Psychologie / Trauerbegleitung
Leid, Tod und Trauer besser bewältigen

"Wenn du in der Nacht den Himmel betrachtest, weil ich auf einem von ihnen wohne, dann wird es für dich so sein, als ob alle Sterne lachten, weil ich auf einem von ihnen lache."
aus "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry

Was sind Trauer und Leid?

Das Wort "leiden" leitet sich vom Althochdeutschen "lidan" ab und bedeutet fahren, reisen oder gehen, also soviel wie durch etwas hindurchgehen, etwa durch Kummer und Schmerz. Im Leiden machen wir etwas Schweres durch, wir gehen einen sehr schmerzhaften Weg.
Die Trauer ist eine angemessene und gesunde Reaktion, eine Emotion, die sich nach einem Verlust einstellt. Die Trauer stimmt zur Situation des Verlustes, sie ist stimmig und viele Trauernde wollen trauern. Durch das Trauern können wir uns eines Tages wieder lebendig fühlen, denn in der Trauer wenden wir uns dem Leben zu. Insofern macht Trauer immer Sinn. Trauer kann heilsam, manchmal auch erleichternd und wohltuend sein. Sie hilft uns beim Verarbeiten und Loslassen. 

Was ist Trauer?

Die Trauer ist eine angemessene und gesunde Reaktion, eine Emotion, die sich nach einem Verlust einstellt. Die Trauer stimmt zur Situation des Verlustes, sie ist stimmig und viele Trauernde wollen trauern. Durch das Trauern können wir uns eines Tages wieder lebendig fühlen, denn in der Trauer wenden wir uns dem Leben zu. Insofern macht Trauer immer Sinn. Trauer kann heilsam, manchmal auch erleichternd und wohltuend sein. Sie hilft uns beim Verarbeiten und Loslassen.

Jeder*r findet seine/ihre eigene Form des Trauerns, und nicht jedem Menschen hilft es, zu weinen. Grundsätzlich wissen unsere Selbstheilungspotenziale und unsere Psyche, auf welchem Weg wir individuell am Besten trauern sollten und was uns gut tut.

Film: "Ich, trauernd"



Was ist der Unterschied zwischen Trauer und Depression?

Trauer und Depression sind zwei unterschiedliche Haltungen.

Depressionen können etwa dann entstehen, wenn die Trauer verdrängt oder nicht zugelassen wurde, wenn sie zu wenig Raum hatte. Die Verarbeitung des Verlustes ist dann nicht möglich und auch kein Neubeginn. Depressive Personen wollen nicht depressiv sein. Hier verhält es sich anders als bei der Trauer. Depressionen dennoch erleben zu müssen ist ja gerade Kranke an diesem Zustand.

Dokumentation über Tod und Trauer: "Wie geht Trauern?"

Um Leiden, Kummer und Not aushalten zu können, benötigen wir viel inneren Halt und psychische Kraft. Aus-halten meint eben genau dies: Kummer, Leid und Schmerz zu halten und zu tragen, bis wir durch sie hindurchgegangen sind, d.h. bis sie aus sind.

Fragen, die Sie sich dabei stellen können sind:

  • Habe ich genug inneren und äußeren Raum, inneren und äußeren Halt und die seelische Kraft, meinen Schmerz aushalten zu können?
  • Schaffe ich das alleine oder benötige ich dabei den Beistand und die Anwesenheit anderer Menschen?
  • Was kann mir trotz des Schmerzes noch Halt geben in meinem Leben?

Der Prozess des Trauerns

Begleitung in der Trauer kann eine wichtige und notwendige Hilfe sein. Trauer ist kein Coping- oder Abwehrmechanismus, sondern eine gesunde Reaktion von Psyche und Körper auf einen Verlust. Trauer ist dabei niemals pathologisch oder eine Krankheit, da sie uns auf den Verlust von Werten bzw. Wertvollem hinweist und uns im Prozess der Verarbeitung dienlich ist.

In der Trauer sind wir aktiv, weil wir den Verlust verarbeiten. Trauer ist allerdings keine Arbeit, weswegen der Begriff "Trauerarbeit" missverständlich ist. Trauer können wir vergleichen mit dem Heilen einer Wunde. Geben wir dem Wundheilungsprozess zu wenig Zeit, so wird dieser gestört. Ähnlich ist es bei der Trauer. Wenn wir die Trauer unterdrücken, so kann es zu psychischen Störungen wie Depressionen oder Zynismus, Erschöpfung und Verbitterung kommen. Wir tun gut daran, Trauer und Schmerz anzunehmen und auszuhalten.

Auf diese Weise kann der Prozess des Trauerns gestört werden, wenn wir den Verlust verdrängen oder mit ihm hadern und uns weigern, ihn zu akzeptieren. Hader steht somit der gesunden Trauer im Wege.

Lassen Sie sich von anderen Menschen nicht beeinflussen, wie und wann sie trauern sollen. Vergessen Sie zudem das Modell der Trauerphasen von Elisabeth Kübler-Ross, das heute als überholt gilt. Menschen trauern ganz individuell und unterschiedlich. Viel wichtiger ist es, im Laufe der Zeit eine gute innere Beziehung zum verstorbenen Menschen aufzubauen.

Was kann mir im Prozess der Trauerns helfen?

  • Es kann sehr hilfreich sein, wenn wir uns die Trauer erlauben und mitfühlend, selbstfürsorglich, wohlwollend und tröstend mit uns umgehen - wie ein liebevoller Vater oder eine liebevolle Mutter. Wir dürfen uns dabei Zeit für das Trauern geben. Die Volksweisheit spricht sogar vom "Trauerjahr".
  • Hilfreich kann hier die verhaltenstherapeutische Methode der radikalen, d.h. der bedingungslosen Akzeptanz von Emotionen sein. Diese Methode lehrt uns, zum/zur inneren Beobachter*in zu werden, der/die alle seine/ihre Emotionen ohne Wertung annimmt und beobachtet. Ich werde mir dabei selbst zum/zur inneren Begleiter*in und mache die Erfahrung, dass ich vor der Trauer keine Angst mehr haben muss, weil ich sie annehmen und aushalten kann. Trauer hilft mir dabei, innerlich zu wachsen, Grundvertrauen im Leid und in der Trauer zu erfahren und mich wieder lebendig zu fühlen.
  • Es kann sinnvoll sein, wenn Sie Ihren verstorbenen Menschen vor der Beerdigung noch einmal sehen. Dabei können Sie mit dem/der Verstorbenen sprechen, seinen/ihren Namen nennen u.v.m. War dieses letzte Sehen nicht möglich, dann können Sie sich diese Begegnung mit dem/der Verstorbenen auch imaginieren.
  • Auch Wut, Enttäuschung, Groll, Ärger und Zorn auf den/die Verstorbene*n sind gesund und heilsam. Gestatten Sie sich diese Emotionen.
  • Sie können Momente, Orte und Situationen aufsuchen, in denen Ihnen die geliebte verlorene Person ganz nahe ist. Hier können auch Übergangsobjekte, wie etwa Kleidungsstücke des geliebten Menschen hilfreich sein, die noch den Duft des/der Verstorbenen tragen.
  • Suchen Sie Momente und Situationen auf, in denen Sie sich dem/der Verstorbenen ganz nahe fühlen. Sie haben Ihren Menschen im Außen verloren, nun können Sie ihn in sich hineinholen und ihn zu einem Teil von sich selbst machen.
  • Auch Naturerfahrung können Sie dem/der Verstorbenen näherbringen, vor allem dann, wenn es Orte und Landschaften sind, die Sie gemeinsam mit Ihrem geliebten Menschen aufgesucht haben. Wenn Sie etwa mit Ihrer verstorbenen Partnerin immer wieder den Sternenhimmel bewundert haben, dann können Sie dies nun weiterhin allein tun und auf diese Weise eine Brücke zu den wunderschönen Erinnerungen und zur gemeinsamen Erfahrung mit Ihrer Partnerin schaffen.

Sehr berührend empfinde ich ein Erinnerungsritual, welches Roland Kachler schildert. Roland Kachler ist Theologe und Psychotherapeut und hat selbst seinen Sohn verloren. Er hat mich mit seinen Büchern stark in meiner eigenen Trauerarbeit, aber auch in meiner psychotherapeutischen Tätigkeit inspiriert. Er schreibt:

"Ein größeres Erinnerungsritual könnte zum Beispiel sein, dass Sie für den Verstorbenen ein Erinnerungsbuch führen und sich vornehmen, an jedem Abend eine Erinnerung aufzuschreiben. Nach einem Jahr werden Sie ein reiches Buch an Erinnerungen vor sich liegen haben. Im nächsten Jahr könnten Sie sich an jedem Abend eine Erinnerung aus Ihrem Buch laut vorlesen"

Roland Kacher: Meine Trauer wird dich finden. Ein neuer Ansatz in der Trauerarbeit. Freiburg im Breisgau 2005.

Trauer, Hypnose und Hypnotherapie

Die moderne Trauerbegleitung arbeitet viel mit heilsamen und Trost spendenden Imaginationen und Verfahren aus der Hypnose und Hypnotherapie, wie etwa der Etablierung eines sicheren Ortes für den/die Verstorbene*n.

Dabei wird Trauern als eine Arbeit an der Beziehung zum verlorenen Menschen verstanden, damit sich eine neue innere Beziehung zu der geliebten Person entwickeln kann.

Es geht in der Trauer also nicht nur um Abschiednehmen und das Spüren des Schmerzes, sondern vielmehr um eine neue Beziehung zum verlorenen Menschen. Sie müssen und sollten nicht loslassen, es sei denn, Sie brauchen das Loslassen unbedingt. Denn das Loslassen ist nur ein kleiner Teil des Trauerprozesses.

Ich darf meinen verlorenen Menschen immer lieb haben und lieben, diese Liebe jeden Tag leben, darf immer mit ihm sprechen, ihn mir bei mir vorstellen und ihn ganz nahe fühlen. Er kann mein ständiger innerer Begleiter, innerer Freund und Helfer werden. Daran ist nichts Verrücktes oder Krankes. Im Gegenteil: Auf diese Weise kann sich die Liebe zum/zur Verstorbenen wandeln. Ihr verstorbener Mensch kann und sollte weiterhin zu Ihnen und Ihrem Leben gehören.

Kindern und Jugendlichen ist es wichtig, dass der/die Verstorbene einen sicheren Ort hat, an dem er/sie sich wohl fühlt. Kinder fragen eigentlich immer "Wo ist der Papa/die Mama/der Bruder/die Oma jetzt?"

Dahinter erkennen wir den Wunsch, es möge dem geliebten Menschen nun gut gehen, er möge sicher und ganz geborgen sein.

Das Weiterleben und der gute Ort nach dem Tod

Es scheint so, als bräuchten unsere Selbstheilungskräfte und unsere Psyche einen sicheren Ort für unsere geliebten verstorbenen Menschen, an dem ich sie aufsuchen und besuchen kann, damit meine Beziehung zu ihnen stabil und aufrecht bleibt.

Wir können in der Trauertherapie und Trauerarbeit diesen guten Ort bewusst einrichten, etablieren und imaginieren. Dabei kann es sich um konkrete reale Orte, um Lieblingsplätze des/der Verstorbenen, aber auch um Phantasieorte, transzendente, innerseelische oder symbolische Plätze und Orte handeln.

In allen Kulturen und Zeiten glaubten Menschen an ein Weiterleben nach dem Tod. Auch wenn dieses nicht naturwissenschaftlich bewiesen werden kann, so kann diese archetypische Vorstellung dennoch äußert hilfreich sein. Unsere Psyche und unsere Selbstheilungspotenziale dürften diesen Glauben zu benötigen.

Erlauben Sie sich alle Fantasien, Imaginationen, Wünsche und Hoffnungen auf ein Weiterleben der Seele des/der Verstorbenen. Ihre Psyche und Ihr Körper wissen intuitiv, was sie in Ihrer Trauer benötigen. Bilder und Imaginationen eines Ortes nach dem Tod sind archetypische Vorstellungen und gehören zu den Selbstheilungskräften unserer Psyche.

Für die Psychotherapie ist der naturwissenschaftliche Beweis eines Weiterlebens der Seele ohnehin nicht von Belang. Wichtig ist lediglich, was Ihnen hilft und gut tut.

Träume an Verstorbene können sehr intensiv, schön, aber auch schmerzhaft und leidvoll sein. Wir erleben den/die Verstorbene*n ganz nahe und lebendig, wenn er sie/uns im Traum besucht. Unser Unbewusstes differenziert nämlich nicht, ob eine Person noch lebt oder ob sie bereits verstorben ist. Zudem sind Träume verdichtet und zeitlos. In unserem Unbewussten lebt der/die Verstorbene weiterhin fort und ist ein Teil von uns, zu dem wir immer und überall Beziehung und Kontakt aufnehmen können. So kann uns der/die Verstorbene zum inneren Helfer, zum Mentor, zur besten Freundin, zur inneren Heilerin, zum Schutzengel, zum Gesprächspartner oder zur Berater*in werden.

Auch können wir uns hier immer bewusst machen, dass die geliebte Person bereits vor ihrem Tod einen Platz in mir hatte und ein Teil (Ego-State) von mir ist.

In der hypnotherapeutischen Trauerbegleitung vertraue ich darauf, dass Ihre Psyche und Ihr Unbewusstes Ihnen irgendwann einen guten Ort für Ihre*n Verstorbene*n senden werden.

In Imaginationen, Trancezuständen oder Fantasiereisen können Sie dann Ihren geliebten Menschen an diesem Ort immer besuchen, um dort

  • zu trauern, zu hadern und den Schmerz zuzulassen
  • gut allein zu sein
  • mit Ihrem/Ihrer Verstorbenen zu sprechen, ihn/sie um Rat, Beistand und Hilfe zu bitten
  • nichts tun oder leisten zu müssen
  • einfach nur zu sein
  • zu rasten und zu ruhen
  • zu klagen, zu toben, zu wüten, zu schimpfen, zu fluchen, zu streiten, zu schreien u.v.m. (dies kann etwa nach Suiziden hilfreich sein, wenn die Hinterbliebenen viel Wut in sich haben)
  • Dinge und Angelegenheiten mit dem geliebten Menschen zu klären, die noch offen sind
  • um Verzeihung zu bitten
  • zu verzeihen
  • Offenes zu bereinigen und zu klären
  • sich zu erholen und Kraft zu tanken

Eine neue, tragfähige Beziehung zum/zur Verstorbenen

"Wenn Du bei Nacht zum Himmel emporschaust,
dann werde ich auf dem schönsten
der vielen, vielen Sterne sitzen
und zu Dir herabwinken.
Ich werde Dir Trost und Licht senden,
damit Du mich in Deiner Welt
sehen kannst und nicht vergisst.
Traurig sollst Du aber nicht mehr sein,
denn schau nur:
Ich habe jetzt einen eigenen Stern!
"

In unserer modernen Gesellschaft verdrängen wir nicht nur den Tod, sondern auch die Toten. Diese Verleugnung des Todes und Verdrängung machen unser Leben allerdings keinesfalls einfacher. Wir verlieren nämlich dadurch auch die Beziehung zu den Verstorbenen. Unser Leben kann dadurch sinnloser und leerer werden.

Nach dem körperlichen Verlust kristallisiert sich zudem zunehmend heraus, was für uns den geliebten verlorenen Menschen als Person ausgemacht hat, was sein Wesen für uns bedeutet hat und was wir noch immer lieben. Sie dürfen darauf vertrauen, dass Ihr geliebter Mensch weiterhin zu Ihnen und Ihrem Leben gehört, auch dann, wenn er verstorben ist.

Film: "Trauern ohne zu verzweifeln – Wie Sterbende ihren Liebsten beim Abschied helfen können"

Leid ist per se nicht sinnvoll. Jedoch kann uns die innere Auseinandersetzung mit dem Leid helfen, einen Sinn darin zu finden.

Fragen, die Ihnen hier hilfreich sein können, sind:

  • Wo und bei wem fühle ich mich gehalten und sicher, sodass ich meinem Leid und Schmerz Raum geben kann?
  • Was gab mir bisher in meinem Leben Kraft und Sicherheit? Was gibt mir heute, in dieser Stunde Kraft?
  • Habe ich schon einmal im Leben jeden Halt und jede Sicherheit verloren? Wenn ja: Wie habe ich wieder zu meinem inneren Halt gefunden?

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Salzburg / Hamburg
(Existenzanalyse)

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