Mittels Strohmänner Einkommen verschleiert
BEZIRK TULLN. Mit schweren Vorwürfen konfrontierte der St. Pöltner Staatsanwalt Karl Fischer einen suspendierten Polizeibeamten aus dem Bezirk Tulln. Der Beschuldigte soll „Strohmänner“ dafür eingesetzt haben, um trotz seiner Insolvenz seinen Nebenjob als Versicherungsagent weiter ausüben zu können.
„Für mich ist es ein Rätsel, warum ich da sitze“, erklärte der 57-Jährige vor Richter Slawomir Wiaderek. Er habe ja nur seinen beiden Söhnen geholfen, sein Lebenswerk und den damit verbundenen guten Namen weiterzuführen. Natürlich habe er neue Kunden lukriert und jenen Kundenstock auch weiter betreut, den er sich bereits in den 90-er Jahren aufgebaut habe. Entlohnt sei er dafür aber nicht worden, nur für seine Spesen habe er eine Entschädigung erhalten, verteidigte sich der ehemalige Polizist, der im Falle einer entsprechenden Verurteilung um seine Beamtenpension zittern muss.
Ende 2003 wurde über den Beamten ein Konkursverfahren eingeleitet, das seiner Aussage nach noch immer nicht ganz abgeschlossen sei. Er habe sich damals mit zwei Millionen Schilling Eigenkapital in Liechtenstein verspekuliert, so der Angeklagte, doch seine zahlreichen Kunden hätten großes Vertrauen in ihn gehabt. Sein Name bürgte für Qualität, daher sollten seine Söhne – damals 18 und 21 Jahre alt – die Geschäfte unter dem Familiennamen weiterführen. Seine unentgeltlichen Hilfestellungen habe er aber möglicherweise übertrieben, so der Beschuldigte.
Hartnäckig forderte der Staatsanwalt Erklärungen zu zahlreichen Ungereimtheiten. „Warum kennen Mitarbeiter der neu gegründeten Firmen Ihre Söhne nicht?“, war nur eine der Fragen. Auch eine eingetragene Komplementärin, die als Ordinationsgehilfin in Wien von Versicherungsgeschäften keine Ahnung habe, würde den Angeklagten schwer belasten und für die zahlreichen Konten der Gesellschaft sei der 57-Jährige teilweise alleine zeichnungsberechtigt. Er sei, so resümierte Fischer, der faktische Geschäftsführer und habe seine Provisionen in einer Größenordnung von mindestens 65.000 Euro vor dem Masseverwalter verheimlichen wollen. Zur Klärung der Fakten beantragte der Staatsanwalt die Ladung zahlreicher Zeugen, die in einer zweitägigen Verhandlung im April unter Wahrheitspflicht auszusagen haben.
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