Bestattung Güttersberger
Ein Sarg mit Geschichte – vom Baum bis zur Kapelle
- Andre Spörr und Sarah Güttersberger legen viel Wert auf Regionalität. Holzkreuze (wie im Bild) werden bereits von Tischler Markus Mühlbacher aus Navis aus heimischen gefertigt und seit vielen Jahrzehnten erstmals auch ein Sarg.
- Foto: Martina Obertimpfler
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Im Wipptal haben ein Bestattungsunternehmen und eine Tischlerei ein besonderes Projekt gestartet. Erstmals seit Jahrzehnten wurde wieder einen „regionaler Sarg" gefertigt – aus heimischen Holz und mit viel Können, Herzblut und Respekt vor einem alten Gewerbe.
MATREI. Früher war es selbstverständlich: Der Tischler im Ort fertigte nicht nur Möbel, sondern auch den Sarg, wenn jemand verstarb. Heute ist das ganz anders – industrielle Fertigung und Großlieferanten haben das Handwerk vielerorts verdrängt. In Matrei am Brenner schließt sich nun ein besonderer Kreis: Ein lokaler Bestatter, und zwar das Unternehmen Bestattung Güttersberg hat gemeinsam mit dem Tischler Markus Mühlbacher aus Navis erstmals seit Jahrzehnten wieder einen Sarg selbst anfertigen lassen – mit Holz aus der Region und viel Engagement.
Vom Tischler zum Bestatter – und wieder zurück
„Früher war das Bestatten eine Nebenaufgabe des Tischlers“, erzählt Bestatter Andre Spörr. „Wenn jemand gestorben ist, ging man einfach zum Tischler und sagte ‚wir brauchen einen Sarg‘ – und dann hat der Tischler den gebaut.“ In den 1980er- und 1990er-Jahren änderte sich das. Die Wirtschaftskammer forderte eine Trennung der Gewerbe, und viele Tischler entschieden sich, beim Möbelbau zu bleiben. Die Zahl der Bestatter stieg, während die traditionelle Verbindung zwischen Tischlerhandwerk und Bestattung verschwand.
Ein Stück alter Handwerkskunst
Viele Jahrzehnte später kam die Idee auf, die alte Tradition wieder aufleben zu lassen. „Wir haben mit den Tischlern im Ort schon länger bei kleinen Dingen wie Holzkreuzen zusammengearbeitet. Dann dachten wir uns: warum eigentlich nicht auch wieder einen Sarg?“ Gesagt, getan – gemeinsam mit Tischler Markus Mühlbacher wurde das Projekt in Angriff genommen. Der Anfang war nicht einfach: Die Planung, die komplizierten Formen und der Aufwand machten schnell deutlich, dass ein Sargbau kein gewöhnlicher Auftrag ist und nebenbei war die Tischlerei noch mit anderen Aufträgen beschäftigt – natürlich mussten auch Küchen und Schlafzimmer gefertigt werden. „Die Tischler wollten fast schon aufgeben – doch dann packte sie der Ehrgeiz und sie sagten: Unsere Großväter haben das auch geschafft, das müssen wir doch heute auch noch können!“, erzählt Sarah Güttersberger.
- Vom Baum aus der Region bis zum fertigen Sarg – ein besonderes Einzelstück
- Foto: Teresa Gutjahr/Bestattung Güttersberger
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Ein Sarg mit Geschichte – vom Baum bis zur Kapelle
Früher war es für einen Tischler ganz selbstverständlich, auch Särge zu fertigen – ganz ohne moderne Technik, nur mit Geschick, Erfahrung und einem feinen Gespür für das Material. Heute erleichtern zwar Maschinen wie CNC-Fräsen viele Arbeitsschritte, dennoch war es für den Tischler aus Navis eine große Herausforderung einen Sarg zu schaffen. Nach elf Wochen Arbeit war es schließlich so weit – und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen: Das Fichtenholz stammt aus dem Gemeindegebiet und gesägt wurde es von einem Mitarbeiter, der privat eine kleine Säge betreibt.
„Für mich ist es der schönste Sarg, den wir je hatten. Mit feinen Verzierungen, handwerklich perfekt gemacht und mit dem Wissen, dass alles aus der Region kommt“, so Sarah Güttersberger.
Ein Statement für Regionalität
Auch wenn der Aufwand groß ist und ein „regionaler Sarg" natürlich auch mehr kostet, steht für die Bestatter in Matrei hier nicht der Verkauf im Vordergrund, sondern für sie zählt der Gedanke. „Natürlich ist so ein Stück teurer als ein industriell gefertigter Sarg aus dem Ausland. Aber es geht um Wertschätzung – gegenüber dem Verstorbenen und gegenüber dem Handwerk hier vor Ort,“so Andre Spörr und Sarah Güttersberger zieht den Vergleich: „McDonald’s ist auch günstiger als das Gasthaus im Ort. Aber das eine ist Massenware, das andere ist Handwerk mit Seele.“ Außerdem wäre es bei ungefähr 100 Beerdigungen im Jahr, die das Bestattungsunternehmen organisiert, gar nicht möglich, nur noch Särge aus regionalem Holz und vom örtlichen Tischler zu verwenden – trotzdem war es nicht der letzte Sarg.
- Auch eine Urne fertigte der Naviser Tischler Markus Mühlbacher
- Foto: Martina Obertimpfler
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Kultur und Wissen bewahren
Das Projekt hat im Dorf für Gesprächsstoff gesorgt – und für Begeisterung. Es zeigt, dass altes Wissen nicht verloren gehen muss. „Das ist nicht nur ein Sarg“, sagt Andre Spörr, „das ist ein Stück Kulturgeschichte. Es verbindet das, was war, mit dem, was wieder sein kann.“
Vielleicht, so hofft er, motiviert das Beispiel auch andere Handwerker, wieder lokale Wege zu gehen. „Denn es liegt nicht nur an den Leuten, vor Ort zu kaufen – es liegt auch an den Unternehmern, wieder etwas anzubieten, das von hier kommt“, sind sich die Bestatter sicher.
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