"Luisa ist hier!"
Diskrete Hilfe für Opfer von sexualisierter Gewalt in ganz Tirol

"Luisa ist hier" – die Kampagne gegen sexualisierte Gewalt im Nachtleben wird auf ganz Tirol ausgeweitet.
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„Ist Luisa hier?“: Mit dieser Frage können sich Betroffene bei sexueller Belästigung oder sexualisierter Gewalt diskret an MitarbeiterInnen von Nachtlokalen wenden. Nach dem erfolgreichen Start in Innsbruck wird das Projekt nun auf ganz Tirol ausgeweitet.

TIROL. Drei von vier Frauen wurden schon einmal sexuell belästigt. Jede dritte Frau erlebte bereits sexualisierte Gewalt und die Zahlen steigen jährlich an. „Wir haben ein Problem mit Gewalt, das mehrheitlich von Männern ausgeht, schildert Frauen- und Soziallandesrätin Gabriele Fischer.

Flächendeckend in Tirol

Für mehr Sicherheit im Nachtleben wurde vor drei Jahren das Projekt „Luisa ist hier!“, ausgehend vom Frauen-Notruf Münster, in Innsbruck umgesetzt – mit Erfolg! Tirol wird nun das erste Bundesland, das das niederschwellige Hilfsangebot für Opfer von sexueller Belästigung oder Gewalt flächendeckend umsetzt.
Durch die Frage „Ist Luisa hier?“ – oder auch nur der Nennung des Namens „Luisa“ – informieren die Betroffenen die Lokal-MitarbeiterInnen über ihre Notsituation. „Es geht dabei vorrangig nicht darum, mit dem Code die Intention der Fragenden zu verschleiern, sondern um eine möglichst einfache und rasche Kontaktaufnahme – die ohne weitere Ausführungen und auch bei lauter Musik möglich ist“, beschreibt Frederik Lordick von der Innsbruck Club Commission. Gemeinsam versucht man eine Lösung für die Situation zu finden. Das kann zum Beispiel so aussehen, dass eine Person dem Lokal verwiesen wird oder man die Betroffene an eine kooperierende Einrichtung weitervermittelt.

Schulungen für Nachtlokal-MitarbeiterInnen

Um im Ernstfall entsprechende Hilfe leisten zu können, werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der teilnehmenden Betriebe im Herbst von ProjektmitarbeiterInnen der Innsbruck Club Commission in Kooperation mit ExpertInnen vom Verein „Frauen gegen verGEWALTigung“, dem Frauenhaus Tirol und der Drogenarbeit Z6 geschult. Ein Handlungsleitfaden stellt den angemessenen Umgang mit diversen Situationen sicher. Außerdem wird das Lokal-Personal über Formen, Ursachen und Auswirkungen von sexualisierter Gewalt und Substanzkonsum informiert. Bisher sind 26 Innsbrucker Nachtlokale PartnerInnen von „Luisa ist hier!“ – diese Zahl soll nun tirolweit steigen.

Im Rahmen einer Pressekonferenz im Kater Noster in Innsbruck wurde heute, Freitag, die tirolweite Umsetzung der Kampagne „Luisa ist hier“ vorgestellt. Im Bild v. r. Katharina Hölbing (Verein „Frauen gegen verGEWALTigung“), LRin Gabriele Fischer, Frederik Lordick (Innsbruck Club Commission) und Projektleiterin Emma Egger.
 | Foto: Land Tirol/Dorfmann
  • Im Rahmen einer Pressekonferenz im Kater Noster in Innsbruck wurde heute, Freitag, die tirolweite Umsetzung der Kampagne „Luisa ist hier“ vorgestellt. Im Bild v. r. Katharina Hölbing (Verein „Frauen gegen verGEWALTigung“), LRin Gabriele Fischer, Frederik Lordick (Innsbruck Club Commission) und Projektleiterin Emma Egger.
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Sexualisierte Gewalt darf kein Tabu sein

Die Kampagne „Luisa ist hier!“ soll neben der konkreten Unterstützung für Betroffene auch die breite Öffentlichkeit für das Thema Gewalt gegen Frauen und sexualisierte Gewalt sensibilisieren. Zu oft wird das Opfer mit Sätzen wie „Du warst zu unvorsichtig“, „Du warst zu aufreizend gekleidet“ oder „Du hast zu spät ‚Nein‘ gesagt“, in eine falsche Rolle gedrängt. Diese Täter-Opfer-Umkehr muss demaskiert werden und das Thema sexualisierte Gewalt enttabuisiert werden. „Für Gewalt darf in unserer Gesellschaft kein Platz sein. Ich bin überzeugt, dass wir alle gefordert sind, wenn es darum geht, gegen jede Art von Gewalt vorzugehen und vor dieser zu schützen: Wir müssen miteinander füreinander da sein. Dazu gehört es auch, als Zeugin oder Zeuge von Gewalt gegen Frauen hinzuschauen und zu handeln“, sagt LRin Fischer.

"HelpChat" kann auch helfen

Der HelpChat, welcher vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser im Jahr 2000 ins Leben gerufen wurde, stellt ein besonders niederschwelliges Beratungsangebot für gewaltbetroffene Frauen und Mädchen dar. Er ist sowohl virtuelle Beratungsstelle als auch ein Selbsthilfeforum, in welchem es weder Wartezeiten gibt, noch Terminvereinbarungen oder Anmeldungen benötigt werden. Damit bietet er anonym rasche, unbürokratische, kostenlose und vertrauliche Beratung für Frauen und Mädchen an, die in ihrem Leben und Lebensumfeld von Gewalt in jeglicher Form – psychischer, physischer, sexueller, finanzieller und/oder Online-Gewalt/Hass im Netz – betroffen sind.
Gerade durch das Aufkommen der Covid 19-Krise und anderen parallel stattfindenden Krisen ist die Bedeutung des HelpChats weiter gestiegen, da Gewalt an Frauen und Mädchen in Krisenzeiten noch deutlich spürbarer war. Denn beispielsweise haben dadurch viele Frauen nicht mehr die Möglichkeit, zu Hause ungestört zu telefonieren. Daher konnte die Onlineberatung durch den HelpChat seit Beginn der Pandemie auch ausgebaut werden und wird seither täglich von 18:00 bis 22:00 und seit 2022 zusätzlich Freitag vormittags von 9:00 bis 11:00 von einem professionellen, mehrsprachigen Beratungsteam betreut.
HIER geht es zum HelpChat

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