Vogelschutz in Tirol
Gefiederte Freunde in Not

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Warum Vogelschutz uns alle angeht

Es steht nicht gut um unsere gefiederten Freunde. Europaweit ist jede fünfte Vogelart vom
Aussterben bedroht oder potenziell gefährdet. Das geht aus der Roten Liste 2021 hervor,
die von NABU und BirdLife International erstellt wurde. Die Gründe für den tragischen
Artenschwund sind vielfältig und menschgemacht: intensive Landwirtschaft und
Pestizideinsatz, zunehmende Flächenversiegelung, Übernutzung von Naturräumen, nicht
nachhaltige Praktiken in der Forstwirtschaft, Raubbau und unkontrollierte Jagd. Last, but
not least ist auch die Klimakrise eine große Bedrohung für die Vogelwelt.

Die Biodiversitätskrise geht uns alle an.
Wir Menschen neigen dazu auszublenden, dass auch wir selbst ein Teil des hochkomplexen Ökosystems Erde sind. Sterben einzelne Arten aus, kann das zu unvorhersehbaren und verheerenden Domino-Effekten führen, die dann urplötzlich auch unsere eigenen Lebensgrundlagen bedrohen. Stichwort: Ernteausfälle. Die Situation der Vögel gilt hierbei als wichtiger Bioindikator für den zunehmend prekären Zustand der Natur.

Die gute Nachricht: Das Bewusstsein für den Artenschutz wächst und viele Menschen engagieren sich vor der eigenen Haustür.
Zum Beispiel als Amateurforscher.

Österreichs größtes Citizen Science Projekt, die „Stunde der Wintervögel“, findet jedes Jahr im Jänner statt.
2022 erzielte die kollektive Vogelzählung einen siebenprozentigen Zuwachs an Teilnehmenden und damit auch deutlich mehr Wintervögel, die in der Zählung erfasst werden konnten. Dabei beobachten Privatpersonen im eigenen Garten oder im Garten von Bekannten eine Stunde lang die Vögel und zählen, wie viele Vertreter einer Art sich gleichzeitig an der Futterstelle befinden. Sie notieren dann die höchste Anzahl und senden das Ergebnis der Organisation Bird Life.
Auffällig ist, dass die Zahl der Vögel, die in den letzten Jahren gezählt wurden, stark abgenommen hat. Im Jahr 2011 wurden noch 50 Individuen im Garten gezählt, 2021 waren es nur mehr 29 Vögel.
2022 stagnierte die Zahl auf niedrigem Niveau. Beispiel Tirol: Über 1000 Teilnehmende zählten im Durchschnitt etwa 29 Tiere. Ganz oben auf dem Siegerpodest der meistgesichteten Vogelarten: der Haussperling.
Die Interpretation dieser Zahl ist gar nicht so einfach, denn die üblichen Gartenbesucher wie zum Beispiel Meisen, Kleiber und Specht bleiben manchmal aus. So zum Beispiel im Jahr 2020, weil es ein massives Blütenjahr der Fichten war. Manche Arten kamen nicht zur Futterstelle, weil sie im Wald
genug Nahrung fanden.

Welche Vögel überwintern bei uns in Tirol?
Speziell die Vögel, die auf Baumsamen angewiesen sind, bleiben im Winter hier. Kleiber, Spechte,
Spatzen, Amseln, Meisen auch und auch unser kleinster Vogel, das Wintergoldhähnchen,
überwintern in Tirol. Das Sommergoldhähnchen hingegen ist ein Kurzstreckenzieher.
Insbesondere im städtischen Raum und in Dörfern sind viele Vögel dazu übergegangen, nicht
wegzufliegen. Das hängt mit dem milderen Klima in Städten und der Vogelfütterung zusammen.
Langstreckenzieher sind etwa die Mönchsgrasmücke, der Mauersegler, die Mehlschwalbe und der Neuntöter. Viele überwintern in Afrika, südlich der Sahara. Der Kuckuck fliegt sogar bis Südafrika.

Es gibt nur zwei Ausnahmen, den Zwergschnäpper und den Karmingimpel. Sie überwintern in Indien und südlich vom Himalaya.
Kurzstreckenzieher überwintern im Mittelmeerraum und sogar in Südtirol. Viele Zugvögel machen auch Halt in Tirol, wenn sie zurück nach Skandinavien fliegen. Sie orientieren sich an Tälern, Flussläufen und Feuchtgebieten.
Fichtenkreuzschnabel, Bartgeier und Kolkraben brüten bei uns im Winter.
Wie kommen heimische Vögel mit dem Klimawandel zurecht?
Manche Arten wie die Bachstelze bleiben aufgrund der milden Winter in Österreich. Einige
Kurzstreckenzieher wie der Zilpzalp und der Hausrotschwanz kommen schon früher aus ihren
Winterquartieren zurück.

Vögel des offenen und halboffenen Kulturlandes sind bei uns in Österreich bedroht.
Grund dafür sind die intensive Landwirtschaft und der Klimawandel. Wiesen werden mittlerweile drei Wochen früher als noch vor etwa fünfzig Jahren gemäht. Dadurch finden diese Vögel zu wenig Nahrung und Nester
werden zerstört. Auch Vögel, die in Feuchtgebieten leben, sind stark gefährdet. In Tirol existieren nur mehr drei Prozent der ursprünglich vorhandenen Augebiete. Auch Vögel wie der Weißrückenspecht sind stark gefährdet, da sie auf Totholz und Urwälder angewiesen sind.
Manche hochalpine Arten wie das Alpenschneehuhn wandern immer höher und wenn sie
schlussendlich die Gipfelgrenze erreicht haben, fehlt ihnen ein geeigneter Lebensraum. Der
voranschreitende Klimawandel bringt auch Vegetationsveränderungen mit sich.
Dagegen werden Vögel wie der Bienenfresser immer häufiger bei uns, da sie an Klimabedingungen angepasst sind, die bisher nur weiter im Süden vorzufinden waren. Der Wiedehopf, der sehr stark gefährdet und fast schon ausgestorben ist, profitiert also von der Klimaerwärmung.
Was können wir tun, um den Rückgang vieler Vogelarten zu bremsen?

Wer einen Garten besitzt, kann ihn naturnah gestalten, um den Tieren einen guten Lebensraum zu bieten. Das bedeutet unter anderem, den Garten einfach nicht bis ins letzte Eck aufzuräumen und eine Wasserstelle bereitzustellen. Eine Winterfütterung stellt ebenfalls einen kleinen Beitrag dar.
Wollen wir das einzigartige Ökosystem Erde erhalten, dann ist Respekt vor der Natur das Gebot der Stunde. Ruhegebiete und Schutzzonen sind zu akzeptieren. Der rücksichtslose Raubbau an der Natur muss ein Ende finden.
Wir alle können einen Beitrag leisten. Beispielsweise ist es auch möglich, sich aktiv bei verschiedenen NGOs wie zum Beispiel bei BirdLife Österreich zu engagieren.
Abschließend sollen hier noch einige heimische Vogelarten porträtiert werden – auch als Anregung für das Lesepublikum, selbst im Vogelschutz aktiv zu werden.

Quellen:
http://datazone.birdlife.org/info/euroredlist2021
https://birdlife.at/page/presse
https://www.naturefund.de/artikel/news/update_2021_rote_liste_der_vogelarten
https://relivors.com/pages/warum-ist-das-artensterben-so-schlimm
https://www.stunde-der-wintervoegel.at

https://vgt.at/presse/news/2022/news20220105ff_2.php
Radiosendung über Vogelschutz in Österreich, https://cba.fro.at/386349
Christiane Böhm & Armin Landmann: „Das Vogeljahr im Tiroler Garten“,

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