Über das Handwerk eines Plättenbauers
„In der Werkstatt sind alle gleich“
Wolfgang Müllegger ist einer der wenigen Menschen im Salzkammergut, die das Handwerk des traditionellen Plättenbauens beherrschen. Ein Porträt des anspruchsvollen Künstlers.
OBERTRAUN. „Die heimelige Atmosphäre. Der Geruch von Holz. Man steht da im Dreckgewand und ist staubig, vielleicht trinkt man noch ein Achterl.“ Der Obertrauner strahlt, wenn er über seine Werkstatt in Altaussee spricht. Unter anderem stellt er dort Plätten – auch Fuhren genannt – her. Auf diesen typischen Holzbooten wurde schon im 13. Jahrhundert Salz von Hallstatt nach Ebensee transportiert. Seit 2020 zählt die Fuhre zum immateriellen Weltkulturerbe.
Obwohl er bereits seit seiner Kindheit gerne malt, beschließt Müllegger erst mit 28 Jahren die Fachschule für Bildhauerei in Hallstatt zu besuchen. Damals habe er sich bereits eine Existenz aufgebaut und nun „wollte ich etwas für mich machen.“ Mit dem Unfalltod seines Bruders habe sich dieses Gefühl verstärkt.
Im letzten Jahr der Ausbildung wurde er angesprochen, ob er daran interessiert sei, das Plättenbauen von Fred Lenz zu übernehmen. Nach anfänglichem Zögern willigte Müllegger ein und lernte bei Lenz das Handwerk. Offiziell betreibt er das Plättenbauen seit 2014.
Unterschiedliche Plätten je nach See
Müllegger erklärt, dass es unterschiedliche Plätten für die jeweiligen Seen gäbe. „Da spielen verschiedene Faktoren mit. Etwa das Ufer, die Nutzung und der Wellengang.“ Er baue hauptsächlich für den Hallstätter-, den Altausseer- und den Grundlsee. Für das Obertrauner Plättentaxi etwa habe alle Fuhren er angefertigt.
Für die Kulturhauptstadt 2024 hat Müllegger mehrere Projekte eingereicht. Eines davon sieht vor, dass für jeden See der teilnehmenden Gemeinden eigene Fuhren gebaut werden sollen, auf denen verschiedenste Menschen aus dem Salzkammergut – Einheimische, Flüchtlinge, Künstler – ihre Geschichten erzählen. Die Idee dabei sei, dass sich die Menschen „annähern und ein Verständnis für den anderen entwickeln“, so der Künstler.
Königspaar in der Werkstatt
In seiner Werkstatt sieht Müllegger das Handwerk als etwas Verbindendes zwischen den Menschen – unabhängig davon, woher sie kommen. Diesen Sommer etwa, erzählt er schmunzelnd, kam ein Ehepaar vorbei, als er arbeitete. Die beiden seien sehr interessiert gewesen und so zeigte er ihnen die Werkstatt. Als die beiden wieder weg waren, erfuhr er von zwei jungen Männern, dass es sich bei dabei offenbar um König Carl Gustaf und Königin Silvia aus Schweden gehandelt habe. „Ich genieße es sehr, dass in meiner Werkstatt so viele verschiedene Leute zusammenkommen. Hier sind alle gleich.“
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