Südoststeirischer Geflügelskandal
Behörde geht weiteren Anzeigen nach

In Video des VGT ist etwa zu sehen, wie Hühner achtlos überfahren werden.  | Foto: Video VGT
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Der "Verein gegen Tierfabriken" ließ mit einem Skandalvideo, jenes zeige Aufnahmen aus einem südoststeirischen Stall, aufhorchen. Nun geht die Behörde noch zwei weiteren angezeigten Fällen im Bezirk nach.

SÜDOSTSTEIERMARK. Ein Video vom "Verein gegen Tierfabriken" (VGT) sorgte ja diese Tage für Aufregung. Die Aufnahmen zeigen laut VGT einen südoststeirischen Geflügelbetrieb. Gezeigt werden u.a. Tiere mit Missbildungen bzw. unsachgemäßer Umgang mit den Tieren. So ist zu sehen, wie Hühner achtlos überfahren werden.

Hühner "degradiert"

Die Aufnahmen, jene würden aus dem Spätsommer stammen, hätte man laut David Richter, VGT-Kampagnenleiter für die Steiermark, dem VGT zugespielt und jener hätte die Daten genau unter Lupe genommen. Dazu die VGT-Campaignerin Denise Kubala: "Zu sehen, wie grausam diese meist ohnehin schon leidenden Tiere in den Mastbetrieben behandelt werden, ist kaum zu ertragen. Hier werden sie rücksichtslos mit dem Laster überfahren und dabei teilweise schwer verletzt zum Sterben zurückgelassen. Es ist nicht zu fassen, wie sehr besonders die Hühner in unserer Gesellschaft zu Produkten degradiert werden."

Gier führe zu Qualzuchten

Kubala kritisiert auch scharf den Einsatz "überzüchteter, extrem schnell wachsender Hühnerrassen", die für die Mast eingesetzt werden würden. "Das sind ganz klar Qualzuchten. Laut Tierschutzgesetz ist es verboten, Tiere aus solchen Zuchten zu verwenden, doch die enorme Gier nach massenhaft billigem Hühnerfleisch scheint dieses Gesetz auszuhebeln."

Dunkelphasen seien ausgefallen

David Richter ergänzt einen weiteren Aspekt – so sei der Analyse der Aufnahmen auch zu entnehmen, dass in entsprechendem Fall auch notwendige Dunkelphasen zwecks Ruhephasen der Tiere nicht eingehalten worden wären. 

Weiters ließen das Videomaterial und Fotos gemäß VGT erahnen, dass Hühnerleichen direkt im Maisfeld neben der Masthalle gelandet wären. Der Verdacht des VGT lautet, dass man tote Tiere einfach aus dem Fenster geworfen und im angrenzenden Feld entsorgt hätte. 

Der VGT, der im aktuellen Falle Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und die 1. Tierhaltungsverordnung erstattet hat – an der Bezirkshauptmannschaft bestätigt man das Eingehen der Anzeige –  spricht auch davon, dass es sich bei dem Betrieb um ein AMA-Gütesiegel-Mitglied handle, das auch Lieferant einer großen Lebensmittelkette sei. Auch weitere aktuell vom VGT "aufgedeckte Betriebe" in Europa bringt der Verein laut David Richter in Sachen Lieferkette in Verbindung mit derselben Lebensmittelkette. 

Der VGT, Equalia, die Albert Schweitzer Stiftung und viele weitere Tierschutzorganisationen fordern die Lebensmittelkette nun auf, sich europaweit der Europäischen Masthuhn-Initiative anzuschließen und haben diesbezüglich eine Petition gestartet.

Vorsorgliche Sperre

Und was sagt die AMA dazu? Jene habe umgehend nach Bekanntwerden der Missstände ihre Kontrollorgane ausgeschickt, der Betrieb sei bis zur Klärung der Lage vorsorglich gesperrt worden. 

"Die Zustände im gegenständlichen Hühnermast-Betrieb sind untragbar. Praktiken, die tierquälerisch und mit der Achtung des Nutztieres nicht vereinbar sind, sind inakzeptabel. Wir distanzieren uns von den Missständen umso mehr, als die AMA-Marketing klare Vorgaben erteilt, die verbindlich festlegen, was Betriebe und die dort Verantwortlichen leisten müssen, damit sich die von ihnen produzierten Rohstoffe für das Gütesiegel qualifizieren", äußert sich der Geschäftsführer der AMA-Marketing, Michael Blass

"Die Zustände im gegenständlichen Hühnermast-Betrieb sind untragbar. Praktiken, die tierquälerisch und mit der Achtung des Nutztieres nicht vereinbar sind, sind inakzeptabel."
Michael Blass, Geschäftsführer AMA-Marketing

Schutz von Kundschaft und Mitgliedern

Er unterstreicht ganz klar, dass man, falls sich die Vorwürfe bewahrheiten sollten, Sanktionen folgen lassen will, um einerseits die Kundschaft und andererseits die Solidargemeinschaft der Gütesiegel-Betriebe zu schützen.

Blass verweist außerdem darauf, dass nun natürlich auch die entsprechenden Behörden am Zug wären. Die AMA weist auch darauf hin, dass man sich schon seit Jahren für langsam wachsende Hühnerrassen in der Geflügelzucht einsetze. So initiierte man 2019 das freiwillige Modul "langsam wachsende Rassen" im AMA-Gütesiegelprogramm. Weiters sehe das in Ausarbeitung befindliche AMA-Modell zur Tierhaltungskennzeichnung einen verpflichtenden Einsatz von langsam wachsenden Rassen oder Linien in den zwei höchsten der insgesamt fünf geplanten Tierhaltungsstufen vor.

LAbg. Andreas Lackner | Foto: Grüne

"Keine akute Gefährdung gegeben"

Laut Amtstierarzt Ingo Stumpf hätte man auch vonseiten der Bezirkshauptmannschaft den betroffenen Betrieb bereits überprüft. Die Kontrolle des tagesaktuell tierschutzrechtlichen Zustands hätte ergeben, dass "keine akute Gefährdung gegeben" sei. Abzuklären und zu analysieren wären noch die Geschehnisse rund um den Hofstapler bzw. das im Video gezeigte Überfahren der Tiere. Hier müsse man noch die postalische Übermittlung des Datenmaterials abwarten bzw. jenes auch auf Authentizität überprüfen.

Am 13. Dezember wären laut Stumpf noch Anzeigen bezüglich zwei weiterer südoststeirischer Mastgeflügelbetriebe eingegangen. Und zwar bezüglich der ersten Tierhaltungsverordnung. "Wir arbeiten die Betriebe in den nächsten Tagen ab", so Stumpf. Die angezeigten Handlungen würden aus den Monaten August und September stammen. Der Amtstierarzt betont, dass eine große zeitliche Distanz zwischen angezeigten Geschehnissen und tatsächlicher Anzeige die Nachvollziehbarkeit natürlich erschweren würde.

Selten Anzeigen in den letzten Jahren

Und wie hat es eigentlich in den letzten Jahren mit Anzeigen ausgesehen. "Es gab kaum bzw. sehr selten Anzeigen, schließlich ist die Geflügelbranche eine der bestens überprüften Sparten."

Stimmen zur Situation kommen auch aus dem Bezirk. Etwa von LAbg. Andreas Lackner (Grüne): "Was im Video gezeigt wird, ist schärfstens zu verurteilen – da fehlt mit jegliches Verständnis dafür" Wir müssen von diesen Turborassen wegkommen." Lackner möchte aber auf keinen Fall die Geflügelbranche an den Pranger stellen. Jene sei in Österreich auf einem guten Wege, hätte in Sachen Tierwohl einige gute Programme in der Pipeline und habe – was er betont – auch auf gentechnikfreie Fütterung umgestellt. Lackner nimmt auch den Handel in die Pflicht, den Produzenten auch einen entsprechenden Preis zu zahlen.

"Die Geflügelbranche in Österreich ist auf einem sehr guten Weg"
LAbg. Andreas Lackner (Grüne)

"Wir sind keine Tierquäler"

Natürlich äußert sich auch Landwirtschaftskammer-Bezirksobmann Franz Uller, selbst Geflügelhalter, zur Causa: "Das Video macht mich betroffen. Es kann sich nur um Einzelfälle handeln." Uller betont: "Wir sind keine Tierquäler, wir sind in Österreich Weltmeister in Sachen Tierwohl und Platz pro Quadratmeter, wir bieten um 30 Prozent mehr Platz als in anderen EU-Ländern", so Uller. Außerdem biete man die beste Nachvollziehbarkeit "vom Küken bis ins Regal". Die langsam wachsenden Rassen wären gerade in Erprobung.

LK-Bezirksobmann Franz Uller | Foto: RegionalMedien
  • LK-Bezirksobmann Franz Uller
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Uller stellt klar, dass vieles eine Preisfrage sei und er nimmt auch die Konsumentinnen und Konsumenten in die Pflicht. "Wir als Landwirtschaft stehen mit dem Rücken an der Wand. Und ich stelle noch eines klar. Bei uns steht hinter jedem Betrieb noch eine Familie, wir sind keine große Agrarindustrie mit großen Aktionären."

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