Jägerschaft Schärding
"Wir sind alle Jäger mit ethischem Auftrag"

Schärdings Bezirksjägermeister Franz Konrad Stadler spricht über die ZUsammenarbeit mit den Landwirten und weshalb Jäger sehr wohl Naturschützer sind. | Foto: Stadler
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Jagd und Landwirtschaft sind oft unterschiedlicher Meinung. Aber wie lassen sich die verschiedenen Positionen zusammenführen?

BEZIRK SCHÄRDING. Darüber spricht Bezirksjägermeister Franz Konrad Stadler ebenso, wie über Jäger als Naturschützer, und weshalb er dem Begriff "Ökojagd" nichts abgewinnen kann.

Herr Stadler, die Interessen von Jagd und Landwirtschaft sind oft unterschiedlich. Lassen sich diese überhaupt in Einklang bringen?
Stadler: Ja, selbstverständlich. Die Bedürfnisse von Jagd und Landwirtschaft können durchaus in Einklang gebracht werden, wenn eine gute Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen beiden Seiten stattfindet. Es gibt viele Landwirte, die dankbar sind für das Engagement welches die Jäger des Bezirkes ehrenamtlich leisten. Die Jägerschaften leisten für die Übernahme der jagdlichen Tätigkeit oben drauf einen Pachtzins an die Landwirte und Grundbesitzer, dafür dürfen sie dann das erlegte Wildbret, was der Lohn der jagdlichen Tätigkeit ist, verwerten.

Welche konkreten Lösungsansätze könnten dabei helfen, diesen Einklang zu sichern?
Eine gute Möglichkeit ist es, regelmäßigen Austausch und Dialog zwischen Jägerschaft und Landwirten zu fördern. Durch eine enge Zusammenarbeit können gemeinsame Lösungen gefunden werden, die sowohl den Schutz der landwirtschaftlichen Flächen als auch die nachhaltige Nutzung der Naturressourcen durch die Jagd gewährleisten. Das können beispielsweise Absprachen über jagdliche Maßnahmen, wie die gezielte Reduktion von Wildbeständen in bestimmten Bereichen, sein.

"Eine gute Möglichkeit ist es, regelmäßigen Austausch und Dialog zwischen Jägerschaft und Landwirten zu fördern."

Und wie sieht es mit Präventivmaßnahmen aus?
Auch solche sind möglich – wie etwa Schutzmaßnahmen für Nutzpflanzen oder der Einsatz von wildvergrämenden Maßnahmen. Auch Lenkungsfütterungen in Absprache mit den Landwirten helfen, Konflikte zu minimieren. Für die Forstwirtschaft wird zum Beispiel das Verbiss-Schutzmittel „Trico“ von den Jagdgesellschaften günstig zur Verfügung gestellt. Diese Maßnahme wird über den OÖ Landesjagdverband gefördert.

Gibt es Beispiele, wo die Zusammenarbeit zwischen Jagd und Landwirtschaft klappt?
Ein Beispiel ist die Einrichtung von Wildäckern oder Blühstreifen auf landwirtschaftlichen Flächen, die sowohl als Nahrungsquelle für das Wild dienen als auch einen Beitrag zum Insektenschutz leisten. Wildäcker können zugleich einen Wildlenkungseffekt übernehmen und vermindern dadurch wieder Verbiss-Schäden. Solche Maßnahmen zeigen, dass es möglich ist, die Bedürfnisse von Jagd und Landwirtschaft miteinander zu verknüpfen und Synergien zu schaffen. Es ist wichtig, dass solche Beispiele bekannt gemacht werden, um andere Regionen und Akteure zu inspirieren und zum gemeinsamen Handeln zu ermutigen.

Stadler setzt auf Diskussion.
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Sie sagen, es gibt dennoch immer wieder Diskussionsbedarf. Wie meinen Sie das?
Im Jagdbezirk Schärding haben wir 35 Jagdgebiete und in den meisten Jagdgebieten funktioniert die Zusammenarbeit der verschiedenen Interessensgruppen sehr gut. Sicherlich gibt es hin und wieder Diskussionsbedarf, aber wie gesagt, wichtig ist, dass geredet wird. Eine offene und konstruktive Kommunikation ist der Schlüssel. Nur so können wir die Interessen beider Seiten berücksichtigen und eine nachhaltige und erfolgreiche Koexistenz von Jagd, Landwirtschaft und Tourismus im Sinne von Freizeitnutzung erreichen.

Apropos Interessengruppen. Mit den Ökojägern kommt es ja immer wieder zu verbalen Scharmützeln. Aber wo genau liegt eigentlich der Unterschied zwischen herkömmlicher Jagd und dem Konzept der Ökojagd?
Ich möchte hier betonen, dass der Begriff "Ökojagd" nicht als eigenständige Form der Jagd existiert. Jagd an sich ist immer ökologisch, nachhaltig und naturverbunden. Das Jagdrecht ist gesetzlich geregelt und hat die Aufgabe, im Sinne der Landeskultur zu agieren und deren Bedürfnisse zu achten und zu wahren. Die Landeskultur wird im Sinne der Jagd als sehr hohes Gut angesehen. Wir Jägerinnen und Jäger arbeiten im Sinne des gesetzlichen Auftrags, der Interessen der Land- und Forstwirtschaft und der Gemeindebevölkerung. Es ist ein breiter Bogen der hier zu spannen ist, aber wir sind sehr bemüht unserem Auftrag gerecht zu werden.

"Weder in der Ausbildung, noch in der gesetzlichen Regelung wird zwischen unterschiedlichen Jagdformen unterschieden."

Aber würde das nicht bedeuten, dass es eigentlich keine unterschiedliche Jagdformen gibt?
Weder in der Ausbildung, noch in der gesetzlichen Regelung wird zwischen unterschiedlichen Jagdformen unterschieden. Wir alle sind Jägerinnen und Jäger mit dem selben rechtlichen und ethischen Auftrag. Wie jeder einzelne das auslebt und Handlungen im Ermessensspielraum platziert dies obliegt jedem einzelnen. Eines ist klar: wenn rechtliche Grenzen überschritten werden, ist das strafrechtlich zu verfolgen und ist nicht im Sinne eines jagdlichen Handelns zu sehen.

Gibt es dennoch bestimmte Praktiken oder Herangehensweisen, die ökologisch verträglicher sind?
In der Jagdausübung werden verschiedene Methoden angewandt, die jeweils auf die spezifischen Anforderungen und ökologischen Gegebenheiten vor Ort abgestimmt sind. Dabei wird immer darauf geachtet, das ökologische Gleichgewicht zu erhalten und die Artenvielfalt zu schützen. Selektive Jagdmethoden wie der Einzelabschuss oder im Gegensatz das jagdliche Treiben im Herbst beim Niederwild oder die Fallenjagd bei der Raubwildbejagung können dabei zum Einsatz kommen. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese Praktiken Teil der herkömmlichen Jagd sind.

Zum Schluss – welche Rolle spielt eigentlich der Naturschutz bei den Jägern?
Eine zentrale Rolle. Jäger sind sich der Bedeutung einer intakten Natur und des Schutzes bedrohter Arten sehr bewusst. Durch die Pflege und Erhaltung von Lebensräumen, die Förderung der Biodiversität und den verantwortungsvollen Umgang mit den Wildbeständen tragen sie zum Naturschutz bei. Es ist eine Verpflichtung und ein integraler Bestandteil der jagdlichen Tätigkeit, die Natur und ihre vielfältigen Lebensformen zu schützen und zu bewahren.

Schärdings Bezirksjägermeister Franz Konrad Stadler spricht über die ZUsammenarbeit mit den Landwirten und weshalb Jäger sehr wohl Naturschützer sind. | Foto: Stadler
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