16 Tage gegen Gewalt an Frauen
Drei Frauen pro Tag der Gewalt ausgeliefert

Katja Tersch,  Landeskriminalamt Tirol, Gabriele Schick  BASIS Außerfern, Andrea Laske, Gewaltschutzzentrum Tirol und LR Eva Pawlata | Foto: Krabichler
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  • Katja Tersch, Landeskriminalamt Tirol, Gabriele Schick BASIS Außerfern, Andrea Laske, Gewaltschutzzentrum Tirol und LR Eva Pawlata
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Die „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ beschreiben den Zeitraum vom Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen (25. November) bis zum Internationalen Tag der Menschenrechte (10. Dezember). Weltweit wird anlässlich dieser jährlichen Kampagne auf das Thema Gewalt an Frauen aufmerksam gemacht.

TIROL. "Gewalt in der Familie ist immer noch ein großes Problem, heuer werden wir uns aber intensiv mit der strukturierten Gewalt beschäftigen und auch die kommenden Präventionsmaßnahmen darauf anlegen", erklärte SPÖ-LR Eva Pawalta. Sturkturierte Gewalt habe oft die Ursache im Rollenbild der Frau im familiären Bereich, der geringen Möglichkeit der Trennung, auch in finanzieller Hinsicht und die oft fehlende Möglichkeit der Bildung der Mädchen,  sagt die Landesrätin.
Wie wichtig Prävention in diesem Zusammenhang ist, kann die Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums Tirol, Andrea Laske, anhand von Zahlen belegen. "Von denen im Jahr 2021 bisher durchgeführten 1.498 Beratungen sind 1.326 Frauen, 930 Betretungsverbote konnten ausgesprochen werden." Im Vergleich zu 2021 sind diese Zahlen "gleichbleibend hoch."

Probleme in den Bezirken

Im kommenden Jahr sollt ein Landeck ein neues Frauenhaus eröffnet werden. Gabriele Schick von BASIS im Außerfern weiß, wichtig solche Einrichtungen in den Randbezirken wären. "Für Frauen im Bezirk Reutte ist die Entfernung bis Innsbruck sehr groß, wir versuchen, durch präventive Maßnahmen und Beratung hier Hilfe zur Verfügung zu stellen."

Prävention auch durch die Polizei

Etwa drei Gewaltdelikte gegen Frauen pro Tag verzeichnet die Tiroler Polizei. Insgesamt wurden 1.556 Gewaltdelikte im privaten Bereich 2021 registriert 69 Prozent davon an Frauen", erläutert LKA-Chefin Katja Tersch.  Auch wurden in Tirol heuer drei Frauen ermordet.

"In der Pandemie wurde Gewalt in den vier wänden deutlich präsenter, die Tiroler Polizei ist bestrebt, durch unterschiedliche Präventionsarbeit hier aufzuklären",

so Tersch. Die Tiroler Polizei hat  heuer von 100 in der Prävention arbeitende Beamte auf 140 aufgestockt.

Zusätzliche Mittel

VP-Tirol-Frauenchefin, NR Elisabeth Pfurtscheller betont, dass der Kampf gegen Gewalt für sie eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist: „Es braucht hier eine gute Abstimmung zwischen Bund und Ländern, damit die Betroffenen bestmöglich unterstützt werden, und es langfristig am Besten gar keine Betroffenen mehr gibt. Niemand sollte gewalttätig werden, egal ob innerhalb seiner Familie, unter seinen FreundInnen, KollegInnen oder gegenüber Fremden. Der Bund hat das Budget für Gewaltprävention zuletzt deutlich erhöht, davon profitieren auch die Tirolerinnen, indem unter anderem Präventionsangebote und Beratungsstellen ausgebaut werden können.“
VP-Landesrätin Cornelia Hagele betont: „Wir haben im Regierungsprogramm einiges zum Thema Frauen und zu Gewaltprävention festgeschrieben, unter anderem wird es zusätzliche Mittel für die bestehenden Beratungsstellen geben, und es sollen weitere Frauenhausplätze in Tirol geschaffen werden."
VP-Landesrätin Astrid Mair hebt in diesem Zusammenhang auch die Gewaltprävention hervor: „Als ehemalige Polizistin weiß ich, wie oft es teilweise im engsten Kreis zu Aggressionen und gewalttätigen Übergriffen kommt, und vor allem wie groß die Hemmschwelle für die betroffenen Frauen ist, sich tatsächlich Hilfe zu suchen. Gewalt, in jedweder Form, darf in unserer Gesellschaft nicht toleriert werden! Wir müssen die Täter klar benennen, und gerade bei gewaltbereiten Männern gilt – wer sich Unterstützung holt und eine Beratung in Anspruch nimmt, der zeigt wahre Größe.“

Finanzielle Ursache

„Strukturelle Benachteiligung und Gewalt an Frauen ist auch in Österreich keine Seltenheit und sie betrifft alle Gesellschaftsschichten. Die ‚16 Tage gegen Gewalt an Frauen‘ sollen nicht nur Aufmerksamkeit schaffen, sondern auch ganz konkret genutzt werden, um Verbesserungen für Frauen zu bewirken“, gibt sich Sonja Föger-Kalchschmied,Vorsitzende der Tiroler Gewerkschaftsfrauen, kämpferisch.
Die Forderung lautet daher: "Ein kollektivvertragliches Mindesteinkommen von 2.000 Euro brutto. Wenn Frauen, die ja leider nach wie vor tendenziell öfter in schlechter bezahlten Branchen arbeiten, finanziell unabhängig sind, können sie gewalttätige Beziehungen eher verlassen. Sichere Einkommen und gute Bedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind die wichtigste Gewaltprävention“, ist die Gewerkschafterin überzeugt.

16 Tage lang gegen Gewalt sensibilisieren: beispielhafte Übersicht einiger Aktionen

„Orange the World“
Der Tiroler Landtag beteiligt sich auch dieses Jahr wieder am Projekt „Orange the World“ und beleuchtet das Landhaus 16 Tage lang orange.
Andere Tiroler Einrichtungen hissen im Zeitraum vom 25. November bis zum 10. Dezember Fahnen, bringen öffentliche Banner und Plakate an oder sprühen Symbole auf.
Die Vielzahl unterschiedlicher Veranstaltungen in Tirol umfasst Workshops und Kurse, Lesungen und Vorträge, Diskussionsrunden, Videospots und Kurzfilme, Radiobeiträge sowie Online- und Social-Media-Kampagnen.

Vom Land Tirol gefördert werden unter anderem:
• die vom Verein „Frauen helfen Frauen“ produzierten Video-Spots zur Gewaltprävention, die auf den Bildschirmen der Innsbrucker Verkehrsbetriebe gezeigt werden;
• die Plakataktion „#etwaslaeuftfalsch“ vom Verein „Frauen gegen Vergewaltigung“, dem Kunstkollektiv Lungomare in Bozen und den Tiroler Kulturinitiativen, die das Frauenzentrum Osttirol zusätzlich in der Bücherei Lienz präsentiert;
• der Animationsfilm „Fenster“ zum Thema „Substanzen und (sexualisierte) Gewalt an Frauen*“, der während des Aktionszeitraums als Kinovorspann in allen Tiroler Kinos läuft und vom Verein „Frauen gegen VerGEWALTigung“, dem Frauenhaus Tirol und der Z6 Drogenarbeit gemeinsam produziert wurde.

HIER geht es zur Themenseite "Frauen im Fokus"
Ein Interview mit LR Eva Pawlata findet ihr hier

Katja Tersch,  Landeskriminalamt Tirol, Gabriele Schick  BASIS Außerfern, Andrea Laske, Gewaltschutzzentrum Tirol und LR Eva Pawlata | Foto: Krabichler
Sonja Föger-Kalchschmied, Vorsitzende der Tiroler Gewerkschaftsfrauen, fordert ein kollektivvertragliches Mindesteinkommen von 2.000 Euro brutto | Foto: © ögb
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