Auswirkungen der Covid-19-Pandemie
Mit "Lichtersee" setzt Gmunden ein Zeichen der Solidarität

Andreas Hecht (BIG), Auguste Thallinger (ÖVP), Uli Feichtinger (Grüne), Bürgermeister Stefan Krapf (ÖVP) und Catharina Held (SPÖ). | Foto: Stadtgemeinde Gmunden
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  • Andreas Hecht (BIG), Auguste Thallinger (ÖVP), Uli Feichtinger (Grüne), Bürgermeister Stefan Krapf (ÖVP) und Catharina Held (SPÖ).
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Vier der fünf Fraktionen des Gmundner Gemeinderats sind sich darin einig, dass die Straße auch jenen gehört, die Zusammenhalt, Solidarität, Empathie, Wertschätzung und Dialog wollen. Die Lichter als Dank für alle Engagierten in der Covid-Krise und im Gedenken an die Covid-Verstorbenen im Bezirk Gmunden wurden gestern Nachmittag entzündet. Die Stadtpolitiker laden alle Menschen ein, ihr Licht dazuzustellen.

GMUNDEN. Seit Mittwoch, 27. Jänner, kann rund um den Brunnen am Rathausplatz jeder eine Kerze als Zeichen des Dankes und der Solidarität entzünden. Initiatorin des "Lichtersees" ist Uli Feichtinger, Fraktionsobfrau der Grünen Gmunden. ÖVP, SPÖ und BIG stehen geschlossen hinter dieser Idee, die FPÖ wollte diese symbolische Aktion nicht unterstützen. Einen ersten Schulterschluss dieser vier Fraktionen gab es bereits nach dem ersten "Corona-Spaziergang" in Gmunden. "Die Pandemie hinterlässt Spuren und es fühlt sich alles schon beengt und eng an", so Feichtinger. Seit Beginn der Pandemie sind im Bezirk Gmunden 87 Personen verstorben (Stand 26. Jänner, Quelle: covid19-dashboard.ages.at/dashboard_Tod.html). "Wie wären wir betroffen, wenn 87 Menschen bei einem Murenabgang verstorben wären? Es ist wichtig, wenn Menschen ihren Unmut äußern. Wir müssen aber auch genau zuhören und herausfinden, was wirklich gemeint ist. Oft ist es Überforderung", so die Grüne-Fraktionsobfrau. Auch ÖVP-Fraktionsobfrau Auguste Thallinger war von der Idee des "Lichtersees" sofort begeistert: "Das Licht ist ein Zeichen der Hoffnung. Geben wir uns gegenseitig Kraft, um die Situation zu meistern!" Andreas Hecht, Fraktionsobmann der BIG unterstreicht: "Unsere Generation hat so eine Krise noch nicht erlebt. Wir möchten mit dieser Aktion allen Betroffenen Mut zusprechen und ihnen zeigen, dass wir an sie denken." Catharina Held, Gemeinderätin der SPÖ Gmunden versteht die Sorgen und Ängste der Bürger: "Es ist nicht normal, dass eine Pandemie auf uns zukommt, es ist für alle eine schwierige Situation!" Heuer ist Wahljahr in Oberösterreich, Andreas Hecht begrüßt daher den Schulterschluss der vier Parteien umso mehr: "Ja, wir haben heuer ein Wahljahr aber wir haben noch genug Zeit, um unsere Vorschläge und Ideen zu präsentieren – und das wertschätzend!"

Mit dem Entzünden einer Kerze soll Soldarität ausgedrückt werden für alle:

  • die auf Intensivstationen und normalen Covid-Stationen arbeiten
  • die in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Apotheken ihren Dienst verrichten
  • die Blaulicht-Organisationen und öffentlichen Verkehr aufrecht erhalten
  • die uns in Supermärkten, Drogeriemärkten und deren Lieferanten mit allem Wichtigen versorgen
  • die in Bildungseinrichtungen und in der öffentlichen Verwaltung ihr Bestes geben
  • die in Kurzarbeit sind oder ihre Arbeitsstelle verloren haben
  • die ihre Existenz gefährdet sehen
  • die sich einsam, ängstlich oder überfordert fühlen
  • die als junge Menschen erschwert in ihr (Arbeits-)Leben starten
  • die unter Mehrfachbelastungen leiden
  • die als exponierte Personen vermehrt Drohungen erhalten.

Die Botschaft: Wir halten uns weiterhin an Abstand und Maske, an Handdesinfektion und Kontaktreduktion, damit wir gemeinsam die Zahl der Covid-19-Neuinfektionen reduzieren und in Folge das soziale Leben wieder sicher aufnehmen können.
Ein Nachahmen der Aktion in anderen Gemeinden ist sogar ausdrücklich erwünscht!

Ausführliche Stellungnahmen der Fraktionen

Bürgermeister Stefan Krapf, ÖVP: "Auch in Gmunden sind zahlreiche Mitbürger derzeit von der Corona-Pandemie auf sehr unterschiedliche Art und Weise betroffen. Mit unserer überfraktionellen Aktion des ‚Lichtersees‘ wollen wir dem medizinischen und pflegenden Personal in den Krankenhäusern, den Mitarbeitern des Roten Kreuzes sowie aller Hilfsorganisationen, den ehrenamtlich tätigen Menschen in den diversen sozialen Einrichtungen, der Exekutive und der Belegschaft der BH sowie all jenen, die aufgrund von COVID-19 in erheblichem Ausmaß belastet sind, unseren größten Respekt und unsere aufrichtige Wertschätzung zum Ausdruck bringen. Wir fühlen aber auch mit jenen Menschen aller Generationen, die aufgrund der Krise mit Sorgen, Nöten, existentiellen Ängsten, Frustration, Arbeitslosigkeit, massiven Einschränkungen, Unmut bis hin zur Verzweiflung konfrontiert sind. Im Besonderen sind unsere Gedanken auch bei den an Corona erkrankten und an diesem Virus verstorbenen Mitmenschen sowie deren Familien. Der ‚Lichtersee‘ ist ein klares, einheitliches Zeichen der Gmundner Stadtpolitik für Zusammenhalt, Solidarität und ein von Empathie getragenes Miteinander.
"

Auguste Thallinger, Fraktionsobfrau ÖVP: "'Wann bekomme ich endlich wieder mein 'normales Leben' zurück?' Diese Frage stellt sich wohl jeder in dieser schwierigen Zeit. Wo bleibt mein Recht als Bürger, mein Recht auf Freiheit, Spaß und Selbstbestimmung? Aber in einer Gesellschaft hat man nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Alle unsere Rechte sind relativ – anders kann eine Gesellschaft gar nicht funktionieren. Wir haben das Privileg, den Lockdown im Salzkammergut zu verbringen. Wir können mit kleinen Wanderungen direkt vor der Haustüre dem Druck entfliehen. Wir werden mit einer herrlichen Natur für die Entbehrungen und fordernden Maßnahmen entschädigt. Bei den vielen Gesprächen in der Familie, mit Freunden und Bekannten bemerkt man immer mehr die Spaltung der Bevölkerung. Es gibt die Gruppe, die aus Angst vor Krankheit und Sorge um die Angehörigen alle Maßnahmen befolgen. Es gibt aber auch die Menschen, die durch die große Veränderung in ihrem Leben durch Maßnahmen und Verzichte verzweifeln und durch die lange Dauer der Pandemie immer kritischer der Situation gegenüber stehen. Lassen wir uns in Gmunden in dieser herausfordernden Phase der Corona Pandemie nicht spalten! Setzen wir gemeinsam ein Zeichen der Solidarität und Verständnis. Denken wir an die Berufsgruppen, die jeden Tag durch die Pandemie gefordert sind. Bedanken wir uns bei ihnen mit einem Zeichen der Wertschätzung."

Catharina Held, Gemeinderätin und Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, SPÖ: "Aktuell hat uns der Lockdown 3.0 fest im Griff und niemand von uns kann ihm entkommen. Viele Mitmenschen sind überfordert mit der Situation – Stress in der Firma bzw. im Betrieb, evtl. Homeoffice, Home-Schooling mit den Kindern zu Hause, die eine Flut an Hausaufgaben und Übungen bekommen, die Familien sitzen seit Wochen aufeinander und jedem fällt regelrecht die Decke auf den Kopf, andere wurden in Kurzarbeit geschickt, viele wurden gekündigt und sind nun arbeitslos, Krankenhäuser und Pflegestationen sind überfüllt bzw. personell unterbesetzt, etc. Die Liste lässt sich unendlich fortführen. Wir sollen aber trotzdem alle an einem Strang ziehen und versuchen, diese Situation so gut wie möglich zu bewältigen und aufeinander Rücksicht nehmen. Es ist sehr schön zu sehen, dass sich einige Gmundner Fraktionen zusammengeschlossen haben, um an besagtem Stang zu ziehen. Gemeinsam sind wir stark und gemeinsam können wir unseren Mitmenschen helfen. Diese Einheit wollen wir mit dem „Lichtersee“ ausdrücken und den Bürgern von Gmunden zeigen, dass wir allen Berufsgruppen und Mitmenschen für ihre Arbeit und Unterstützung in dieser schweren Zeit danken."

Andreas Hecht, Fraktionsobmann BIG: "Die allgemeine Ungeduld wird spürbar und in Form der Demonstrationen sichtbar. Wir alle haben die Restriktionen zur Bekämpfung der Pandemie satt und sehnen uns nach unserem 'alten' Leben zurück. Durchaus nachvollziehbare und teils legitime Kritik an widersprüchlichen Vorgaben wird lauter und führt zu Forderungen, dass dieser oder jener Entscheidungsträger 'weg muss'. Wer aber jedenfalls weg muss, ist das Covid-19-Virus; und dafür ist ein Beibehalten sinnvoller und gut kommunizierter Maßnahmen einfach alternativlos. Die nächsten paar Monate bis zu einer greifenden Durchimpfungsrate und einer Entspannung durch die warme Jahreszeit werden uns noch vor große Herausforderungen stellen und vielen Menschen enorme Strapazen und existenzielle Ängste bereiten. Und genau diesen Menschen gilt es jetzt unsere Solidarität zum Ausdruck zu bringen!"

Uli Feichtinger, Fraktionsobfrau Grüne: "Ja, Covid-19 hinterlässt seine Spuren: in den Spitälern, in den Altersheimen, in den Schulen, am Arbeitsmarkt, in den Geldbörsen, in unserem Alltag und in unserer Psyche. Umso wichtiger ist es, zusammen zu stehen und gemeinsam Lösungen und Auswege aus der Krise zu finden. All die Anstrengungen und all der Unmut über die Situation will auch ausgedrückt werden – dazu wählen wir dieses Zeichen der Solidarität: In schwierigen Zeiten denken wir an einander und unterstützen, wo immer möglich. Denn wenn wir den Kopf in den Sand stecken, verschwindet das Virus trotzdem nicht. Die Geschichte zeigt, dass Krisen durch solidarisches Handeln gemeistert werden: Menschen halten zusammen, weil die gemeinsame Herausforderung größer und bedeutender ist als die Unterscheidung in verschiedene Lager. Es braucht den Beitrag jeder einzelnen Person, um die Infektionszahlen zu senken und in Folge die notwendigen Maßnahmen zu beenden. Denn Zusammenhalt ist keine Einbahnstraße: Er fordert Solidarität, Empathie, sozialen Ausgleich und gegenseitige Unterstützung von allen."

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