Interview
"Wir brauchen wieder Polizei im Dorf"

Der "Klassensprecher" von Gries, wie er sich selbst bezeichnet: Bgm. Karl Mühlsteiger | Foto: Kainz
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  • Der "Klassensprecher" von Gries, wie er sich selbst bezeichnet: Bgm. Karl Mühlsteiger
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Der Grieser Bgm. Karl Mühlsteiger im Halbzeitinterview zur Lokalplitik, der Erschließung Waldeben und seinem Wunsch nach einem Blaulichtzentrum.

GRIES (tk). Seit 2010 leitet Karl Mühlsteiger die Geschicke der Grenzgemeinde. Sofern Gesundheit und Familie mitmachen, will der heute 42-Jährige nach der laufenden für eine dritte Periode als Ortschef kandidieren.

BEZIRKSBLATT: Herr Mühlsteiger, Ihre erste Amtszeit verlief etwas holprig.
Mühlsteiger:
Ja, das war eine Katastrophe. Vor allem die vielen Anzeigen seitens der Opposition waren sehr energieraubend und zeitintensiv. Da bin ich echt an meine Grenzen gekommen. Keine der sechs Fraktionen im Dorfparlament hatte eine Mehrheit und es war denkbar schwer, Beschlüsse durchzubringen. Oft haben wir mehr an ein Kabarett erinnert, als an einen Gemeinderat. Es war eine erschreckende, aber auch eine lehrreiche Zeit.

2016 haben Sie dann einen fulminanten Wahlsieg eingefahren.
Einerseits habe ich gehadert, ob ich nochmal antreten sollte, andererseits hatte ich noch viele Ideen, die dringend umgesetzt werden sollten. Glücklicherweise hält meine Liste jetzt acht von 13 Mandaten. Auch die Bürgermeisterwahl konnte ich trotz zwei Gegenkandidaten dankenswerterweise im ersten Durchgang für mich entscheiden. Das war ein riesen Motivationsschub und Vertrauensvorschuss seitens der Bevölkerung, dem wir jetzt natürlich gerecht werden wollen.

Was findet sich aktuell auf der Agenda?
Bauprojekte hätten wir ohne Ende. Es ist halt alles immer eine Frage des Geldes. Ein Beispiel ist die Erschließung des Gemeindegebietes Waldeben, wo wir günstiges Bauland für junge GemeindebürgerInnen lukrieren könnten. Dafür muss zum – bereits bewohnten – Plateau aber erst eine Zufahrt gebaut werden.

Ein teures Unterfangen?
Allerdings. Die Kostenschätzung für die anvisierte Ringstraßenlösung beläuft sich auf 4,5 Millionen Euro inklusive Kanal, Entwässerung und Gehsteig. Ohne Unterstützung geht das freilich nicht. Jetzt warten wir gespannt auf das positive Signal seitens des Landes Tirols, weil wir eben zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen würden. Wir hoffen auf baldestmögliche Realisierung.

Was steht noch im Raum?
Dass man ein zeitgemäßes Blaulichtzentrum andenkt bzw. umsetzt. Sowohl bei unseren beiden Feuerwehrhäusern, als auch bei der örtlichen Bergrettung besteht Handlungsbedarf. Abgesehen davon hatte Gries noch nie einen zeitgemäßen, eigenen Bauhof. Das alles könnte man im Bereich Lueg ideal an einem großen Stützpunkt zusammenziehen. Und als Grenzgemeinde zu Italien will ich wieder eine Polizeiinspektion im Dorf haben!

Gab es seit der Zentralisierung der Wipptaler Polizei im Jahr 2014 in Steinach vermehrt Probleme?
Diese Maßnahme war für uns der Super-Gau, ein Kardinalfehler – der Ansatz ein falscher! Immerhin hatten wir am Brenner stets die meisten Aufgriffe von illegalen Migranten in ganz Österreich. Insbesondere deshalb werde ich weiterhin für die Rückkehr der Polizei kämpfen.

Apropos: Wie läuft's mit dem Flüchtlingsheim?
Es ist nach wie vor in Betrieb. Die Maximalzahl ist mit 30 gedeckelt, das funktioniert soweit gut. Speziell als Grenzgemeinde hoffen wir dennoch, bei der nächsten Schließungswelle dabei zu sein, denn einige Dramen haben wir schon mitgemacht.

Gibt es sonst noch größere Vorhaben für die Zukunft?
Derzeit sind wir dabei die Notwasserversorgung in Kooperation mit dem BBT neu zu bauen und langfristig soll an einem neuen Standort eine neue Volksschule entstehen. Der Kindergarten wird gerade generalüberholt – überlegt wird in diesem Zusammenhang auch, mit Vals,Schmirn und vielleicht Obernberg einen Sprengel zu gründen, über den evt. schon ab 2020 eine gemeinsame Sommerbetreuung abgewickelt werden könnte.

Noch kurz zur Stauthematik: Wie wirkt sich das Fahrverbot für den Ausweichverkehr aus?

Das ist für uns der Befreiungsschlag schlechthin. Gottseidank ist diese Lösung gekommen! Auch hier gab es prekäre und leider auch dramatische Situationen, abgesehen davon, dass wir fast im Verkehr erstickt wären. Jetzt aber ist die Versorgung wieder sichergestellt und wir sind zur Normalität zurückgekehrt.
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Der "Klassensprecher" von Gries, wie er sich selbst bezeichnet: Bgm. Karl Mühlsteiger | Foto: Kainz
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