#Ja zu Salzburg
Kunden wollen beides: online und offline einkaufen

- Roland Pföss, Unternehmensinhaber der "Brillenwerkstatt" in der Stadt Salzburg. Pföss absolvierte den Studiengang Betriebswirtschaft an der Fachhochschule (FH) Salzburg.
- Foto: Kolarik Andrea
- hochgeladen von Julia Hettegger
Abschlussarbeit an der Fachhochschule Salzburg zeigt: Die Kunden wissen um ihren Einfluss auf die Struktur und das Erscheinungsbild der Innenstädte. Dennoch steht der Convenience-Faktor für sie an oberster Stelle.
SALZBURG. „Als Inhaber eines kleinen Geschäftes habe ich die zunehmende Konkurrenz des Internethandels gespürt. Ich wollte im Rahmen meines Studiums der Frage nachgehen, inwieweit sich Kunden bewusst sind, dass ihr Einkaufsverhalten Einfluss auf lokale Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen hat", sagt Roland Pföss. Der Unternehmensinhaber der "Brillenwerkstatt" in der Stadt Salzburg absolvierte den Studiengang Betriebswirtschaft an der Fachhochschule (FH) Salzburg. Er nutzte seine Bachelor-Arbeit um diesen Fragen nachzugehen und die Ergebnisse als Basis für die Weiterentwicklung seines Unternehmens. Im Fokus der Arbeit stand die Auswirkung von Kaufentscheidungen "Online- oder Offline" auf die Struktur, den Branchenmix, das Erscheinungsbild und die Leerstände in der Salzburger Innenstädte.
"Covid19-Krise beschleunigt die Entwicklung"
"Die Umsätze im Onlinehandel sind in den letzten Jahren rasant gestiegen, vor allem im Non-Food Sektor. Die Covid19-Krise hat diese Entwicklung noch beschleunigt", sagt Christine Vallaster, Professorin für Marketing und Relationship Management an der FH Salzburg. Sie betreute die Abschlussarbeit von Roland Pföss.

- Christine Vallaster, Professorin für Marketing und Relationship Management an der FH Salzburg.
- Foto: Vallaster, privat
- hochgeladen von Julia Hettegger
Weniger Branchen – weniger Wettbewerbsfähigkeit
Aus eigener Erfahrung weiß Pföss: "Dem Salzburger Zentrum fehlt weitgehend die Fülle an Angeboten. Das Angebot hat sich immer schon eher am Anspruch der Touristen orientiert. Ich beobachte, dass besonders in der Fußgängerzone der Altstadt die individuellen, inhabergeführten Geschäfte von Ketten abgelöst werden. Ein Problem sind die hohen Mieten." Die Attraktivität der Innenstädte stehe aber in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Angebot an Waren und Dienstleistungen, so Pföss: "Je mehr sich einzelne Branchen aus den Innenstädten zurückziehen, umso mehr verlieren sie an Wettbewerbsfähigkeit."
Das sagen die Befragten:
Die Befragten seiner Untersuchung gaben an, dass schlechtere Erreichbarkeit der Innenstadt im Vergleich zu den Shoppingcentern mit ihren großen Parkflächen sowie der grenzenlose Branchenmix Gründe für Online-Käufe seine. Dennoch möchten die Befragten das Kauferlebnis im stationären Handel nicht missen: "Hier geht es um persönliche Beratung, die ansprechend gestalteten Schaufenster, individueller Serviceleistungen und das Lebensgefühl, durch eine Geschäftsstraße zu bummeln", analysiert Pföss. „Außerdem ist es vielen Kunden wichtig, das Produkt anfassen und anprobieren zu können. Dafür wird auch über Einschränkungen wie Öffnungszeiten, oder Zeitverlust bei Anfahrt und Parkplatzsuche hinweggesehen."
Kunden wissen um ihren Einfluss
Insgesamt hätten seine Umfrage gezeigt, dass die Probanden über ihren Einfluss auf die Struktur und das Erscheinungsbild der Innenstädte durchaus Bescheid wissen und daher als sogenannte mündige Käufer gelten können. "Der Convenience-Faktor (Bequemlichkeit, Nutzen, Komfort) steht dennoch an erster Stelle. Ganz konkret bedeutet das: Online oder Offline ist die falsche Frage – denn der Kunde will beides“, so Pföss. "Für die zukünftige Entwicklung von kleinstrukturierten, inhabergeführte Einzelhändler ist es zentral, diese Hybridität der Kunden zu erkennen und sowohl zum eigenen als auch zum Vorteil der Verbraucher zu nutzen."
"Auch die Politik ist gefordert"
"Durch die Beschränkungen im Zusammenhang mit Covid19 konnte die Salzburger Bevölkerung einen Eindruck gewinnen, wie leblos ihre Stadt ohne offenen Geschäfte, ohne Gastronomie und mit menschenleeren Gassen und Straßen wirkt", gibt Professorin Christine Vallaster zu bedenken. "Aus den genannten Gründen ist auch die Politik gefordert, für eine gute Verkehrsanbindung via öffentliche Verkehrsmittel, ausreichend Parkmöglichkeiten und eine verbesserte Aufenthaltsqualität zu sorgen. Zusätzlich steht die Politik vor der Pflicht, die negativen Auswirkungen des Shutdowns durch Covid19 auf die heimische Wirtschaft und der damit verbundenen Arbeitsplätze bestmöglich abzufedern", appellieren Vallaster und Pföss.


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