Frauenpower in Tirol – Teil 3
Helga Brunschmid: "Eine schöne Aufgabe"

Landesbäuerin Helga Brunschmid: "Bäuerinnen leisten viel für die Gesellschaft und für die Landwirtschaft." | Foto: Krabichler
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Landesbäuerin Helga Brunschmid aus Kirchdorf ist Chefin der größten Frauenorganisation in Tirol. 

Seit knapp zweieinhalb Jahren führen Sie als Landesbäuerin Tirols größte Frauenorganisation. Wohl eine umfangreiche Aufgabe?
Helga Brunschmid:
Das ist sie zweifellos. Aber es ist eine schöne Aufgabe. Ich arbeite gerne mit den Bäuerinnen im Land zusammen und vertrete sie in verschiedenen Gremien. Dazu stehe ich auch in regelmäßigem Austausch mit den Bezirksbäuerinnen. Am meisten belastet mich das viele Fahren.

Tirols Bäuerinnen haben sich heuer als Schwerpunkt „Klima im Wandel – wir (re)agieren“ ausgesucht. Wie ist das zu verstehen?
Unser Hauptziel dabei ist, aufzuzeigen, dass die Tiroler Landwirtschaft nicht zu den großen Klimasündern gehört. Wir arbeiten vorwiegend in Kleinstruktur in natürlichen Kreisläufen und sind keine Landwirtschaftsindustrie.

Das Leben der Bäuerinnen hat sich in den letzten Jahren wohl sehr gewandelt? Hin zum Besseren?
Teils, teils. Die früheren Strukturen hatten nicht nur Nachteile, aber heute haben die Frauen mehr Möglichkeiten, sich zu verwirklichen, auch auf den Bauernhöfen. Und das ist eine meiner Überlegungen: Wie können die erlernten Berufe der jungen Bäuerinnen in den Hof integriert werden? Könnte vielleicht eine Kindergärtnerin mehrere Kinder zu Hause am Bauernhof betreuen, statt auswärts zu arbeiten? Auch die rechtliche Absicherung der Bäuerinnen ist heuer unser großes Jahresthema.

Gibt es in Tirol noch genügend interessierte Frauen, die Bäuerinnen werden wollen?
Ich glaube, es werden eher wieder mehr. Hoffnung macht, dass junge Bauernfamilien teilweise zurück in den Vollerwerb gehen, weil die Arbeit in ihren Augen sinnvoll und erfüllend ist. Der Beitrag, den die Bäuerinnen dabei leisten, wird teilweise noch nicht ausreichend anerkannt.

Fehlt immer noch die Wertschätzung in der Gesellschaft?
Die Wertschätzung in der Gesellschaft ist gut. Nur, wir Frauen begnügen uns selbst oft mit Platz zwei und stellen unser Licht zu viel unter den Scheffel. Bäuerinnen leisten viel für die Gesellschaft und für die Landwirtschaft. Wir können viel mehr, als gute Krapfen zu backen! Deshalb trägt unser neues Logo den Untertitel „Expertinnen der bäuerlichen Welt“.

Wie sehen Sie die hohe Inflation und die dadurch auch hohen Entstehungskosten für heimische Produkte der Tiroler Bäuerinnen?
Die Entstehungskosten sind auch für die Landwirtschaft stark gestiegen. Viele Betriebe arbeiten finanziell am Limit. Und wenn alles teurer wird, kaufen viele Konsumenten wieder Billigware im Supermarkt und weniger Bauernprodukte. In der Coronazeit war das deutlich anders.

Hilft hier der Tourismus auf den Bauernhöfen über die Schwierigkeiten hinweg?
Ja, denn gerade Ferienwohnungen oder Gästezimmer auf Bauernhöfen sind gefragt und bringen ein gutes Zusatzeinkommen. Leider ist das Angebot eher rückläufig.

Bäuerinnen haben häufig auch die Verantwortung für die Betreuung der Kinder und pflegebedürftiger Familienmitglieder. Wohl eine schwierige Belastung neben der Arbeit am Hof?
Genau, das sind die Aufgaben, die immer noch Frauensache sind. Das Pflege- und Generationenproblem ist und bleibt sicher noch lange eines der größten in der Landwirtschaft.

Gibt es Forderungen an die Politik für die Zukunft der Bäuerinnen in Tirol?
Die bessere rechtliche Absicherung der Bäuerinnen gehört dazu. Und wir brauchen in den verschiedensten politischen Gremien mehr Frauen, die mitbestimmen. Das gilt auch für die Landwirtschaftskammer. In einer Charta, die alle Landwirtschaftskammerpräsidenten in Österreich unterschrieben haben, wird eine Quote von 30 Prozent Frauen festgeschrieben – die zu erreichen, wird eine Herausforderung.

Woran liegt es?

Viele Frauen wollen sich nicht öffentlich engagieren. Dabei wäre die weibliche Sichtweise so wichtig für weitreichende Entscheidungen. Ich appelliere da sehr an meine Kolleginnen, sich aus der Komfortzone zu begeben und mitzuarbeiten. Auch damit sich etwas zugunsten der Frauen ändert. Und es ist sehr spannend, etwas zu bewegen. Gerade Frauen, die in der Landjugend bereits jahrelang aktiv waren, sollten sich verstärkt in den Gremien einbringen.

Sie sind auch LK-Vizepräsidentin. Wie gut funktioniert die Zusammenarbeit mit LK-Präsident Hechenberger?
Wir arbeiten sehr gut zusammen, der Präsident hat immer ein offenes Ohr für die Probleme der Bäuerinnen und auch er möchte mehr Funktionärinnen in der Kammer und in verschiedenen Gremien sehen.

Wo macht die Landesbäuerin im Sommer Urlaub?
Heuer geht es eine Woche nach Island.

Teil 2 der Serie "Frauenpower in Tirol" lest ihr hier:
Teil 1 der Serie "Frauenpower in Tirol" lest ihr hier:
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