Wirtschaft
Swarovski: AK Tirol spricht von nächster Kündigungswelle - Konzern widerspricht

Beim Kristallkonzern stehe wieder Kündigungen an. Die AK Tirol kritisiert die Vorgehensweise heftig.  | Foto: Swarovski
  • Beim Kristallkonzern stehe wieder Kündigungen an. Die AK Tirol kritisiert die Vorgehensweise heftig.
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Keine Beständigkeit und keine Aussicht auf eine positive Zukunft, wie sie von der neuen Konzernführung angekündigt wurde, gibt es beim Kristallkonzern Swarovski. Im Gegenteil: 2023 setzt sich das fort, was 2020 in großem Stil begonnen wurde – es gibt erneut eine Kündigungswelle in Wattens, ist sich die Tiroler Arbeiterkammer sicher. Im November 2022 wurden erst Kündigungen beim Kristallkonzern angekündigt. Über eine PR-Agentur lässt der Konzern ausrichten, dass es keine neue Kündigungswelle gibt und lediglich die im November angekündigten Entlassungen vollzogen würden.

WATTENS (red). Services werden komplett eingestellt, hauptbetroffen sind vor allem die Bereiche IT, Personal und Verwaltung, die Kündigungen ziehen sich quer durch alle Angestelltenbereiche. AK Präsident Erwin Zangerl sieht sich in seiner Kritik an der Konzernführung bestätigt:

„Es scheint, dass hier nicht saniert, sondern liquidiert wird. Der neue CEO Alexis Nasard fährt einen Kurs, der das Unternehmen endgültig auf die Klippen wirft, wenn nicht endlich gegengesteuert wird“

, warnt Zangerl und fordert Nasard auf, die Gespräche mit dem Betriebsrat wieder aufzunehmen.

Ganze Abteilungen werden aufgelöst, Projekte gestoppt, weitere erfahrene Mitarbeiter abgebaut: Das Chaos beim Kristallkonzern in Wattens geht auch unter der neuen Führung weiter. Gemäß der Devise des neuen CEO Alexis Nasard „we are much to fat” erfolgt der nächste personelle Kahlschlag.

„Die Beschäftigten werden als Kostenfaktor gesehen, der zu teuer ist, während in der Führungsetage von Einsparen keine Rede ist. Dass Nasard weder Gespräche mit der Belegschaft noch mit dem Betriebsrat führen will, untergräbt das Vertrauen in die Führung weiter“

, so AK Präsident Zangerl.
Auch dass die Weihnachtsansprache von Zentralbetriebsräts-Obfrau Selina Stärz auf Anordnung Nasards aus dem hausinternen Intranet entfernt wurde, lässt tief blicken. In ihr hatte Stärz die Konzernführung kritisiert und Fehlentwicklungen aufgezeigt. Zu Recht, wie sich nun zeigt. Dass „Wasser gepredigt und Wein getrunken wird“, wie Stärz im Dezember sagte, ist auch für AK Präsident Zangerl offensichtlich:

„Die Maßnahmen, die bisher getroffen wurden und weiter getroffen werden bringen dem Konzern nichts, im Gegenteil, man wird Leistungen wieder teuer zukaufen müssen, will man das Unternehmen überhaupt noch über die Runden bringen, was angesichts der derzeitigen Strategie mehr als fraglich ist“

, so Zangerl. Zangerl fordert die Führungsebene deshalb auf, sich den Gesprächen zu stellen und klar offenzulegen, welche Pläne den Konzern wieder fit machen sollen. „Kaputtsparen auf Kosten des Personals ist keine Strategie, dazu braucht es auch keine hochbezahlten Manager, die Gesprächsverweigerung betreiben. Es braucht Klarheit für die Beschäftigten und ein Bekenntnis zum Standort, das mehr als das Lippenbekenntnis ist, dass wir seit drei Jahren hören“, kritisiert Zangerl und fordert die Konzernführung auf, sich nicht abzuschotten, sondern den Betriebsrat wieder einzubinden.

Swarovski nimmt Stellung

SWAROVSKI befindet sich in einem umfassenden Transformationsprozess. Das Unternehmen muss nachhaltig erfolgreich und wettbewerbsfähig werden, und dazu müssen wir unsere Strukturen anpassen. Wir haben mit dieser Anpassung begonnen, und die ersten Ergebnisse sind sehr vielversprechend, wie unsere wirtschaftlichen Kennzahlen für 2022 zeigen. Um diese Entwicklung allerdings nachhaltig zu gestalten, ist ein langfristiger Prozess erforderlich.

Ein solcher langfristig erfolgreicher Veränderungsprozess erfordert ein gemeinsames Verständnis und eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen allen, dem Management, den Mitarbeitern und den Gesellschaftern. SWAROVSKI bedauert daher das kommunikative Vorgehen des Betriebsrats. Wir sind aber weiterhin entschlossen, sozialpartnerschaftlich und konstruktiv zusammenzuarbeiten, um gemeinsame Ziele im langfristigen Interesse des Unternehmens zu erreichen, die letztlich zur Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen führen.

Als neuer CEO dieses Unternehmens hat Alexis Nasard den größten Respekt für alle Mitarbeiter sowie für die Rolle des Betriebsrats, und ist bemüht, das beste Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Interessen zu finden, immer zum langfristigen Wohl des Unternehmens. Denn: Zusammenarbeit ist der beste Weg, um Arbeitsplätze für die Zukunft zu sichern und zu schaffen. Dazu gehört auch die Nachhaltigkeit des Standortes Wattens, der, wie von Alexis Nasard mehrmals betont wurde, ein wesentlicher Bestandteil des Erbes, der Tätigkeit und der Innovation von Swarovski ist und auch bleiben wird. "Wir glauben nicht, dass die Medien der beste Weg sind, um interne Diskussionen zu führen. Dennoch möchten wir auf einige angesprochene Punkte eingehen", heißt es vonseiten des Konzerns. 

Anzahl der Mitarbeiter:

Swarovski hat ein langfristiges Bekenntnis zum Standort Wattens abgegeben. Im vergangenen Jahr wurden am Standort mehrere hundert MitarbeiterInnen eingestellt. Es ist derzeit kein weiterer strukturellen Mitarbeiterabbau geplant. Dennoch kann sich die Zahl der Mitarbeiter in einzelnen Bereichen immer wieder nach oben oder unten verschieben, wie es in jeder Organisation, die per Definition ein lebendiger Organismus ist, der Fall ist.

Auslagerung:

Es macht natürlich keinen wirtschaftlichen Sinn, Unternehmensaktivitäten einzustellen und dann teurer auszulagern, und es gibt auch keine diesbezüglichen Pläne. Dennoch suchen wir ständig nach den effizientesten Wegen, um unser Geschäft zu betreiben, was unsere Pflicht ist.

Notwendige Einsparungen im Management:

Der umfassende Transformationsprozess des Unternehmens findet auf allen Ebenen statt, natürlich auch im Management. Eine andere Behauptung ist sachlich unzutreffend.

Abbruch der Verhandlungen über die Jubiläumszahlungen:

Die Jubiläumszahlungen wurden bereits im Jahr 2021 eingestellt, und Alexis Nasard als neuer CEO war an keiner Verhandlung darüber beteiligt. Es hat also auch keinen Abbruch der diesbezüglichen Verhandlungen gegeben.

Intranet-Ansprache:

Die Weihnachtsansprache des Betriebsrats war neben anderen Reden fast einen ganzen Monat lang prominent im Intranet zu finden. Was Swarovski jetzt für seinen Aufschwung braucht, ist Einigkeit, Zusammenarbeit und Zusammenhalt, und der beste Weg dazu ist ein offener, respektvoller interner Dialog.

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