Rauchverbot
Des einen Freud, des andern Leid

"Wir rauchen bis zuletzt", verspricht der Stammtisch des Guschto in Mieders rund um die Besitzer Mathilde und Herbert Triendl (r.) | Foto: Kainz
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  • "Wir rauchen bis zuletzt", verspricht der Stammtisch des Guschto in Mieders rund um die Besitzer Mathilde und Herbert Triendl (r.)
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Das neue Rauchergesetz erhitzt die Gemüter. Einige fühlen sich "nur bevormundet", andere bangen um die Existenz – wieder andere haben sich längst arrangiert.

STUBAI/WIPPTAL (tk/lg). Das vom Nationalrat beschlossene Rauchverbot für die Gastronomie soll mit 1. November in Kraft treten. Dass viele Gäste, aber auch Wirte mit der neuen Regelung nicht glücklich sind, ist ein offenes Geheimnis. Wie ist die Stimmungslage in unseren Tälern? Wir haben uns umgehört. "Wirkliches Verständnis für die Maßnahme haben wir nicht", meinen Mathilde und Herbert Triendl vom Café Restaurant "Guschto" in Mieders. Wie die Inhaber selbst, rauchen auch viele ihrer Gäste. "Dürfen wir das nicht mehr, leidet die Gemütlichkeit und das wiederum könnte sich auf die Frequenz auswirken", ist man sich am Stammtisch einig, an dem auch Nichtraucher sitzen.

"Es geht um die Existenz"

Die Befürchtung, dass bald weniger Gäste kommen, hegen auch Verica und Bobi Miladihovic vom Café Pub "Vivai" in Telfes: "Es wird weitergehen, aber anders", blickt das nichtrauchende Paar der Umstellung sorgenvoll entgegen. "Was, wenn die Leute dann abends draußen laut sind? Rundum befinden sich viele Wohnhäuser." Die Miladihovics, die übrigens auch zu jenen gehören, die bereits größere Investitionen getätigt haben, überlegen deshalb, Öffnungszeiten zu ändern, mehr zu kochen oder Ähnliches: "Es geht um unsere Existenz!"
An einem der Tische im Vivai trinken Heinz und sein Bruder Josef Knoflach Bier. Beide sind Nichtraucher, hatten aber mit Rauchern nie ein Problem, wie sie betonen: "Uns stört das überhaupt nicht. So ist es halt, wenn man in ein Gasthaus geht und die Frauen wissen auch, wo wir waren." 

"Wer zahlt, soll entscheiden!"

Bedenken hegt man auch im Café „Gin Gin“ in Matrei. Inhaberin Tanja Pranger fände es besser, wenn Gastronomen grundsätzlich selbst wählen könnten, ob bei ihnen geraucht werden darf oder eben nicht. Und: „Man müsste einen Unterschied zwischen Restaurants und Cafés sowie Nachtlokalen machen.“ Pranger erwartet, dass mit dem baldigen Verbot eine Handvoll eingefleischter Raucher ausbleiben wird. Für alle anderen gäbe es noch den Gastgarten als Ausweichplatz – eine Gefahr möglicher Lärmbelästigung ortet auch sie. Im Café sitzen Paul Halper und Roland Fuchs. Sie zeigen Verständnis für den Unmut mancher Wirte: „Die Gesetze ändern sich schnell, da kommt man nicht nach mit Umbauten, die ja auch finanziert werden müssen.“

Teuer um- und rückgebaut

Dieses Problem kennt man in der nicht weit entfernten Konditorei Wagner nur zu gut. Hier hat man sich nach gefühlt unzähligen Gesetzesänderungen samt den erforderlichen Um- und wieder Rückbauten schon vor einigen Jahren dazu entschlossen, ein Nichtraucher-Lokal zu werden. Chef Armin Wagner sieht die Sache im Nachhinein gelassen: „Die Umstellung brachte kurzfristig Einbußen mit sich, aber die Situation hat sich schnell entspannt und es sind auch neue Gäste dazugekommen."

Gute Erfahrungen in Nichtraucher-Lokalen

Ähnliche Erfahrungen hat Florian Obojes gemacht. In seiner Bar „ma3“ am Matreier Ortseingang hat er im Herbst letzten Jahres auf Nichtraucher umgestellt. „Für mich war es keine Entscheidung gegen Raucher. Es ging mir darum, die Diskussion zumindest bei uns endgültig zu beenden und unseren Mitarbeitern einen rauchfreien Arbeitsplatz zu garantieren.“ Auch Obojes berichtet davon, dass er anfangs Verluste verbuchte. In der Zwischenzeit würden aber sehr viele Gäste gerade wegen der rauchfreien Umgebung kommen. Wichtig sei ihm aber trotz allem, auch die Raucher weiterhin wertzuschätzen und einen passenden Raucherbereich zu schaffen.

Arbeitnehmerschutz

Im Wesentlichen geht es in der hitzigen Debatte tatsächlich vor allem um den Arbeitnehmerschutz. „Das eine nichtrauchende Kellnerin nicht im blauen Dunst ihrer Arbeit nachgehen muss, ist beim Arbeitsmarktservice ganz klar geregelt", informiert Alfred Lercher vom AMS Innsbruck. Ein Umstand, der einleuchtet. Dennoch hat auch Peter Trost, GF der Sparte Tourismus in der Wirtschaftskammer Tirol, keine Freude mit dem neuen Gesetz: „Unterm Strich wird es für einige Wirte der Todesstoß sein. Dabei hatten wir bisher eine Regelung, mit der alle zufrieden waren."
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