Wenn Normales zu einer Riesenhürde wird
Rollstuhl-Sportprofi Walter Ablinger testet Behörden in Schärding auf ihre Barrierefreiheit.
SCHÄRDING (raa). Die Zahl der Rollstuhlfahrer nimmt in Österreich zu. Für Behördengänge sind beeinträchtigte Menschen, aber auch Mütter mit Kinderwägen auf eine Barrierefreiheit vor und in den Häusern angewiesen.
Profisportler und Rollstuhlfahrer Walter Ablinger aus Rainbach hat für die BezirksRunschau den ultimativen Test gemacht. Und bewertet die öffentlichen Einrichtungen in Schärding auf ihre Behindertentauglichkeit.
Das Rathaus
Im Rathaus kommt man, so Ablinger, mit dem Rollstuhl gut zurecht. „Hier ist alles top, einzig im Lift wäre es für blinde Mitmenschen nicht schlecht, wenn die Tasten mit Blindenschrift versehen werden könnten.“ Ein Manko, das auch Bürgermeister Franz Angerer einräumt. „Oftmals sind es ja nur Kleinigkeiten, die für beeinträchtigte Menschen eine große Hilfe wären.“ Er verspricht, hier nachzubessern.
Die Bezirkshauptmannschaft
In der Bezirkshauptmannschaft wird, je nach Gebäude, die Situation schon schwieriger. Das Hauptgebäude stellt für Rollifahrer eine echte Hürde dar. „Die Tür geht schwer auf, es gibt keinen Lift und zu den Büros sind hohe Schwellen zu überwinden“, kritisiert Ablinger. Eine Tatsache, die im Haus bekannt ist. „Leider ist für den Umbau das Land zuständig“, so der Leiter der Sozialhilfe, Franz Wiesmaier: „Der Umbau hätte hier 12 Millionen Euro gekostet, aber wir schauen, dass die publikumsrelevanten Abteilungen in den anderen Gebäuden untergebracht sind.“ Im Nebengebäude sieht es besser aus. Hier gibt es einen Lift und die Zwischenetage ist immerhin mit einem Treppenlift erreichbar. Der wird allerdings erst nach Klingeln von einem Mitarbeiter freigeschaltet. Das Gebäude gegenüber ist vorbildich, „eine gut befahrbare Rampe und der große Lift führen bequem in alle Etagen“, so Ablinger.
Die Wirtschaftskammer
Vorbildlich ist auch die Wirtschaftskammer. „Man kommt bequem ins Gebäude und steht gleich vor einem Lift.“ Die Behindertentoilette im Untergeschoss ist perfekt. „Sehr groß, mit Halterungen, einem neigbaren Spiegel und einer Alarmklingel, sollte doch mal etwas passieren“, so Ablinger. Er sitzt seit einem Arbeitsunfall 1999 im Rollstuhl.
Die Arbeiterkammer
„Ins Gebäude kommt man leicht“, so Ablinger über die Arbeiterkammer. Doch einen Lift sucht man hier vergeblich. Die Toilette ist für normale Rollstühle nicht benutzbar und der Erste-Hilfe-Kasten hängt zu hoch.
Der Bahnhof
Am schwierigsten gestaltet sich momentan der Bahnhof. Der ist zur Zeit alles andere als rollstuhlgerecht. „Zum Automaten und zur Toilette kommt man noch bequem, doch zum Einstieg in den Zug braucht man Hilfe, und die muss mindestens drei Tage vorher angefordert werden.“
Ab Anfang 2016 darf es laut Behinderten-Gleichstellungsgesetz bei öffentlich zugänglichen Gebäuden keine Diskriminierung mehr geben.
Rathaus: barrierefrei
Bezirkshauptmannschaft Hauptgebäude: nicht barrierefrei, Nebengebäude: barrierefrei.
Wirtschaftskammer: barrierefrei
Arbeiterkammer: verbesserungswürdig
Bahnhof: verbesserungswürdig
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