Jetzt läuft die Neuausschreibung und wir müssen abwarten, wer zum Zug kommen wird. Nur weil jemand die finanziellen Möglichkeiten hat, in diese Bewerbung zu investieren, heißt das nicht automatisch, dass er der bessere Kandidat ist. Die aktuellen Leiterinner würden sich schwer tun, bei der Bewerbung mit den anderen Institutionen zu konkurrieren. Die Oppositionsparteien werden hier jedenfalls dranbleiben. 

In Ihrer Rede zur Aktuellen Stunde im Salzburger Landtag am 27. Mai haben Sie gesagt, dass sich durch Corona die Geschlechterrollen wieder jenen Mitte des 20. Jahrhunderts anpassen würden. Was haben Sie da konkret gemeint?
MARLENE SVAZEK: Da ging es um das Thema Homeoffice und Homeschooling während des Lockdowns. Häufig wurde ja kritisiert, dass die Frauen alles managen mussten. Ich habe mich gefragt, was man denn gemacht hätte, hätten die Frauen und Familien nicht so reagiert? Der Staat hat die Betreuungsrolle in der Krise von sich gewiesen und die Familien sind eingesprungen. Da fehlte mir die Wertschätzung. Wir müssen froh sein, dass die Familien das geleistet haben. Natürlich war das belastend, aber man hat gesehen, wie die Gesellschaft funktionieren kann, wenn der Staat auslässt – nämlich nur über die Familien. 

Natürlich haben Frauen, die Hausfrauen und Mütter sind, Respekt verdient. Aber viele Frauen wurden in dieser Zeit in diese Rolle gedrängt. 
MARLENE SVAZEK: Ja, aber andere haben es auch genossen, diese Doppel- und Dreifachbelastung loszuwerden. Sie haben es als angenehm empfunden ihre Zeit komplett den Kindern widmen zu können. Ich bin hier ganz klar für die Wahlfreiheit. Warum sollen wir nicht akzeptieren, wenn die Eltern entscheiden, die ersten Jahre daheimbleiben zu wollen, um ihre Kinder selbst zu erziehen?  

Marlene Svazek, Landesparteiobfrau der Salzburger FPÖ.
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Welcher ist ihr Traum von der idealen Familienpolitik?
MARLENE SVAZEK: Das wäre eine komplette Kehrtwende zur aktuellen Familienpolitik, die ja nur die institutionelle Betreuung der Kinder fördert. Ich weiß, meine Vision ist nicht einfach umzusetzen. Ich wäre dafür, dass der Staat die 900 Euro, die er pro Kind und Betreuungsplatz aufwendet, direkt den Familien gibt. Diese sollen selbst entscheiden, ob sie damit einen Fremdbetreuungsplatz finanzieren wollen oder das Geld behalten und daheim bleiben. Ich bin mir sicher, dass die Mehrheit der Familien dieses Geld selbst behalten würde. Das wäre eine 180-Grad-Wende in der Familienpolitik. An dieser Vision halte ich fest. 

Das würde auch die Geschlechterrollen aufweichen. 
MARLENE SVAZEK: Das stimmt. Denn auch der Mann könnte sich für diese 900 Euro entscheiden. Es sollte weniger Frauenpolitik als Mütter- und Väterpolitik sein, die wir machen. 

Marlene Svazek, Landesparteiobfrau der Salzburger FPÖ (re.), beim Sommergespräch mit Bezirksblätter Chefredakteurin Julia Hettegger (li).
  • Marlene Svazek, Landesparteiobfrau der Salzburger FPÖ (re.), beim Sommergespräch mit Bezirksblätter Chefredakteurin Julia Hettegger (li).
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Ein Problem wäre trotzdem der unterschiedliche Verdienst von Frauen und Männern. Im Endeffekt würden wieder die Frauen daheimbleiben.
MARLENE SVAZEK:  Der Gender Pay Gap (das geschlechtsspezifische Lohngefälle) beginnt meistens, wenn die Frauen Kinder bekommen, weil sie dann aus dem Erwerbsleben aussteigen, die Vorrückungen nicht mehr mitmachen, keine Fortbildungen mehr machen können usw. Statistisch scheinen hier natürlich die Frauen auf, weil sie aktuell die Karenznehmer sind. Männern würde es in derselben Situation aber nicht anders gehen. Daher sind auch die Firmen gefragt, ihren Mitarbeitern in Karenz Weiterbildungen anzubieten, damit sie ihre Verbindung zur Firma nicht verlieren. Die Digitalisierung kann auch ihren Teil dazu beitragen. Heimarbeitsplätze bieten ganz neue Möglichkeiten. 

Die Salzburger FPÖ hat aktuell eine sehr sympathische Aktion laufen, wie ich finde: Sie verschenken Schultaschen an Salzburger Tafelklassler. Gibt es noch einen Vorrat? 
MARLENE SVAZEK: Wir sind überrascht über das große Interesse. Der Schulanfang ist eine finanzielle Herausforderung für viele Familien. Die Schultasche zu Sponsern ist nur ein kleiner Beitrag, aber wir haben als Partei viele Veranstaltungen wegen der Corona-Situation nicht machen können und wollen mit diesem Geld jetzt etwas zurückgeben. Und ja, es gibt noch einen Vorrat. 

Was muss sich im Bereich Wohnen verändern, damit sich alle Salzburger das leisten können, was sie brauchen?
MARLENE SVAZEK: 65 Prozent der Salzburger wohnen im Eigentum, 35 Prozent zur Miete. Die Hälfte jener, die zur Miete wohnen, würden sich aber Eigentum wünschen. Die Salzburger wollen also Eigentum, auch, um sich damit  eine Altersvorsorge zu schaffen. Diesen Traum zu realisieren, ist aktuell schwer möglich, er soll aber wieder realisierbar werden. Unsere Probleme sind die begrenzten Flächen und die Interessenten aus dem Ausland. Man sieht, wer bei uns Wohnungen und Baugründe kauft. Das sind nicht die Einheimischen. Das treibt die Preise in die Höhe. 

Lassen Sie uns träumen: Was soll sich in Salzburg im Bereich Wohnen in zehn Jahren verändert haben? 
MARLENE SVAZEK: Eine Vision an der Grenze des Machbaren – wegen des freien Waren- und Personenverkehrs in der EU – wäre, dass Salzburgern das Vorkaufsrecht auf unsere Gründe eingeräumt wird. Es gibt in Europa so viele Menschen mit so viel Geld, die sich alles leisten können. Natürlich kaufen die sich die schönen Seegrundstücke. Ein Salzburger wird nie in diese Sphären kommen. 

Im Mietwohnbereich kritisieren Sie immer wieder, dass zu wenig Wohnungen gebaut werden. Wo liegt das Problem? 
MARLENE SVAZEK: Es ist nett und schön, Mietwohnungen zu bauen, aber dann sollen sie zu sozialverträglichen Preisen vermietet werden. Die Betriebskosten aktuell gebauter  Mietwohnungen sind so hoch, da kann man sich auch die soziale Mietwohnung nicht mehr leisten. Außerdem muss bedarfsgerecht gebaut werden. Nicht jedes neue Objekt muss barrierefrei sein. Und, mit der Wohnbauförderung regelt man am Bedarf vorbei. Selbst wenn das alles ideal funktionieren würde, wäre es dennoch nur eine Symptombekämpfung.

Traumcollage:

Sie haben für uns vorab eine „Traumcollage“ gestaltet. Erklären Sie uns bitte, was die ausgewählten Symbole für Sie bedeuten und was Ihre Vision dazu ist.

Marlene Svazek, Landesparteiobfrau der Salzburger FPÖ mit ihrer "Traumcollage".
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Symbol Wald: Ich bin Jägerin aus Leidenschaft. Der Umgang mit der Natur ist mir sehr wichtig. Ich würde mir von der Jugend wünschen, die jetzt für das Klima auf die Straße geht, dass sie erkennt, was wir vor Ort haben und was hier schützenswert ist. Hier vermisse ich häufig den Bezug zu unserem direkten Umfeld. 

Symbol Fleisch: Hier geht es mir um die Themen Billigfleisch und Tiertransporte. Oft wissen wir gar nicht, was wir alles in der Region haben und nutzen könnten. Natürlich ist das auch eine Preisfrage. Große Familien können sich nicht immer das beste Fleisch vom Metzger leisten, aber die Bedingungen unter denen die Tiere leben, dürfen uns nicht egal sein. 

Symbol Gesundheit: Gesundheit ist ein großes Thema. Wir haben gesehen, wie wichtig es ist, dass das Gesundheitssystem funktioniert und, dass auch diejenigen, die nicht privat versichert sind, die beste medizinische Versorgung erfahren. Da Entwickeln wir uns in eine falsche Richtung, nämlich hin zur Zwei-Klassen-Medizin. Es darf in Salzburg nur einen marginalen Unterschied machen, ob man privat versichert ist, oder nicht.

Symbol Gleichberechtigung: Das Symbol bedeutet für mich Gleichberechtigung nicht Gleichmacherei. Frauen müssen nicht die besseren Männer sein. Wir brauchen auch keine Frauenquoten, wir schaffen das auch ohne. Außerdem bringt die Quote der Krankenpflegerin oder der Verkäuferin nichts. Das interessiert nur die Bundesregierung. Mein Appell an die Frauen wäre: Wir sind unverzichtbar für die Gesellschaft. Wir sollten ein neues Selbstbewusstsein entwickeln und auch mal auf den Tisch hauen. Wir sollten sagen, was wir Wert sind und nicht darauf warten, dass es jemand erkennt.

Alle Videos der Sommergespräche online:

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