Club Tirol Podiumsdiskussion
Leider wieder extrem aktuell: Antisemitismus
Vor Kurzem veranstaltet der Club Tirol im Heeresgeschichtlichen Museum eine Podiumsdiskussion. Thema war der leider wieder sehr aktuelle Antisemitismus in Österreich.
TIROL. Zur Podiumsdiskussion war ein fachlich versiertes, prominentes Quartett geladen. Journalistin, Autorin, Moderatorin und ehemalige Leiterin des jüdischen Museums Danielle Spera, Johannan Edelman, von der Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde, Desinfo-Experte Dietmar Pichler und der Organisator des Abends, Club Tirol-Vorstandsmitglied Brigadier Stefan Kirchebner.
Ein Blick zurück auf die Geschichte
„Wer hätte vor kurzem noch gedacht, dass wir über Antisemitismus wieder diskutieren müssen“,
nahm Club Tirol-Präsident Julian Hadschieff gleich bei seiner Begrüßung den Faden auf.
Darauf folgte eine auf die Jahrhunderte zurückreichende Geschichte des Antisemitismus in Österreich, erläutert von Danielle Spera.
Dabei wurde erläutert, dass es schon immer eine Verfolgung der Juden gab. Wie beim Wiener Pogrom 1421, bei dem die gesamte Gemeinde vertrieben oder ermordet und die Synagoge am heutigen Judenplatz zerstört wurde. Dass während der Shoa hierzulande weit heftiger gegen Juden vorgegangen wurde als im „Nazi-Kernreich“ Deutschland, mag seine Wurzeln, so Spera, im althergebrachten „katholischen Antisemitismus“ gehabt haben. Erst ab den 1960er Jahren habe die Kirche hier viel verändert. Zuletzt gab es Antisemitismus praktisch „ohne Juden“, denn es „leben ja in ganz Österreich nur noch 15.000 von uns.“
Anstieg des Antisemitismus 2023
Mit dem Anschlag auf Israel am 7. Oktober 2023 durch die Hamas, sei der Antisemitismus erneut entflammt, so Johannan Edelman. Noch am selben Tag der terroristischen Gräueltaten der Hamas in Israel hätte es am Wiener Stephansplatz eine Art Siegesfeier gegeben. Die entgegengenommenen Meldungen über antisemitische Vorfälle sind seither, so Edelmann, extrem gestiegen.
Dabei bleibe es nicht nur bei Worten. Zahlreiche Aktionen wie der Brandanschlag auf den jüdischen Friedhof in Wien, oder das Beschmieren von Hauswänden mit Anti-Parolen in ganzen Straßenzügen gibt es auch.
Danielle Spera bringt es auf den Punkt:
„Es ist wieder zum Fürchten für die jüdische Gemeinde.“
Aktuell ist man an einem Punkt angelangt, an dem jüdische Einrichtungen mit Soldaten bewacht werden müssen.
Antisemitismus in einer Welt mit Social Media
Laut Medienkompetenztrainer Pichler hätten sich auch die Ursachen für Antisemitismus in Österreich geändert.
„Wir befinden uns im digitalen Raum in einem Informations-Weltkrieg, internationale Kampagnen, etwa aus dem Iran gesteuert, haben Einfluss auch auf Österreich.“
So stoße man in den Sozialen Medien etwa sehr schnell auf Reels, in denen der Holocaust nicht nur verharmlost wird, sondern im Gegenteil große Bewunderung für die Genozid-Aktion des „Malers Schicklgruber“ ausgesprochen wird.
Es gebe ein wahres Gebräu an dahinterstehenden, unterschiedlichen Akteuren. Von bekannt ganz rechts Stehenden bis weit hinein in das linke Spektrum. Da packen plötzlich antiwestliche, antikapitalistische oder antikoloniale Gruppen in ihre Agenda Angriffe gegen Israel, gegen Juden hinein. Was, wie Danielle Spera bei ihrem jüngst erfolgten Besuch an der Harvard-Uni in den USA beobachtet hat, zu mehr als seltsamen Parolen wie „Jews back to Poland“ führt.
An den Wiener Schulen gibt es vor allem Probleme, wenn der Anteil der Schüler mit nicht deutscher Muttersprache bei 80 Prozent liegt. Viele der Jungen würden sich, wohl vielfach aus Unwissenheit heraus, sehr bedenklich äußern, so die Diskutanten bei der Podiumsdiskussion. Lehrer würden sich nicht trauen, Aufklärung zu betreiben, da sie Übergriffe fürchten.
Johannan Edelman spricht von einem dramatischen Anstieg antisemitischer Vorfälle an allen Schulen (nicht nur an den so bezeichneten „Problemschulen“), in die selbst 5-jährige Kinder schon involviert sind.
Was kann man gegen diese Entwicklungen unternehmen?
Diese Frage stellte man sich ebenfalls bei der Podiumsdiskussion, gestellt aus dem Publikum. Eine Empfehlung aus der Runde hieß dazu, schon mit kleinen Dingen anzufangen: mache sich etwa jemand aus dem eigenen Freundeskreis plötzlich mit antisemitischen Äußerungen bemerkbar, „argumentieren Sie dagegen, klären sie auf, geben sie gesichertes Wissen weiter.“
Ähnliche Beiträge auf MeinBezirk.at:
Mehr News aus Tirol: Nachrichten Tirol
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.