Neue Ungereimtheiten aufgetaucht
„Turmbau zu Mösern“: Anrainer wehren sich weiter

Kathrin Holzer, Susanne Neuner und Heinrich Putz wollen gemeinsam mit Markus Sint, Klubobmann der Liste Fritz, den Bau reduzieren.
7Bilder
  • Kathrin Holzer, Susanne Neuner und Heinrich Putz wollen gemeinsam mit Markus Sint, Klubobmann der Liste Fritz, den Bau reduzieren.
  • hochgeladen von Georg Larcher

In der Telfer Gemeinderatssitzung vom 1. Juli wurden die raumordnerischen Grundlagen für ein Appartement-Hotelprojekt in Mösern namens »4 Trees« einstimmig beschlossen. Nicht Aufgeben wollen die Anrainer in Mösern den Kampf gegen das Bauvorhaben.

TELFS. Auf dem 3.245 m2 großen Areal des ehemaligen Menthofes will die Eigentümerin Lion Hill Invest GmbH. (75 % deutsche Holzer-Gruppe, 25 % Möserer Touristiker Peter Tauber) ein Hotel betreiben, mit 15 Appartements und max. 60 Betten etc. (BB haben berichtet - HIER zum Bericht).
Der Gemeindrrat hat der Flächenwidmungsplanänderung und den Bebauungsplan abgesegnet, die Pläne liegen zur öffentlichen Einsichtnahme auf.
Bgm. Christian Härting betonte, von der Kubatur und der Bettenanzahl her wurde das Projekt mehrmals reduziert. Auch bestehe keine Gefahr, dass die Appartements später in Freizeitwohnsitze umgewandelt werden, im Raumordnungsvertrag wurde das mit empfindlich hohen Pönalen bei Nicht-Einhaltung fest gehalten (siehe seine Stellungnahme unten).

"4 Trees" passt nicht ins Schwalbennest

Die Anrainer in Mösern sind trotzdem davon überzteugt, dass die vier Baukörper (daher der Name "4 Trees") optisch und auch moralisch nichts im idyllischen "Schwalbennest" zu suchen haben und zählen dabei weiterhin auf die Unterstützung der Landtags-"Liste Fitz". Die Möserer haben allerdings nichts gegen die touristische Nutzung dieses Areals mit dem herrlichen Blick auf das Inntal, wurde bei einer Pressekonferenz vorige Woche klar, aber ein Mega-Luxus-Projekt mit bis zu 17 Meter hohen Türmen passt nicht hierher.
Die AnrainerInnen Kathrin Holzer, Susanne Neuner und Heinrich Putz wollen alle möglichen Rechtsmittel einsetzen, um diesen Bau zu verhindern. Markus Sint, Klubobmann der Liste Fritz, will im Landtag gegen das Vorhaben plädieren, denn später können daraus sehr wohl großzügige Appartement werden, die zu Geld gemacht werden, wie Sint meint:

"Ich bin gegen den Ausverkauf der Heimat. Es mag zwar das richtige Projekt sein, aber nicht für hier. Mösern lebt zwar vom Tourismus, aber ein Projekt muss stimmig sein und her passen."

"Wir bekommen vier Türme hergeknallt, die die Aussicht verschandeln", meint Putz:

"Mein Appell an die Gemeinde: Dieses Projekt sollen sie nochmals anschauen, und es nicht in dieser Höhe genehmigen. Im Land soll man sich auch Gedenkan machen, die Verbauung so nicht zu genehmigen. Auch meine ich, dass sie es nicht als Sparklasse nutzen, früher oder später werden die Appartements verkauft und nicht als Hotel betrieben."

Susi Neuner sieht die Entwicklung in ihrem Heimatort kritisch:

"Mit dem Nidum haben wir schon keine gute Erfahrung gemacht, jetzt wird wieder so unsensibles Projekt gemacht. Ich habe auch Bedenken, dass es rentabel wird, und später die Appartements verkauft werden. Wir haben Betten genug im Raum Seefeld, da braucht es dieses Hotel nicht, das nur noch mehr Grund verdsiegelt."

"Man wählt die Gemeinderäte, dass sie im Interesse des Dorfes entscheiden, da war es schon überraschend, dass wir übergangen werden." so Anrainerin Holzer.

Der neue Standort für die Friedensglocke passt für Sint ebenso wenig wie ein Bustourismus neben dem Luxushotel. Die Verkehrssituation nennt Sint als Problematisch.
Auch zur Touristischen Auslastund der Region meint Sint:

"Die derzeitigen Häuser sind schon nicht ausgelastet. Für uns ist das der Anfang, hier wird nach Salamitaktik gebaut, zu den 60 Betten kommen noch weitere dazu"

meint Sint und führt weite aus:

"Die  nächsten großen Flächen sind von den Investoren gesichert worden, es ist ein riesiges Gebiet, und kaum jemand wird sich Grundstücke sichern, um sie nur brach liegen zu lassen. Es ist die Gefahr von einem Investorenmodell und von Freizeitwohnsitzen da. Mit dem Vetrag ist das nicht zu verhindern. Dieser Raumordnungsvertrag ist das Papier nicht wert, der verhindert keine Freizeitwohnsitze. Gemeinde und Betreiber eingen sich, was kurzfristige Vermietung heißt: im Raumordunungsvertrag ist von sechs Wochen durchgehend gesprochen, und wenn Gäste öfter kommen, kann das nur recht sein. Mit diesem Raumordnungsvertag ist illegalen Freizeitwohnsitzen Tür und Tor geöffnet. Wenn die Gemeinde überprüfen kommen will, muss sie sich 24 Stunden vorher anmelden."

In Bayern ist der Landschaftsschutz strenger genommen, in Tirol wird weniger darauf geschaut, meinen die Anrainerinnen.
Mit Unterschriftenaktionen wollen die Möserer die Gemeinde auf ihr Problem aufmerksam machen, sagt Putz.

Stellungnahme der Marktgemeinde Telfs:

In einer Stellungnahme zum Protest in Mösern führt die Marktgemeinde Telfs unter Bgm. Christian Härting aus:
"Der »Weitblick« und die politische Haltung der Liste Fritz bezüglich tourismuswirtschaftliche Weiterentwicklung zeigt erschreckende Engstirnigkeit. Deutsche Investoren dürften keinerlei Projekte mehr in unserem Land verwirklichen. So wären in der Vergangenheit touristische Leuchturmprojekte wie das Interalpen Hotel in Telfs/Buchen und die beiden Industriestandorte Telfs und Lienz der deutschen Unternehmerfamilie Liebherr mit mehr als 2.500 Arbeitsplätzen nicht möglich gewesen. Um nur ein Beispiel zu nennen.
Betreffend Appartement-Hotelprojekt »4 Trees« in Mösern ist sachlich festzuhalten:
– Projektwerberin, Eigentümerin des betreffenden Grundstückes und Betreiberin (!) des Hotelprojekts ist die Lion Hill Invest Gmbh, bestehend aus der deutschen Holzer-Gruppe (75 %) mit Niederlassung in Innsbruck und dem einheimischen Touristiker Peter Tauber aus Mösern (25 %)
– Bei dem 3.245 qm großen Areal handelt es sich um eine seit Jahrzehnten auf Tourismus beschränkt (Tb) gewidmete und genutzte Fläche.
– Die Bezeichnung »Megaprojekt« ist schlicht lächerlich. Der Projektbetreiber hat nach bereits zweimaliger Vorlage die Bettenanzahl gegenüber dem Erstentwurf um zwei Drittel (!) reduziert (von 150 auf aktuell maximal 60, aktuell 54 in 15 Appartements). Die Marktgemeinde Telfs stand einer zusätzlichen Widmung immer ablehnend gegenüber.
– Ein raumordnerisches und touristisches Gutachten bescheinigen dem Projekt Marktkonformität innerhalb der vorwiegend touristischen Ausrichtung von Mösern. Laut Gutachten könne das Projekt dem aktuellen Verlust von touristischen Betten im Raum Seefeld positiv entgegenwirken.
– Fast jede Wohnanlage (auch in Mösern) und Hotelgebäude sind höher als die vier Gebäudekörper des geplanten Appartement-Hotels. Diese passen sich den Gutachten zufolge in Architektur und Materialität sehr gut ins landschaftliche Gesamtbild ein.
– In einem abgeschlossenen Raumordnungsvertrag zwischen der Marktgemeinde Telfs und der Lion Hill Invest GmbH ist grundbücherlich sichergestellt, dass die Appartement-Einheiten nicht parifiziert werden. Damit sind Freizeitwohnsitze und ein Abverkauf von vornherein ausgeschlossen."

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.