Lebensmittelpreise
Handelsverband Tirol kontert Arbeiterkammer-Kritik

In einer Presseaussendung kritisierte die Arbeiterkammer Tirol die hohen Preisunterschiede bei Lebensmitteln zwischen Österreich und Deutschland. Der Handelsverband konterte nun der Kritik. (Symbolbild) | Foto: Pixabay
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Der Handelsverband wehrt sich gegen Anschuldigungen der AK Tirol. Zahlen von EU-Kommission und BWB sollen zeigen: Der Handel ist nicht Preistreiber.

TIROL. In einer aktuellen Stellungnahme reagiert der Handelsverband auf eine Presseaussendung der AK Tirol zur Preisgestaltung im österreichischen Lebensmittelhandel. Die Kritik der Arbeiterkammer sei nicht durch Fakten gedeckt, sondern greife in mehrfacher Hinsicht zu kurz.

Preistransparenz? Handel widerspricht entschieden

Die AK Tirol bemängelt eine mangelnde Preistransparenz im heimischen Lebensmittelhandel und fordert eine Anti-Teuerungskommission sowie Preiskontrollen. Tatsächlich sieht sich die Branche mit rückläufigen Umsätzen konfrontiert: inflationsbereinigt -3,2 % im Jahr 2022, -1,0 % im Jahr 2023, +1,7 % im Jahr 2024. Die durchschnittliche Rentabilität liege bei nur 0,5 bis 2,5 % des Umsatzes – ein Bruchteil im Vergleich zu internationalen Lebensmittelkonzernen.

„Der österreichische Lebensmittelhandel hat auch in Zeiten der Rekordinflation auf eine systematische Erhöhung seiner Gewinnmargen verzichtet, wir haben uns kein Körberlgeld verdient“, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. „Belastend sind für Handelsbetriebe hingegen vor allem die steigenden Kosten für Energie, Personal, Logistik, Mieten und Fremdkapital, die aus Rücksicht auf die Kundinnen und Kunden nicht 1:1 auf die Verbraucherpreise umgewälzt werden. Insofern sind die Vorwürfe der AK Tirol eine unglaubliche Zumutung für die gesamte Branche.“

„Der österreichische Lebensmittelhandel hat auch in Zeiten der Rekordinflation auf eine systematische Erhöhung seiner Gewinnmargen verzichtet, wir haben uns kein Körberlgeld verdient“, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. | Foto: pixabay
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Wettbewerb funktioniert – Preise unter Inflationsniveau

Auch der Vorwurf des fehlenden Wettbewerbs sei laut Handelsverband nicht haltbar. Der Preiswettbewerb sei intensiv und komme vor allem einkommensschwächeren Haushalten zugute. Das bestätigt auch die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) im Abschlussbericht vom November 2023.
Die Teuerung bei Lebensmitteln lag 2024 mit +2,6 % unter der allgemeinen Inflation von +2,9 %. Zudem zeigt ein Vergleich der europäischen Statistikbehörde Eurostat: Im EU-27-Ranking liegt Österreich beim Lebensmittelpreisindex mit 105,7 sogar hinter Deutschland mit 106,2.

„Der heimische Lebensmittelhandel steht für Preistransparenz und praktiziert diese Tag für Tag über vielfältige Kanäle. Überdies hat der BWB-Endbericht gezeigt, dass der Wettbewerb im Lebensmittelhandel gut funktioniert. Daher gibt es auch keine sachliche Notwendigkeit für teure regulative Eingriffe oder neue Preistransparenzdatenbanken, welche die Endkunden-Preise nicht senken, aber den bürokratischen Aufwand deutlich erhöhen würden“, erklärt Will.

Laut Handelsverband lag die Teuerung bei Lebensmitteln 2024 mit +2,6 % unter der allgemeinen Inflation von +2,9 %. | Foto: Unsplash
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Löhne höher als in Deutschland – trotz Kritik

In der Lohnfrage kontert der Handelsverband ebenfalls. Laut Eurostat liegen die durchschnittlichen Personalkosten pro Kopf im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel bei 38.050 Euro – um 31 % höher als in Deutschland (28.950 Euro). Damit liegt Österreich EU-weit auf Platz 2, nur Belgien zahlt mehr.

„Österreich-Aufschlag“: Wer ist wirklich verantwortlich?

Die AK Tirol erkennt zwar den sogenannten „Österreich-Aufschlag“ internationaler Konzerne an, macht aber dennoch den heimischen Handel dafür mitverantwortlich. Für den Handelsverband eine klassische Täter-Opfer-Umkehr. Der Handelsverband habe gemeinsam mit den heimischen Lebensmittelhändlern bereits oftmals die territorialen Lieferbeschränkungen der internationalen Nahrungsmittelindustrie kritisiert. Das EU-weite Verbot dieser territorialen Lieferbeschränkungen zähle seit Jahren zu den Kernfoderungen:

„Territoriale Lieferbeschränkungen der internationalen Nahrungsmittelindustrie kosten die Konsumentinnen und Konsumenten in Europa jährlich rund 14 Milliarden Euro. Die Arbeiterkammer Wien hat inzwischen erkannt, dass der Preisunterschied bei Lebensmitteln zwischen Österreich und Deutschland primär auf diesen Faktor zurückzuführen ist und die heimischen Händler hier ganz klar die Opfer sind. Diese Einsicht wünschen wir uns auch bei den Kolleginnen und Kollegen der AK Tirol, um die Bevölkerung faktenbasiert zu informieren“, so Handelssprecher Rainer Will.

Auch in Brüssel sei das Signal des heimischen Handelsverbands endlich angekommen: so habe die EU-Kommission Mondelez, einen der größten Konzerne der Welt, wegen Praktiken der territorialen Lieferbeschränkungen mit einer Geldstrafe von 337 Millionen Euro belegt.

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