Interview
„Vom stressigen Alltag im Spital in ruhigere Gewässer“

Thomas Diebetsberger mit seiner Motor-Zille. | Foto: Thomas Diebetsberger
22Bilder
  • Thomas Diebetsberger mit seiner Motor-Zille.
  • Foto: Thomas Diebetsberger
  • hochgeladen von David Ebner

Thomas Diebetsberger war mit seiner Familie mit der Motor-Zille auf der Donau unterwegs – ein Abenteuer.

SCHÄRDING. Der Kaufmännische Direktor des Klinikums Schärding spricht im Interview über den Hintergrund des Abenteuers, worin die größte Herausforderung lag sowie über eine Rettungsaktion betrunkener Schlauchbootfahrer.

Herr Diebetsberger, warum überhaupt dieses "Zillenabenteuer" mit der ganzen Familie?
Diebetsberger: Nachdem etwaige Urlaubsplanungen im letzten Jahr bei vielen Menschen über den Haufen geworfen wurden, haben auch wir uns entschlossen, einen ganz besonderen Urlaub zu machen. Nach den stressigen Zeiten im Zuge der Corona-Pandemie war das eine sehr gute Abwechslung. Kurz: Vom stressigen Alltag im Spital in ruhigere Gewässer.

Und wohin ging's?
Wird sind in der zweiten Juniwoche gewissermaßen gen Osten bis Hainburg gefahren. Dabei war die Fahrt durch den Donaukanal ein besonderes Highlight, wobei wir sogar eine kurzes Stück in den Wien-Fluss einfahren konnten. Die zweite Tour führte uns mit der gleichen Reisedauer von sechs Tagen im August in die andere Richtung. Über Passau ging es bis zum Rhein-Main-Donau-Kanal.

Und was nimmt man von so einer Zillentour mit der Familie mit?
So eine Tour mit einer Motorzille ist wohl ein Stück weit als „modernes Abenteuer“ zu betrachten. Es ist eine eher ungewöhnliche Art des Reisens, wobei man schon festhalten muss, dass die Donau ein wunderschöner Fleck auf dieser Erde ist. Die Kraft und Energie, die von so einem Fluss ausgeht, ist schon sehr beeindruckend. Man möchte fast von einer Naturmacht sprechen, die einem insbesondere in der Wachau oder bei Hainburg bewusst wird, weil dort eine der letzten Freifließstrecken der Donau sind.

Wo haben wurde eigentlich genächtigt?
Wir haben jeweils in Hotels oder Gasthäusern entlang der Strecke genächtigt. Es ist uns hier freilich die im letzten Jahr schwierige Situation im Tourismus entgegengekommen. Die Auslastung der Beherbergungsbetriebe war ja durch die Pandemie eher niedrig. Wir haben auch die Tagesetappen immer gemütlich angelegt. Es wollte ja beispielsweise auch einmal ein bayrisches Bier verkostet werden.

Was würden Sie sagen, wo lagen die größten Herausforderungen?
Spannend war insbesondere, dass wir uns auf absolut neuen Pfaden, eben auf dem Wasser bewegt haben. Den Weg Richtung Wien oder Richtung Nürnberg kennt man natürlich, aber nicht auf dem Wasser. Da stellt man sich im Vorfeld die Frage, wie das alles funktionieren wird und wie weit man in welcher Zeit kommen kann. Es waren ja auch zahlreiche Schleusen zu passieren. Wenn man da nicht die ganz große Erfahrung hat, ist das natürlich schon ein bisschen spannend.

Apropos – gab es so etwas wie einen „spannendsten“ Moment?
Ein spannender Moment ist uns in Kehlheim auf der Rückfahrt vom Rhein-Main-Donau-Kanal untergekommen. Wir sind vom Kanal herausgefahren und haben donauaufwärts Kehlheim angesteuert, als uns eine feuchtfröhliche Truppe im Schlauchboot aufgefallen ist. Zur Grundausstattung des motorlosen Gefährts gehörte augenscheinlich eine oder zwei Kisten Bier. Einer der Insassen hatte bereits im kühlen Nass nach Abkühlung gesucht. Das Ganze war für uns nicht weiter dramatisch, wobei irgendjemand am Ufer die Situation aber anders eingeschätzt hatte. Das Ergebnis war, dass wir beim Anlegemanöver in Kehlheim von Alarm- und Sirenengeheul empfangen wurden. Wir suchten sofort das Weite, weil wir die Feuerwehr und die Wasserrettung natürlich beim Einsetzen der Boote nicht behindern wollten. Wir haben uns dann sogar bei der Leitstelle angeboten, ob wir nicht helfen können, weil wir ja schon auf dem Wasser waren. Zu guter Letzt sogar der Rettungshubschrauber über der ganzen Szenerie gekreist ist. Die Betrunkenen wollten nicht ganz einsehen, wieso sie ihre Kreuzfahrt beenden sollten. Zum Glück ist aber niemand zu Schaden gekommen.

Gibt es für die Zukunft weitere Pläne für derartige Unternehmungen?
Im heurigen Sommer bin ich mit meinem Sohn schon wieder nach Wien mit der Zille aufgebrochen. Die Ausstellung „Die Donau – Eine Reise in die Vergangenheit“ in der Nationalbibliothek wollte besucht werden. Da war natürlich eine standesgemäße Anreise auf dem Wasser angesagt. Vielleicht geht es einmal Richtung Schwarzes Meer oder zumindest bis Budapest. Auch bis zum Rhein oder zumindest bis Nürnberg wäre eine Option. Das ist dann aber alles eine andere Liga. Mal schauen, wo es uns hintreibt.

Wo möchte Thomas Diebetsberger mit der Zille unbedingt noch hin?
Jedenfalls gibt es den grundsätzlichen Plan zum Gäubodenfest nach Straubing mit der Motor-Zille zu fahren. Das ginge dann aber nur mit Übernachtung. Schließlich gibt es auf den Wasserstraßen die gleichen Regeln wie im Straßenverkehr. Und mit dem bayrischen Bier ist nicht zu spaßen.

Weshalb möchten Sie diese beiden Touren nicht missen?
Es war natürlich auch gerade in der Corona-Zeit eine besondere Gelegenheit die Donau zu erkunden, weil das grundsätzliche Thema des Abstandhalten zu Personen außerhalb der Familie auf der Zille relativ einfach war. Ich konnte bei diesen Reisen nach der stressigen Corona-Zeit in meinem beruflichen Umfeld ein wenig Abstand gewinnen.

Vortrag in Ried

Am kommenden Donnerstag, 28. Oktober, wird Thomas Diebetsberger unter dem Titel "Mit der Zille zur europäischen Wasserscheide" über seine Erlebnisse berichten. Der Vortrag findet im Gasthaus Kellerbräu in Ried statt. Beginn ist um 19.30 Uhr. Der Eintritt frei!

Anzeige
Karin befördert mit Begeisterung Fahrgäste. | Foto: OÖVV/Kneidinger-Photography
4

Für den OÖVV am Steuer
Quereinsteiger im Bus: Ein neuer Job mit vielen Vorteilen

Es gibt Menschen, die von Kindheitstagen an auf das Buslenken als Traumberuf hinarbeiten. Die meisten Buslenkerinnen und Buslenker entdecken diesen abwechslungsreichen und krisensicheren Job aber erst im Laufe der Zeit für sich.Wir stellen heute vier Beispiele vor: Karin ist gelernte Konditorin, Kathrin war Tischlerin – beide hatten vorher auch Lkw-Erfahrung –, und Bernadette und Michael tauschten ihre Gastrovergangenheit mit einem Platz hinter dem Buslenkrad.  Übers Lkw-Fahren zum...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Schärding auf MeinBezirk.at/Schärding

Neuigkeiten aus Schärding als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Schärding auf Facebook: MeinBezirk.at/Schärding - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Schärding und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.