St. Pölten
Wärmestube öffnet ihre Toren in der Landeshauptstadt

- Khashayar Forghani, von der Bahá'í-Religionsgemeinschaft, Bürgermeister Matthias Stadler,
Wolfgang Scholle, Initiator des Projekts und Vertreter der Kirche Herz Jesu der Heiligen der Letzten Tage
sowie Catalin Florin Soare von der rumänisch-orthodoxen Kirche - Foto: Tanja Handlfinger
- hochgeladen von Tanja Handlfinger
Eine einzigartige Wärmestube im Saal der Begegnung in unserer Landshauptstadt: Die Wärmestube St. Pölten ist ein gemeinsames Projekt des interreligiösen Dialogs, einer Plattform, die Vertreter:innen staatlich anerkannter Religionsgemeinschaften vereint.
ST. PÖLTEN/ NÖ. „Es ist unser gemeinsames Anliegen, die Notwendigkeit dieses Projekts zu unterstreichen und weiterzuverbreiten. Ich danke allen, die diese Idee und die Dringlichkeit erkannt haben. Jede größere Stadt steht vor Herausforderungen im sozialen und Armutsbereich“, so Bürgermeister Matthias Stadler.

- Die Wärmestube St. Pölten ist eine Aktion des Interreligiösen Dialogs St. Pöltens unter der Leitung von Wolfgang und Sibylle Scholle. Menschen, die aufgrund gestiegener privater Heizkosten einen warmen Aufenthaltsort suchten, eine warme Mahlzeit oder einfach Gesellschaft in Zeiten der Einsamkeit, sind hier willkommen
- Foto: Tanja Handlfinger
- hochgeladen von Tanja Handlfinger
In den vergangenen Jahren habe man eine deutliche Kostensteigerung erlebt: steigende Mieten, Lebensmittelpreise und Energiekosten. „Diese Entwicklungen verschärfen die Lage vieler Menschen. Armut betrifft unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und bleibt oft verborgen“, weiß Stadler. Menschen scheuen sich, ihre Not öffentlich zu machen, und erst durch Schicksalsschläge oder Hilfe aus der Nachbarschaft wird ihr Bedarf sichtbar.
Bedeutung der Wärmestube
Die Wärmestube ist ein Beispiel für den interreligiösen Dialog in der Stadt, in der alle Religionen, die vom Staat Österreich anerkannt sind, aktiv sind. Diese Initiative zeige, wie wichtig Zusammenarbeit sei. Mit Unterstützung der Stadt, die Räumlichkeiten und Infrastruktur bereitstellt, könne man mit der Wärmestube Bedürftigen einen warmen Ort bieten.
Besonders hervorzuheben sei der ehrenamtliche Einsatz der Bürger und Bürgerinnen und der Religionen. Ohne Freiwillige, die bereit sind, jenen zu helfen, die es am nötigsten haben, wären solche Projekte nicht möglich.
Die Wärmestube richtet sich an Menschen, die sozial benachteiligt sind, aber auch an jene, die einsam sind. Man möchte insbesondere jene ansprechen, die zu Hause allein und frierend sitzen, oder die sich keine drei Mahlzeiten leisten können. Hier werden kostenlose Mahlzeiten verteilt, und alle sind herzlich willkommen – unabhängig davon, woher sie kommen, welcher Religion sie angehören oder welcher Ethnie sie entstammen.
So kam es zur Idee einer Wärmestube
„Es war vor einigen Jahren, dass meine liebe Frau und ich begannen, uns Gedanken darüber zu machen, wie wir den Menschen in unserer Stadt etwas zurückgeben können, da wir selbst so viel Segen erfahren haben“, so Wolfgang Scholle, Initiator des Projekts und Vertreter der Kirche Herz Jesu der Heiligen der Letzten Tage. Ursprünglich hatte das Paar überlegt, nach seiner Pensionierung eine Mission im Ausland zu machen. „Doch dann kam die Pandemie, und wir entschieden uns um: Statt in die Ferne zu gehen, wollten wir direkt hier, in unserer eigenen Stadt, etwas bewegen.“

- Khashayar Forghani, von der Bahá'í-Religionsgemeinschaft, Bürgermeister Matthias Stadler,
Wolfgang Scholle, Initiator des Projekts und Vertreter der Kirche Herz Jesu der Heiligen der Letzten Tage
sowie Catalin Florin Soare von der rumänisch-orthodoxen Kirche - Foto: Tanja Handlfinger
- hochgeladen von Tanja Handlfinger
Bei ihren Recherchen stießen sie auf das Konzept der Wärmestuben in Wien. Eine dieser 42 Wärmestuben wird bereits seit vier Jahren von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage betrieben. „Wir informierten uns eingehend und führten zahlreiche Gespräche mit Menschen aus unserer Stadt – beim Einkaufen, beim Spazierengehen, überall. Dabei fiel uns auf, wie viele Menschen in die Armutsfalle geraten sind. Es gibt immer mehr, die sich keine drei Mahlzeiten am Tag leisten können, die Heizkosten sparen müssen, um über den Winter zu kommen, weil vieles einfach zu teuer geworden ist“, erzählt Scholle weiter.
Aus diesen Überlegungen entstand der Wunsch, auch in St. Pölten eine Wärmestube zu eröffnen. Im Frühsommer des letzten Jahres stellte das Paar Scholle diese Idee in einem interreligiösen Rahmen vor. „Die Reaktionen waren überwältigend positiv. Unsere Idee ist es, die Wärmestube als ein interreligiöses Projekt zu gestalten – etwas, das es in dieser Form bisher in Österreich noch nicht gibt“, freut er sich.
Das Einzigartige an der Wärmestube in St. Pölten
Die meisten Wärmestuben in Österreich werden von einzelnen Religionsgemeinschaften, Körperschaften oder Organisationen wie dem Roten Kreuz betrieben. „Wir wollten jedoch einen anderen Weg gehen: Auf Grundlage der interreligiösen Dialogplattform in St. Pölten sollte dieses Projekt gemeinsam mit verschiedenen Religionen umgesetzt werden.“
Bei der letzten Sitzung im Oktober letzten Jahres stellten sie die Idee den Vertretern der anderen Religionen vor. „Meine beiden Freunde und Mitstreiter Khashayar Forghani, von der Bahá'í-Religionsgemeinschaft, sowie Catalin Florin Soare von der rumänisch-orthodoxen Kirche sagten sofort zu und erklärten ihre Unterstützung.“
Öffnungszeiten
Jeden Freitag bis Ende April
*von 13-15:00 warme Speisen
*bis 18:00 geöffnet
Das könnte dich auch interessieren





Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.