Privates Projekt
"Es geht darum, den Müll gleich zu vermeiden"
LENDORF (ven). "Ein Leben in Reduktion" - das ist das Motto von Christian und Christine Plazotta aus Lendorf. Das Paar versucht, umweltbewusst und ressourcenschonend den Alltag zu bewältigen. Und stößt dabei auch an die eigenen Grenzen.
Biogemüse in Plastik
Christine ist Unternehmenscoach, Christian ist Sexualpädagoge und beim Integrationszentrum Seebach angestellt. 2018 knöpften sich die beiden Vegetarier den Kühlschrank zuhause vor, kaufen nur mehr ein, was tatsächlich schnell verbraucht wird, um nichts wegwerfen zu müssen. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Biogemüse zu oft in Plastik verpackt ist." Seit einem Jahr holen sie sich ihr Gemüse in einer "Pfand-Holzkiste" beim Biohof Ertl. "Im Winter müssen wir das Gemüse im Geschäft kaufen und müssen zugeben, die Plastikvermeidung gelingt uns in vielen Bereichen nicht", so die beiden.
"Wir reden mehr miteinander"
Vor einigen Monaten ging es darum, dass eines ihrer zwei Autos repariert werden musste. "Christian hatte die wahnwitzige Idee, auf das zweite Auto ganz zu verzichten", so die Lendorferin. Christian lebte bereits jahrelang ohne Auto und kam gut damit zurecht. Nun nimmt er es für den Arbeitsweg oft vier Mal am Tag in Betrieb. Nach einer Überlegungsphase erklärte sich Christine bereit, den Versuch zu wagen. "Wir müssen aber beide flexibel sein. Ich hatte wirklich Bedenken."
Sie rief bei der Gemeinde an, allerdings gibt es in Lendorf noch kein Carsharing. So musste das E-Auto der KEM Lieser-Maltatal in Trebesing her. "Und das führt dazu, dass wir unseren Tagesablauf minutengenau takten und planen müssen, um zurechtzukommen." Die Fahrt bis zum E-Auto nach Trebesing ist derzeit noch ein bisschen umständlich. Christian bewältigt seine Wege mit Fahrgemeinschaften, mit dem Bus oder Fahrrad, Christine benützt sehr oft die Bahn. Resümee: "Wir reden beide viel mehr miteinander, um uns abzustimmen."
Leben im Überfluss
Das Umweltbewusstsein setzte sich aber auch noch in Sachen Kleidung, Haushaltsgeräte und -gegenstände sowie Möbel fort. "Wir haben groß ausgemistet. Das war für mich zwar schwierig, aber wie viele T-Shirts braucht man wirklich?? Wir haben Utensilien aus drei Haushalten zusammengelegt, leben also im Überfluss. Wir haben uns die Frage gestellt, was wir wirklich brauchen", so Christine.
Kompromiss beim Waschen
An ihre Grenzen stößt sie jedoch beim Thema Waschmittel. Christian plädiert auf Waschnüsse, Christine wehrt sich noch, da sie hier mangelnde Reinheit der Wäsche ortet. "Diesen Kompromiss bin ich nicht mehr eingegangen. Wir haben uns derzeit auf Kanister aus recyceltem Plastik mit umweltschonendem Waschmittel geeinigt", so der Unternehmenscoach.
Müll gleich vermeiden
"Ich glaube, dass ich mir derzeit viele Fragen stelle. Der gesamte Plastikmüll Europas landete bis Anfang 2018 noch in China. Nun muss er bei uns verbrannt werden, und das gelingt auch noch nicht völlig reststoffrei. Das beschäftigt mich", sagt Christine. Durch ihre Lebensweise produziere das Paar nun sehr viel weniger Müll. "Es geht nicht mehr darum, was du mit dem Müll machst, sondern gleich darum, ihn zu vermeiden."
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