Ebensee wird mit Schwemmholz-Problem allein gelassen

Auch der Traunsee ist von Schwemm- und Treibholz massiv betroffen. | Foto: Christian Bammer
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Keine klare gesetzliche Regelung und Entsorgungskosten von bis zu 100.000 Euro jährlich  – das Schwemmholz ist am Traunsee, ganz besonders aber in Ebensee ein riesiges Problem.

SALZKAMMERGUT. Seit Jahren hat ihre Gemeinde Ebensee mit enormen Schwemmholzmengen zu kämpfen. „Vor allem nach Starkregenereignissen werden Unmengen an Schwemmholz mit Plastikmüll und Tierkadavern vermischt und verbleiben in einer Bucht in Ebensee“, so Bürgermeisterin Sabine Promberger. „2021 waren wir einmal massiv betroffen, heuer bereits zwei Mal. Fakt ist aber, dass es immer kürzere und intensivere Regenfälle gibt und sich die Probleme häufen werden.“
Nun gab es im Kampf gegen das Treibholz den nächsten Dämpfer: Mit den Stimmen der beiden Regierungsparteien wurde im Petitions- und Bürgerinitiativenausschuss die Petition von Abgeordneten zum Nationalrat, Bürgermeister Andreas Kollross (SP) zur Schaffung einer bundesgesetzlichen Rechtsgrundlage für die Beseitigung der Verunreinigungen durch Schwemm- und Treibholz abgelehnt. „Alle eingelangten Stellungnahmen - von der Volksanwaltschaft, über diverse Bundesländer bis hin zum Gemeindebund sehen eine gesetzliche und finanzielle Lücke bei der Schwemmholz- und Treibgutbeseitigung zu Lasten der Gemeinden. Selbst das Land Oberösterreich fordert von der Bundesregierung eine klare Regelung“, so Koloss.

Wind und Strömung als Übeltäter

Dass die teils riesigen Treibholzteppiche genau in Ebensee bleiben, ist laut Promberger die Kombination aus Strömungen und Wind. „Aktuell kommt das Treibgut auch nie wirklich über die Grenze von Traunkirchen hinaus. Nimmt dann der Wind von Gmunden kommend zu, sammelt sich aber wieder alles bei uns.“ Es gäbe zwar Möglichkeiten, mit richtig platzierten Steinen und ins Wasser gehängten Bäumen die Strömung so zu verändern, dass nicht alles wieder zurück nach Ebensee geschwemmt wird, aber „dazu bräuchte man eine Genehmigung und außerdem wollen wir ja niemand anderem den Schwarzen Peter zuschieben.“

100.000 Euro Entsorgungskosten

In den letzten Jahren wurde das Schwemmholz mit Hilfe eines Spezialschiffs entsorgt. Die entstandenen Kosten von bis zu 100.000 Euro jährlich wurden aus dem Katastrophenschutzfonds refundiert. Durch geänderte Rahmenbedingungen ist das nicht mehr möglich. „Derzeit fühlen sich dadurch für die Entsorgung weder die Bezirksverwaltungsbehörde noch die Bundesforste, aus deren Beständen das Schwemmholz zum Teil stammt, zuständig. Angesichts eines immer größer werdenden Schwemmholzteppichs und einer daraus resultierenden entsprechenden Geruchsbelästigung, bedarf es dringend einer gesetzlichen und finanziellen Regelung der Entsorgung“, so Promberger. Entsorgen müsste man als Gemeinde übrigens nur Müll und Tierkadaver, das Holz könne eigentlich im See belassen werden. „Da würde sich aber der Tourismus schön bedanken“, weiß Promberger, die immer die erste Anlaufstelle ist, wenn mal wieder ein Schwemmholzteppich sein Unwesen treibt. „Badegäste könnten nicht mehr so unbeschwert im Traunsee schwimmen, Segelevents & Co müssten unter Umständen abgesagt werden, weil Treibgut ja auch gewisse Gefahren birgt.“

Das Schwemmholzproblem war auch in Traunkirchen schon dramatischer, wie eine GoogleMaps-Aufnahme zeigt. | Foto: Screenshot GoogleMaps
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Traunkirchen gesprächsbereit

So dramatisch wie in Ebensee ist die Schwemmholzlage in Traunkirchen zwar nicht, „von Zeit zu Zeit kommt es aber auch bei uns zur Ansammlung von Treibgut“, erklärt Bürgermeister Christoph Schragl. Dies sei aber immer in einem Ausmaß, dass die Entsorgung – ohne Mehrkostenaufwand – durch die Gemeindemitarbeiter passieren kann. In Sachen Schwemmholz hat es noch keine Gespräche zwischen Traunkirchen, Ebensee und den anderen Traunseegemeinden gegeben. Aber man sei auf jeden Fall gesprächsbereit, so Schragl.

Aktuelle Lage in Traunkirchen.  | Foto: Schragl
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"Traunsee ist öffentliches Gewässer"

"Der Traunsee wird von den Bundesforsten nachhaltig betreut und bewirtschaftet. Dabei gehört den Bundesforsten aber nur der Seegrund, denn der Traunsee ist ein öffentliches Gewässer. Damit ist die Nutzung des Wassers an sich und alles, was am und im See schwimmt (Siedlungsabfälle, Treibgut, Schwemmholz etc.), Sache der öffentlichen Verwaltung (Bezirk, Gemeinde, Land etc.) und nicht des Grundeigentümers. Aus welchen Gebieten/Wäldern Treibgut in den See kommt, spielt dabei keine Rolle. Die rechtlichen Bestimmungen sind selbstverständlich auch für das Unternehmen Bundesforste bindend", heißt es auf Anfrage der BezirksRundSchau Salzkammergut.

"Können finanziell nicht helfen"

Eine Anfrage der Gemeinde Ebensee beim Tourismusverband Traunsee-Almtal, sich finanziell mitzubeteiligen, gab es laut Geschäftsführer Andreas Murray bis dato nicht. "Sollte eine solche kommen, könnten wir finanziell nicht helfen, da es eine klare Trennung der Verantwortlichkeiten zwischen Gemeinden und Tourismusverband gibt. Infrastruktur und solche Dinge fallen eindeutig in die Verantwortung der Gemeinde", so der Touristiker.

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