Tag des Waldes
"Esche ist nicht zu retten"

- LFD Josef Fuchs: "Wild ist ein massiver Faktor, wenn es um die Wiederbewaldung geht."
- hochgeladen von Sieghard Krabichler
Landesforstdirektor Josef Fuchs sieht Tirols Schutzwälder durch viele Faktoren immer mehr unter Druck.
Der 21. März ist der Tag des Waldes. Gibt es für den Wald in Tirol etwas zu feiern?
Josef Fuchs: "Nein, absolut nicht. Der Tiroler Wald ist in den letzten Monaten sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Es war im Sommer sehr warm und trocken, im Herbst wütete Sturm Vaia und im Winter gab es viel Schnee. Das hat uns tirolweit rund 700.000 Festmeter Schadholz beschert."
Allein in Osttirols Wäldern liegen 500.000 Kubikmeter Schadholz am Boden. Ist das überhaupt aufarbeitbar?
"Es wird schwierig, aber es wird schon jetzt sehr intensiv mit unterschiedlichen Firmen gearbeitet, denn in Osttirol liegt wenig Schnee. Aber diese Schadholzmenge wird uns heuer und auch nächstes Jahr beschäftigen. Dazu kommt noch die enorme Schneemenge speziell im Unterland und am Alpennordrand, die weitere 100.000 Festmeter Schadholz gebracht hat. Dabei ist nicht die Holzmenge an sich das Problem, sondern die flächendeckende Verteilung, die wiederum den Käferbefall fördert. Und es gibt Gegenden, wo einfach das Schadholz nicht aufgearbeitet werden kann. Hier müssen andere Maßnahmen gegen den Käferbefall gesetzt werden."
Rentieren sich für die Holzwirtschaft solche Schadmengen derzeit überhaupt?
"Schwierig, aber die Waldbesitzer müssen aufarbeiten, um danach wieder aufzuforsten, um die Schutzwaldfunktion zu sichern. Rentieren tut sich das nicht, denn Wertminderung, höhere Aufarbeitungskosten und Preisverfall gehen einher. Für die Schadholzaufarbeitung gibt es eine Abgeltung aus dem Katastrophenfonds und für die Wiederaufforstung auch ein spezielles Förderprogramm in Osttirol."
Durch den Klimawandel werden sich bei der Schutzwaldsanierung durchaus neue Aspekte ergeben.
"Der Klimawandel hat in der Forstwirtschaft derzeit höchste Priorität. Der Wald und dadurch die Funktion des Schutzwaldes leiden zusehends. Probleme gibt es in den niederen Lagen mit der Fichte und auch der Borkenkäfer steigt bis zur Waldgrenze. In niedrigen Lagen brauchen wir Tiefwurzler wie Ahorn, Eiche und Tanne, in hohen Lagen Fichte und Lärche."
Aber der Borkenkäfer ist immer noch der Feind Nummer 1 im Tiroler Wald?
"Neben solchen Sturmereignissen ganz klar Ja und auch für dessen Bekämpfung braucht es enorme Ressourcen."
Und wie sieht es mit dem Wild aus?
"Ein schwieriges Thema. Wild ist ein massiver Faktor, wenn es um die Wiederbewaldung geht. Tanne und Ahorn oder Eiche haben derzeit fast keine Chance, zu gedeihen. Einhergehend mit Schutzmaßnahmen und Änderungen in der Jagdbewirtschaftung muss auch der Wildstand deutlich reduziert werden."
Immer mehr Menschen suchen auch im Winter im Wald durch Schneeschuhtouren und Skitouren Erholung. Ein zunehmendes Problem?
"Nicht der einzelne Tourenfahrer, der einmal ein Bäumchen beschädigt, ist das Problem. Das Problem liegt in der Beunruhigung des Wildes, das dann in den Wald flüchtet und Bäume verbeißt. Dieser Zusammenhang ist vielen nicht bewusst. Bewusstseinsbildung und nutzerspezifische Angebote tragen wesentlich dazu bei. Aber durch die Initiative ‚Bergwelt Tirol-Miteinander erleben‘ sind wir hier auf einem guten Weg."
Der Transitverkehr nimmt trotz sektoralem Fahrverbot weiter zu. Gibt es dadurch spürbare Auswirkungen auf den Tiroler Wald?
"Unmittelbar nicht. Die Stickoxidbelastung ist trotz Transitzunahme leicht abnehmend, da die Lkw umwelttechnisch besser sind. Trotzdem braucht es eine weitere Senkung der Schadstoffwerte, weil kritische Eintragsmengen noch teilweise überschritten werden."
Die Esche ist auch in Tirol weiterhin in Gefahr. Ist diese Baum-art zu retten?
"Derzeit schaut es nicht gut für die Esche in Tirol aus, ich erwarte in den nächsten Jahren in tiefen Lagen einen flächigen Verlust dieser wertvollen Baumart. Das Eschentriebsterben ist so weit fortgeschritten, dass es kaum mehr gesunde Eschen bei uns gibt. Bis die ersten resistenten Eschen vorhanden sind, werden 15 Jahre vergehen."
Wie viel wird jährlich von der öffentlichen Hand in den Tiroler Wald investiert?
"Heuer werden in Tirol etwa 18 Millionen Euro investiert, gut die Hälfte kommt von der öffentlichen Hand, die andere Hälfte investieren die Waldbesitzer. Aber es zeigt sich, dass die Investition in solcher Höhe absolut erforderlich ist. Denn ein intakter Schutzwald minimiert das Schadensausmaß bei größeren Naturkatastrophen enorm. Denken Sie nur an die enormen Schneemengen. Ohne Schutzwald wäre es im Siedlungsgebiet zu großen Lawinenkatastrophen gekommen. Und auch in Osttirol hat der Schutzwald die ganz große Hochwasserkatastrophe verhindert."
Ihr Ausblick für das laufende Jahr?
"Schwierig. Denn wenn es im Mai und Juni erneut zu einem heißen und trockenen Frühsommer kommt, dann ist die Gefahr einer extremen Borkenkäfervermehrung sehr groß. Darum muss das Schadholz so rasch wie möglich aus den Wäldern."
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