Sara Schaar: "Ich habe Ehrfurcht vor der Aufgabe" - MIT VIDEO

Sara Schaar (33) wurde am 12. April als SPÖ-Landesrätin angelobt
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SPITTAL (ven). Die WOCHE bat die frischgebackene SPÖ-Landesrätin Sara Schaar zum Interview.

Dabei haben wir sie auch gleich zum Wordrap gebeten:


WOCHE: Wie war es, als Landesrätin am Tag nach der Angelobung aufzuwachen?
SCHAAR: Nicht anders als sonst. Das wird noch ein, zwei Wochen dauern, bis man da wirklich drin ist. Es dauert, bis man das realisiert. Ich habe gestern am Abend noch gedacht, man kann es nicht fassen, es passierten an dem Tag so viele Dinge. Ich habe eine gewisse Ehrfurcht vor der Aufgabe, und dann denke ich mir, ich gebe da jetzt Vollgas.

Waren Sie vor der Angelobung nervös?
Ich müsste lügen, wenn ich nun nein sage (lacht). Natürlich. Ich war in der Früh für meine Verhältnisse relativ ruhig, meist bin ich nervöser. Wenn man vor dem Saal steht, mit den Medien, die immer wieder Interviews machen, ist es ein schönes Gefühl, dass man da jetzt hineingehen und für das Land arbeiten darf. Es ist eine neue Aufgabe, in die man sich erst hineinfinden musst.

Sie sagten "für meine Verhältnisse". Sind Sie sonst eher ein nervöser Mensch?
Ja, weil ich mir gegenüber eine sehr hohe Erwartungshaltung habe. Wenn ich neue Aufgaben angehe, dann merke ich schon, dass es in der Magengegend ein bisschen rund geht. Als ich vor dem Saal stand, habe ich gemerkt, dass die Nervosität kommt.

Sind Sie ein ehrgeiziger Mensch?
Ja, doch. Würde ich schon von mir behaupten.

Wie war das für Sie, als Sie erfahren haben, Sie sind als Landesrätin im Gespräch?
Es war schon so, dass ich zuerst ein, zwei Nächte drüber schlafen musste. Im Kopf alles durchgehen. Weil wir doch im Bezirk schwere Zeiten hinter uns hatten und gemeinsam etwas auf die Beine gestellt hatten. Wenn das vor einem oder zwei Jahren gekommen wäre, weiß ich nicht, wie ich mich entschieden hätte. Wir sind durch Dick und Dünn gegangen, neben der politischen Arbeit sind so viele Freundschaften entstanden, wo ich sage, es war eine für mich schwere Entscheidung. Aber es war für mich dann klar, dass wenn ich dem Bezirk etwas zurückgeben möchte - auch dafür, was ich hier habe lernen dürfen - dann muss ich das annehmen und will das auch machen.

Sie waren kurz Stadträtin in Spittal, haben das Amt aus gesundheitlichen Grünen zurückgelegt, nun schossen Sie die Karriereleiter auf der Überholspur hinauf..
Es war damals für mich eine Zeit, in der ich einen Wahlkampf nach dem anderen hatte. Und wenn ich etwas mache, dann ordentlich. Der Gemeinderatswahlkampf zum Schluss war noch einmal eine Herausforderung, wo wir bestmöglich unsere Orts- und Stadtorganisationen servicieren wollten. Da bin ich an meine körperlichen Grenzen gestoßen. Es war ein schönes Referat im Stadtrat, ich hätte mich gerne mehr eingesetzt, aber habe bald gemerkt, dass der Körper 'Stopp' sagt. Wenn ich jetzt nicht darauf höre, bekomm ich ein Problem. Es war eine sehr schwere Entscheidung für mich und ich habe meine Zeit zur Regeneration gebraucht. Ich glaube, ich kann heute sagen, dass ich stärker denn je da stehe. Ich glaube, das habe ich bei den letzten zwei Wahlkämpfen bewiesen. Es ist so schön für mich, bei den Leuten draußen zu sein, ihnen zuzuhören, Probleme zu lösen, für sie da zu sein. Die Energie ist nun da, die Kraft ist da, ich gehe das an. Ich habe gelernt, damit umzugehen.

Ein kurzer Abriss Ihres Werdeganges..
Bin in Spittal geboren, Volksschule in Molzbichl, da ich in Rothenthurn aufgewachsen bin. Bin dann ins BG Porcia gekommen und nach vier Jahren wechselte ich an die Hak Spittal. Nach der Matura bin ich nach Wien gegangen und habe begonnen, Veterinärmedizin zu studieren. Ich habe aber nach einem Jahr gemerkt, es zieht mich nach Kärnten zurück. Wien ist sicher eine schöne Stadt zum Leben und Ansehen, aber diese Heimatverbunden war einfach da. Ich hab mich dann entschlossen, in Klagenfurt Betriebswirtschaft zu studieren. Ich möchte diese Zeit auch nicht missen, denn die Uni-Zeit war sehr interessant und schön. Wir haben viele Projekte abseits der Uni realisiert, waren mit Projekten im Build-Gründerzentrum. Ich habe in dieser Studienrunde sehr viel Neues lernen dürfen. Knapp vor Ende meines Studiums ist die Spittaler Bezirksgeschäftsstelle ohne Geschäftsführer da gestanden. Damals wurde ich gefragt, ob ich das interimsmäßig übernehmen könnte. Ich habe zugesagt, weil ich dennoch fertig studieren wollte. Nach rund einem dreiviertel Jahr kam 2011 die Frage, ob ich die Geschäftsstelle nicht fix übernehmen möchte. Ich hatte bereits so viele Freundschaften - auch im politischen Bereich - geschlossen, dass ich zusagte. Ich habe mich dann bemüht, das Studium daneben fertig zu machen, was ich 2015 auch geschafft habe.
Nun kam die Frage zur Landesrätin, und ich glaube, das wird man auch nur einmal im Leben gefragt.

Wer wird nach Ihnen Bezirksgeschäftsführer in Spittal?
Es wird nun interimsmäßig Peter Gratzer übernehmen. Ich will nicht, dass ich ein Loch aufreiße. Für mich war wichtig, dass wenn ich hier zur Tür raus gehe, dass da jemand ist, der wirklich vom Stand weg arbeiten kann. Er ist jemand, der mit den Menschen kann. Er wird sich natürlich auch einer Objektivierung stellen, aber ich glaube, er wird sich bis dahin so gut eingearbeitet haben, dass das für ihn kein Problem sein wird.

Was wollten Sie als Kind werden?
Ich hatte nie einen speziellen Wunsch. Ich bezeichne mich selbst gerne als Allrounderin, da ich gerne überall hineinschnuppere und mir verschiedene Dinge ansehe. Es war für mich nie klar, wo ich einmal landen werde.

Kommen Sie aus einem politischen Haushalt? Wurde zuhause viel politisiert?
Politisiert eher weniger, aber was wir stark als Kinder mitbekommen haben ist, für andere da zu sein, zu helfen und unterstützen, wenn jemand in einer Notsituation ist. Es war ganz normal bei uns, dass wenn jemand Hilfe brauchte, selbstverständlich geholfen wurde.

Was sagen Ihre zwei Schwestern, dass die große Schwester nun Landesrätin ist?
Ich glaube, die haben sich schon gefreut. Schon Respekt vor dem Amt zollend, aber sie haben sich gefreut. Sie sehen mich jetzt noch weniger - eine ist in Wien, eine in Deutschland - aber wir haben ausgemacht, uns bewusst Zeit für einander zu nehmen.

Sie waren in der Schule auch Klassensprecherin. Politisch schon in der Schule aktiv?
Die Gruppe hat mich immer vorgeschoben.."rede du, mach du".. (lacht). Die Aufgabe habe ich immer gerne übernommen. Wenn ich das Gefühl hatte, es gab wo eine Ungerechtigkeit, habe ich mit den Professoren diskutiert. Man hat aber auch immer alles ausreden können. Aber stimmt, ich war eigentlich damals schon das Sprachrohr (lacht).

Hätten Sie sich eine politische Karriere von Anfang an vorstellen können?
Nein, überhaupt nicht. Für mich war das wirklich nur ein Einspringen in einer Notsituation. Es war für mich klar, ich mach das als Überbrückung, bis das jemand fix übernimmt.

Wie sind Sie überhaupt zur Sozialdemokratie gekommen?
Das war die Zeit zwischen 2000 und 2006. Damals war ich ein junger Mensch und hab gemerkt, hoppala, hier passt etwas nicht. Wenn so Dinge passieren, die der Allgemeinheit überhaupt nicht dienen, wo sie für Konzerne zur Kasse gebeten wird.. Diese Ungerechtigkeit hat mich damals schon echt gestört. 2006 war Nationalratswahlkampf und ich kam mit dem damaligen Geschäftsführer zum Reden, er hat mir gesagt, er würde noch jemanden für den Wahlkampf brauchen. Ich sagte als Wahlkampfhelferin zu. Es war so eine spannende Zeit, es hat mir irrsinnig gefallen, mit den Menschen in Kontakt zu treten und sie zu überzeugen, dass die Sozialdemokratie der richtige Weg für sie ist. Das war der erste Einstieg.

Ihr Partner ist auch in der Politik aktiv. Sprechen Sie zuhause auch über Politik?
Wir versuchen es grundsätzlich zu vermeiden, weil man auch Privatsphäre braucht, aber es funktioniert nicht immer. Wir diskutieren schon sehr viel, um sich gegenseitig auszutauschen und gewisse Dinge gemeinsam zu überlegen.

Sie sind nun Landesrätin für Umwelt und Energie. Was tun Sie für Ihre eigene CO2-Bilanz?
Was ich wahrscheinlich machen werde, ist sicher das eine oder andere Mal mit dem Zug nach Klagenfurt fahren. Ich glaube, das ist eine gute Chance, mit Menschen in Kontakt zu treten, zu reden.

Also eine Landesrätin zum Anfassen?
Auf alle Fälle. Natürlich wird das eine oder andere Mal der Chauffeur notwendig sein, weil man sonst terminlich nicht zurecht kommt, aber ich wohne in der Nähe vom Bahnhof und das wird gehen.

Was ist Ihr Ausgleich neben der Politik?
Mein Pony und mein Pferd. Ich hab sie zwar beide schon in die Alterspension geschickt, aber ich gehe gerne mit ihnen spazieren, putze sie, das tut mir gut. Ich gehe überhaupt gerne spazieren, lasse die Seele baumeln. Entweder in den Auen in Spittal oder zuhause in Rothenthurn. Da kommt alles ein bisschen zur Ruhe.

Als Landesrätin schaut Ihnen die Öffentlichkeit auf die Finger. Haben Sie eine Strategie für Ihr Privatleben?
Nein (lacht). Ich bin so wie ich bin und möchte auch so bleiben. Die wilden Partys gab es sowieso nicht. In der Uni-Zeit ja, da ging man gern mal feiern, aber in den letzten Jahren ja nicht mehr. Ich möchte authentisch bleiben.

Was möchten Sie konkret für Oberkärnten bewegen?
Was mir sehr wichtig ist, dass wir gemeinsam mit Alfred Tiefnig als Landtagsabgeordneten, Günther Novak als Bundesrat und Marika Lagger-Pöllinger als stellvertretende Bundesrätin ein Sprachrohr für Klagenfurt sind. Es geht darum, Projekte nach Oberkärnten zu holen. Für möchten zukunftsfit hier werden. Wir sind ein Bezirk mit einer starken Abwanderung, es gilt, da dagegen zu halten. Mir ist wichtig, dass es innovative Projekte gibt, dass junge Menschen bewusst die Entscheidung treffen, hier zu bleiben.

Sie sind nun die jüngste Landesrätin im Team. Sie werden sich vielleicht erst beweisen müssen..?
Das werde ich sicher müssen, aber davor habe ich keine Angst. Wenn wir - Daniel Fellner und ich - Fragen haben, und etwas nicht wissen, können wir uns auf Peter Kaiser, Gaby Schaunig und Beate Prettner verlassen. Sie geben uns Hilfestellung. Es ist so ein tolles Team, da habe ich keine Bedenken.

Was machen Sie noch gerne in der Freizeit - außer sich mit den Pferden beschäftigen?
Wenn ich dazu komme, auch lesen. Meistens nur die ersten 20 Seiten eines Buches, dann gibt es wieder was zu tun. Sport wäre der perfekte Ausgleich, aber mal sehen, wie das terminlich geht.

Würden Sie sagen, Sie sind eine gute Hausfrau?
Oh nein (lacht). Ich habe einen so tollen Mann zuhause. Hälfte-Hälfte wäre untertrieben, er ist für den Haushalt verantwortlich, er macht das perfekt.

Wer kocht bei Ihnen zuhause?
Eher er (lacht).

Was dürfen Sie bei ihm bestellen?
Nachdem sein Vater gelernter Koch ist, hat er das von ihm und er kann Fleisch in allen Variationen sehr gut zubereiten. Wir sind beide eher die Jausner und richten uns eher abends eine Jause.

Was darf in Ihrem Büro in Klagenfurt keinesfalls fehlen?
Schokolade. Nervennahrung (lacht). Sorte ist egal.

Zur Person:

Name: Sara Elisabeth Schaar
Geburtstag: 15. Jänner 1985
Familie: In einer Beziehung, zwei Schwestern (25, 31)
Wohnort: Spittal
Aufgewachsen in: Rothenthurn
Beruf: Landesrätin, Betriebswirtin
Politische Laufbahn: Absolventin der von Peter Kaiser initiierten SPÖ-Nachwuchsakademie des Renner-Instituts. In der SPÖ begann sie als Wahlkampfhelferin, 2009 wurde sie Ersatzgemeinderätin in Spittal an der Drau, wo sie 2015 für einige Monate Stadträtin für Finanzen, Wirtschaft, Wirtschaftsförderung, EU-Förderungen und Stadtmarketing war. Von 2011 bis zur Angelobung als Landesrätin im April 2018 war sie SPÖ-Bezirksgeschäftsführerin im Bezirk Spittal.
Landesrätin für: Gesellschaft, Integration, Gleichstellung, Umwelt, Energie, Naturschutz, Abfallwirtschaft, National- und Biosphärenparks
Vorbild: Ich habe immer wieder Menschen kennenlernen dürfen, von denen ich lernen durfte, aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Das sind Wegbegleiter
Motto: Wenn man dir Steine in den Weg legt, entscheidest du selbst, ob du damit Brücken oder Mauern baust.
Ziel: Für Kärnten das Beste herausholen und dem Land den Stellenwert zurückgeben, den es verdient hat. Privat glücklich sein und das Glück auf andere strahlen zu lassen, denen es vielleicht nicht so gut geht.
Lieblingsessen: Kärntner Nudel von meiner Mutter
Lieblingsplatz: Café Riedl in Spittal. Mein Wohnzimmer (lacht).

Wordrap:

Das letzte Buch, das Sie gelesen haben: Die neuen Herrscher der Welt und ihre globalen Wiedersacher von Jean Ziegler
Strand oder Berg: Strand
Wein oder Apfelsaft gspritzt: Apfelsaft gspritzt
Ich habe Angst vor: Wenn das Sternzeichen Steinbock das erste Mal vor einem wirklichen Steinbock steht
Schlager oder Heavy Metal: Keines von beiden
Lieblingsfarbe: Rot
Drei Wörter, die Oberkärnten beschreiben: Heimat, wunderschön, so viel Natur
Welcher Versuchung können Sie nicht widerstehen: Schokolade
Ihr letztes Geld würden Sie ausgeben für: Wenn irgendwo jemand in Not geraten ist
Ihre größte Schwäche: Beim Nein-Sagen tu ich mir schwer
Ihre größte Stärke: Dass ich Herausforderungen liebe und die angehen möchte

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