GLAUBENSKULTUR: Wiederholt sich Golgotha heute?

Wenn Jesus heute gelebt hätte, wo wäre ich an jenem Tag und zu jener Stunde gewesen, als sie Jesus zur Hinrichtungsstätte brachten? Hätte ich dieses Ereignis überhaupt wahrgenommen oder wäre ich ohne weitere Anteilnahme meinen Geschäften nachgegangen? Hätte ich mich an diesem Tag von der Straße ferngehalten, um ja nicht in den Verdacht zu kommen, im Dunstkreis seiner Jünger zu stehen?
Wer weiß?

Hätte ich den Schergen bei der Geißelung Beifall geklatscht oder hätte ich diesen Wanderprediger aus Galiläa einfach einen armen Narren oder Unruhestifte genannt? Hätte ich mit der aufgebrachten Menge mitgeschrien „Ans Kreuz!“, um dann neugierig den Fortgang der Ereignisse zu verfolgen?
Wer weiß?

Hätte ich den Mut gehabt aus der Menge zu treten und laut zu rufen: „Aus! Halt! Lasst los! Da geschieht Unrecht!“?
Was hätte ich wohl getan?
(Kreuzweggedanken von Unbekannt)

Der Glaube ist heute Wagnis, konstatiert Margot Kässmann. In Westeuropa werden Menschen belächelt, sagt sie, wenn jemand vom eigenen Glauben spricht: „Hast du das nötig? Bist du etwa noch in der Kirche? Religion wird spätestens seit Karl Marx diskreditiert als Betäubungsmittel, Opium des Volkes, das Menschen brauchen, die nicht genug Mut zum Leben und viel Angst vor dem Sterben haben.“
Natürlich: Glaube bleibt immer Glaube. Wir können Gott nicht beweisen, doch die Regeln, die unser Glaube uns vorgibt, haben sehr wohl mit Ratio, mit Verstand zu tun. Wir können sehr wohl verstandesmäßig – die Gebote zusammengefasst im Liebesgebot Jesu – als sinnvolle Anleitung für Zusammenleben in der Welt erkennen und erfassen. Kriege, Streit, Hass verhindern Leben, während die Liebe Geborgenheit, Sicherheit, Freude hervorbringt und so Leben in seiner besten Form ermöglicht. Wissenschaftliche Untersuchungen in Bezug auf emotionale und moralische Kompetenz haben gezeigt, dass Liebe die höchste Stufe des Menschseins kennzeichnet. Der Kern von Liebe ist Gerechtigkeit, Gerechtigkeit als ein Jedem-Menschen-in-seinen-Verwundungen-gerecht-werden als Grundlage, dass Leben geheilt und somit gut werden kann. Liebe schließt Fürsorge mit ein, aber auch Barmherzigkeit, Solidarität, Toleranz, Gewaltlosigkeit, Mitleid, Vergebung.
Glaube ist also etwas für Menschen mit kognitiver bzw. emotionaler Intelligenz. Glaube ist etwas für Menschen, die sich für sinnvolles Leben einsetzen. Jesus war es auf seinem Liebesweg wert, dafür sogar den Tod in Kauf zu nehmen. Und was tue ich heute? Rufe, ja schreie ich in ungerechten Situationen „Aus! Halt! Lasst los! Da geschieht Unrecht!“? Oder wiederholt sich Golgotha, weil ich nicht schreie?

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