Kulturhauptstadt 2024
Bewerberteam muss mit Massentourismus und neuen Partnerschaften umgehen

Delegation Salzkammergut 2024 - in der Bildmitte Bundesminister Alexander Schallenberg im Bundeskanzleramt Wien, Ballhausplatz | Foto: Daniel Gollner/Büro Salzkammergut 2024
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Die Sensation ist perfekt. Das Salzkammergut wird „Europäische Kulturhauptstadt 2024“. Einer großen – und redlich verdienten – Feier folgt nun viel Arbeit: „Es geht um die Transformation der Strukturen und des Kernteams in Richtung einer ausführenden Organisation“, so Stefan Heinisch, Projektleiter von Salzkammergut 2024. Im nächsten Schritt soll 2020 die "Salzkammergut 2024 GmbH“ gegründet werden. Neben der Konkretisierung der Projekte sind es vor allem zwei Fragen, mit dem sich das Team nun auseinandersetzten muss: Holt man weitere Gemeinden und Regionen mit ins Boot und wie soll man der vermutlich weiter steigenden Anzahl von Touristen Herr werden.

Kulturreisender ist kein Massentourist

Dass mit mehr Angebot auch die Touristen steigen werden, wird nun von vielen Einheimischen befürchtet. Vor allem in Hallstatt hinterlässt der „Overtourism“ bereits seine Spuren. "Im Grunde geht es um ein Ausbalancieren. Konkret: Was lernt Europa vom Phänomen Hallstatt, wie und was kann Hallstatt von den Betroffenen aus Dubrovnik, Amsterdam, Venedig, Krumau & Co. lernen“, ist sich Heinisch sicher. "Wir konnten die Jury damit überzeugen, dass das Kulturhauptstadtprogramm und damit auch größere Events und Formate abseits der Hotspots stattfinden. Wir werden ein alternatives, nachhaltiges kulturtouristisches Modell etablieren und damit Reiseströme zeitlich und räumlich entzerren.“ Kulturreisende seien nicht an irgendwelchen Instagram-Hotspots in Hallstatt interessiert, würden länger bleiben und auch den öffentlichen Verkehr – falls vorhanden – nutzen. "Wir sind uns aber natürlich bewusst, dass es viele Bedenken gibt, dass jetzt noch mehr Touristen kommen. Wir werden aber bereits im Jänner 2020 mit einer Aufklärungs- und Motivationstour durch die Region starten." Dass Hallstatt ganz wesentlich zu einer erfolgreichen Bewerbung des Salzkammergutes zur europäischen Kulturhauptstadt 2024 beitragen würde, war für Bürgermeister Alexander Scheutz von Anfang an klar. "Wir sehen darin die Möglichkeit dem derzeitigen ‚Overtourism' mit Kultur, von europäischer Dimension, entgegenzutreten. In Zusammenarbeit mit europäischen Partnern aus ähnlich betroffenen Regionen sollen die Probleme aufgezeigt werden, um gemeinsam Lösungen zu finden.“ Die europäischen Kulturhauptstadt sei ganz klar ein Kultur- und kein Tourismusprojekt. Es gehe darum, den Touristen neben Hallstatt auch noch andere Regionen des Salzkammergutes „schmackhaft" zu machen. „Dass dies gelingen kann und daher haben damals alle drei im Gemeinderat vertretenen Parteien einstimmig die Teilnahme beschlossen“, so Scheutz.

Tür für weitere Partner steht offen

In Altmünster ist die Entscheidung an einer Teilnahme an der „Kulturhauptstadt 2024“ negativ ausgefallen. „Ich bedaure sehr, dass sich trotz einstimmiger positiver Empfehlung des Kulturausschusses eine knappe Mehrheit der Gemeinderäte gegen die Teilnahme Altmünsters entschied. Es eröffnet sich dadurch eine große Chance für unsere Region, die sich so schnell nicht wieder bieten wird“, so Altmünsters Bürgermeisterin Elisabeth Feichtinger. So ganz vom Tisch ist die Kulturhauptstadt für Feichtinger noch nicht: "Die Kulturverantwortlichen in Altmünster und ich sind weiterhin sehr bemüht. In den nächsten Tagen gibt es ein gemeinsames Gespräch mit den Mitgliedern des Kulturausschusses und den Vertretern der einzelen Fraktionen im Beisein von Befürwortern der Kulturhauptstadt 2024“. Die Wolfgangseeregion hatte sich im vergangenen Jahr dazu entschlossen, nicht teil des Bewerberteams zu werden. „Natürlich gratulieren wir zum Erfolg, dessen Grundlage sicher ein fundiertes Konzept gewesen ist“, so Hans Wieser von der WTG. Die Entscheidung der Wolfgangsee-Gemeinden sei aber wohl überlegt gewesen. Ob der nun errungene Titel „Kulturhauptstadt 2024“ etwas ändern wird, lässt der Touristiker offen: „Soweit ich weiß, ist die Wolfgangseeregion auch nicht Teil des Bidbooks. Der Ball liegt jetzt beim Bewerberteam und man wird sehen, ob die Gespräche für eine Zusammenarbeit nun wieder aufgenommen werden.“ Für diese sei das Team - Heinisch zufolge - in jedem Fall offen: "Natürlich bleibt die Tür für die Kulturhauptstadt-Region Salzkammergut offen, wir kooperieren sehr gut mit der Salzkammergut Tourismus Marketing GmbH und damit sprechen wir natürlich mit allen Partnerregionen. Ich denke dabei aber vor allem an den Attersee, das würde inhaltlich – Klimt, Mahler, aber im besonderen das Kunstfestival ‚Perspektiven' – spannend sein."

Genug Ideen für Projekte

Die Bezirkshauptstadt hat sich erst relativ spät zur Teilnahme entschieden: „Wir haben noch abgewartet, bis sich das Land OÖ positiv zur Mitfinanzierung des Projektes ausgesprochen hat und alle Zahlen bekannt waren. Wir müssen bei öffentlichen Geldern ganz klar planen und dürfen uns auf kein finanzielles Abenteuer, das die Stadt überfordert, einlassen", so Stefan Krapf. Für Gmunden gibt es bereits erste Ideen bzw. Visionen, was gefördert werden könnte - die Innenhof-Überdachung des Schloss Ort sowie die Klimatisierung des Stadttheaters stehen da ganz oben am Plan. An Ideen mangelt es auch den Altmünstern nicht: Für die Marktgemeinde gebe es viele Überlegungen, wo Projekte umgesetzt werden könnten, dazu gehört der Musikpavillon an der Esplanade. Dieser ist bereits in die Jahre gekommen und bedarf einer dringenden Neugestaltung. „Generel bietet die Altmünsterer Esplanade noch viel Potenzial, um sie für Feste und Kulturveranstaltungen zu optimieren", ist sich Feichtinger sicher.

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