Hochwasser 2002
"Man ist im Schockzustand"
Als die Flut kam: Den 12. August 2002 haben viele Menschen aus Steyr und Steyr-Land noch in Erinnerung.
STEYR, STEYR-LAND. "Das Wasser ist ziemlich schnell gekommen. Im unteren Garten haben wir weggeräumt. Mein Mann sagte dann, das Wasser steigt einen Meter in der Stunde, wir müssen auch oben ausräumen", erinnert sich Simone Rossacher an den 12. August vor 20 Jahren. Die Steyrerin wohnt in der Nähe vom Museum Arbeitswelt, direkt an der Steyr. Zwei Wohnungen, die vom Hochwasser betroffen waren, waren zu der Zeit frisch renoviert. "Man ist in der Situation in einem Schockzustand. Gott sei Dank hatten wir danach viele Helfer", so Rossacher. Die Hochwasserschutzmaßnahmen sieht die Steyrerin positiv. "Jede Ausbaustufe hat einen halben Meter gebracht. Aber wenn es Alarm gibt, zieht es mich trotzdem zusammen".
Schutzmaßnahmen wirken
"Es ist ziemlich schnell gekommen", sagt Vizebürgermeister Helmut Zöttl, der am Ortskai wohnt, über das Hochwasser 2002. "Ich hab damals den Hochwasserschutz noch angebracht. Man hat richtig zuschauen können, wie es gestiegen ist". Trotz Schutzmaßnahmen hatte Zöttl dennoch große Schäden durch das Wasser. "Es hat eine Mauer reingedrückt". Die Hochwasser-Schutzmaßnahmen seitens der Stadt haben laut Zöttl viel gebracht. "Das Eintiefen unter der Rederinsel hat viel gebracht. So entsteht weniger Rückstau".
Um fünf Uhr Früh erhielt Bezirksfeuerwehrkommandant von Steyr, Gerhard Praxmarer damals den ersten Anruf als Hochwasservorwarnung. "Am Weg zur Dienststelle bemerkte ich, wie der Gleinker Teich bereits überlief. Die ersten Einsätze waren im Bereich Gleink und Feldstraße. Auf der Dienststelle angekommen ging es dann Schlag auf Schlag", erinnert sich Praxmarer an den 12. August 2002. Besonders im Wehrgraben und in der "Kellau" wurden viele Menschen von der Feuerwehr evakuiert. Die Schutzmaßnahmen wie das Entlastungsgerinne oder die Absenkung der Enns nennt Praxmarer "Das Beste was passieren konnte". "Die Summe aller Maßnahmen hat in den letzten Jahren dazu beigetragen, dass Steyr von einigen Hochwassern verschont blieb", so Praxmarer.
"Die vielen Menschen, die von irgendwo gekommen sind um den Steyrer zu helfen, diese Solidarität hat mich wirklich beeindruckt."
"Wir waren damals auf Urlaub, haben aber dann abgebrochen und sind nach Hause gefahren. Das war eine richtige Challenge, weil viele Straßen und Brücken gesperrt waren. Wir haben dann bei Bekannten geholfen, den Schlamm zu beseitigen", erinnert sich Bürgermeister Markus Vogl an die Zeit. Mit den Hochwasserschutzmaßnahmen ist Vogl sehr zufrieden. "Die greifen wirklich. Ein Projekt beim Teufelsbach ist noch offen". Besonders beeindruckt hat den Stadtchef die große Hilfsbereitschaft der Menschen. "Der Ablauf mit den Einsatzkräften hat super funktioniert. Die vielen Menschen, die von irgendwo gekommen sind um den Steyrern zu helfen, diese Solidarität hat mich wirklich beeindruckt".
Auch in Steyr-Land waren die Einsatzkräfte beim "Jahrhunderthochwasser" gefordert. "Die Sommerhub und die Steyrer-Siedlung in Aschach und Teile von Neuzeug und Sierninghofen waren betroffen", sagt Feuerwehr-Bezirkskommandant Steyr-Land, Wolfgang Mayr. Zahlreiche Brücken, unter anderem die Wochenalt-Brücke und die Letten-Brücke waren gesperrt. "Die Sommerhub-Brücke ist eingestürzt. Mit einem Bergpanzer des Bundeheeres haben wir versucht die verklausten Baumstämme wegzubringen". Mayr erinnert sich auch noch, dass mit Betonwürfeln versucht wurde, den Holzlagerplatz bei der Sommerhub zu schützen, damit die dort gelagerten Holzstämme nicht wegschwimmen. Auch in Wolfern, Großraming und Maria Neustift gab es vermehrt Einsätze. Mehrere Feuerwehren unterstützten die FF Steyr. "Die Zahl der Einsätze der Feuerwehren Steyr-Land war 2002 doppelt so hoch, als das Jahr davor und danach".
Zahlen & Fakten
• 1500 Menschen wurden beim Hochwasser 2002 in Steyr von den Einsatzkräften evakuiert.
• 130 Soldaten des Aufklärungsbataillons 1 Gratkorn kamen nach der Katastrophe nach Steyr um zu helfen.
• 5200 Tonnen Sperrmüll mussten vom städtischen Wirtschaftshof abtransportiert werden.
• 962 Mann der FF Steyr waren rund 13.000 Stunden im Einsatz. 21 Feuerwehren aus Steyr-Land, Niederösterreich und Kärnten unterstützen die Einsatzkräfte.
• Der höchste Pegelstand des Jahrhundert-Hochwassers betrug an der Enns etwa 7,40 Meter.
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