Weniger Einkommen, Einfluss und Ansehen

An der FH Salzburg studieren 725 Studenten in den vier Studiengängen der Ingenieurswissenschaften.  | Foto: FH Salzburg/wildkind
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  • An der FH Salzburg studieren 725 Studenten in den vier Studiengängen der Ingenieurswissenschaften.
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Typische Frauenberufe gibt es noch. Das will der Girls' Day ändern, auch, um die Rolle der Frau aufzuwerten.

Die Idee für den Girls' Day stammt aus den USA. An diesem seit 1993 jährlich durchgeführten "Nimm deine Tochter mit an deinen Arbeitsplatz"-Tag besuchen Schülerinnen ihre Eltern, Verwandten oder Bekannten in deren Arbeit und bekommen so einen Einblick in deren berufliche Tätigkeit.

Trendwende in der Berufsorientierung

In Österreich wird der Girls' Day in einigen Bundesländern bereits seit 2001 veranstaltet und zwar immer am vierten Donnerstag im April. Heuer also am 25. April. An diesem Tag soll ein Impuls gesetzt werden, der eine Trendwende bei der Berufsorientierung von Mädchen auslösen will.

Handel, Büro, Kosmetik

Denn, obwohl es aktuell mehr als 250 Lehrberufe in Österreich gibt, entscheiden sich 70 Prozent der Mädchen immer noch für nur zehn Lehrberufe, "typisch weibliche" Berufsfelder und Studienfächer. Im Jahr 2011 wählten 48 Prozent aller Mädchen einen der drei dem klassischen Rollenbild entsprechenden Lehrberufe: Einzelhandel, Bürokauffrau oder Friseurin.

Prägt das gesamte Arbeitsleben

Diese Ausbildungs- und Berufswahl hat Auswirkungen auf Karriereverlauf und Entlohnung über das gesamte weitere Arbeitsleben. "Mädchen schöpfen ihre Berufsmöglichkeiten nicht voll aus und wählen häufig Berufe mit geringem Einkommen und wenig Aufstiegschancen", heißt es auf der Seite des Bundeskanzleramts – Frauen, Familien und Jugend. Die Einkommensunterschiede beginnen bereits bei den Lehrlingsgehältern und setzen sich nach Abschluss der Berufsausbildung fort.

Mit Technik in Kontakt bringen

"Es ist wichtig, die Gesellschaft für die Berufswahl von Frauen stärker zu sensibilisieren. Mit entsprechenden Projekten soll auf die vielen Möglichkeiten aufmerksam gemacht und gezielt Motivation und Interesse für technische und wissenschaftliche Berufe geweckt werden", sagt Juliane Bogner-Strauß, Bundesministerin für Frauen, Familien und Jugend. "Essentiell ist es, Maßnahmen zu setzen, um Frauen überhaupt und möglichst früh mit Technik und Naturwissenschaften in Kontakt zu bringen. Der Girls' Day ist hierfür eine Möglichkeit."

"Hallo, wir sind da"

Wer sich täglich mit diesem Thema konfrontiert sieht, ist Rishelle Wimmer, Professorin der Ingeniuerswissenschaften an der Fachhochschule (FH) Salzburg. Weil der Frauenanteil in diesem Studiengang bei nur elf Prozent liegt und sie selbst nur eine von den 28 Prozent Professorinnen an der FH Salzburg ist, etablierte die Amerikanerin 2017 die SWE (Society of Women Engineers) am Standort Salzburg. Das internationale Netzwerk für Frauen in technischen Berufen und Studien unterstützt Frauen bei der Ausbildung und will sie im technischen Umfeld sichtbar machen. Der Frauenanteil an Universitäten in Österreich ist in den Fachrichtungen Technik (26,7 Prozent) und Montanistik (24,2 Prozent) am niedrigsten.

Fehlende Frauenkultur im Berufsfeld

"Studien zeigen, dass fast 40 Prozent der Frauen im technischen Ingenieurswesen nach drei bis vier Jahren ihren Beruf wieder aufgeben. Gründe dafür sind die fehlende Frauenkultur im Berufsfeld, schwierige soziale Bedingungen und die gesellschaftliche Inakzeptanz", sagt Rishelle Wimmer. Lediglich rund 20 Prozent der Ingenieure sind global gesehen weiblich.

"Regionale Firmen brauchen die Frauen"

Dabei werden Frauen in diesen Berufsgruppen immer wichtiger, so die Professorin: "Wir hören von regionalen Firmen, dass ihnen die Arbeitskräfte fehlen. Wir könnten an der FH doppelt so viele Studenten im IT-Bereich ausbilden und alle fänden Jobs in den Regionen. Würden wir einen höheren Frauenanteil haben, könnten wir der Nachfrage besser nachkommen."

"Nur männlicher Input steckt in Produkten"

Das sei eine kritische Situation, weil die Zukunft eng mit Technologie verbunden sei: "Die Ingenieure entwickeln die Technik für Alltagsgeräte, die zur Hälfte von Frauen benutzt werden. Werden sie aber ausschließlich von Männern entwickelt, fehlt die weibliche Komponente in den Produkten. Der Input nur eines Teils der Gesellschaft steckt darin", so die Professorin der Informationstechnik und System-Management. Außerdem seien es sichere Arbeitsplätze mit guten Verdienstmöglichkeiten, die sich den Frauen verschließen würden. Dem stimmt auch die Bundesministerin zu: „Gerade die Technik bietet große persönliche und berufliche Entwicklungschancen. Wir brauchen ein gesellschaftliches Umdenken dafür, dass mehr Frauen technische Berufe ergreifen.“

Höhere gesellschaftliche Anerkennung

Das ist auch Ziel des Girls' Day. Mädchen und junge Frauen sollen durch das Reinschnuppern in technische, naturwissenschaftliche und damit besonders zukunftsweisende Ausbildungen, Studiengänge und Berufe dazu motiviert werden, eine berufliche Karriere einzuschlagen, die erfahrungsgemäß ein höheres Einkommen, größeren Einfluss und mehr gesellschaftliche Anerkennung mit sich bringt.

Girls‘ Day im Bundesdienst

Am Girls‘ Day im Bundesdienst werden übrigens alle Ressorts 41 Programme für ca. 3.000 bis 4.000 Mädchen anbieten. Am Girls' Day Mini im Bundesdienst werden 15 Programme für ca. 440 Kindergartenmädchen angeboten.

>>Hier<< kommen Sie zum Programm des Aktionstages.
Infos zum Girls' Day in Oberösterreich.
Infos zum Girls' Day in Wien.
Infos zum Girls' Day in Niederösterreich.
Infos zum Girls' Day in Kärnten.
Infos zum Girls' Day in der Steiermark.
Infos zum Girls' Day in  Vorarlberg.
Infos zum Girls' Day im Burgenland.

Infos zum Girls' Day in Tirol.
Der Girls' Day im Bundesdienst.
Der Girls' Day in Salzburg hat heuer bereits am 28. März stattgefunden.

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