Klimaschutz-Preis: Tulln ist "Energiegeladene Gartenstadt"
Europäischer „Climate Star" für Klosterneuburg, Baden, Tulln und Waldviertler Kernland; Pernkopf: Gemeinden sind wichtiger Teil der Energiewende
TULLN (red). Bereits zum 6. Mal hat das Klimabündnis Europa die besten Klimaschutzprojekte von Gemeinden und kommunalen Netzwerken in ganz Europa ausgezeichnet. Insgesamt wurden 17 Projekte in 4 Kategorien aus 9 Ländern vor den Vorhang geholt. Darunter Städte wie Budapest, Den Haag und Essen. Die Stadtgemeinde Tulln wurde in der Kategorie "10.000-100.000 EinwohnerInnen" als "Energiegeladene Gartenstadt" ausgezeichnet.
„Hinter der Positionierung als Gartenstadt steckt viel mehr als schöne Grüngestaltung. Natur und Umwelt sind zentrale Themen in Tulln und es freut mich, dass unser Engagement in diesen Bereichen auch international gewürdigt wird. Das zeigt wieder, dass Tulln eine wahre Trendstadt ist“, freut sich Bürgermeister Peter Eisenschenk über die jüngste Auszeichnung für die Natur- und Umwelt-Projekte der Stadtgemeinde Tulln.
Europäischer „Climate Star“ geht nach Tulln
Tulln ist ein Mitglied des europäischen Klimabündnis-Netzwerkes. Heuer waren die Klimabündnis-Partner aus 18 Ländern dazu eingeladen, klimaschonende Projekte zum „Climate Star“-Wettbewerb einzureichen. Anhand der Faktoren Nachhaltigkeit, Multiplikatoreffekt, Medienwirksamkeit, Innovation und Einbindung der Bevölkerung wurden daraufhin 17 europäische Siegerprojekte gekürt. Die Stadt Tulln wurde für ihr Gesamtpaket der umwelt- und klimaschonenden Maßnahmen prämiert, u.a. die Energiegewinnung durch Photovoltaik-Anlagen, der Betrieb des Blockheizkraftwerkes und des Biomasse- Fernheizkraftwerkes sowie die Einrichtung von öffentlichen Strom-Tankstellen.
Tulln, die energiegeladene Gartenstadt
Vor zwei Jahren wurden die Weichen in Richtung „energieautarke Gemeinde“ gestellt und die Gartenstadt Tulln bewegt sich mit Riesenschritten auf dieses Ziel zu: Das größte kommunale Photovoltaik-Netz Österreichs erstreckt sich über acht gemeindeeigene Gebäude – allesamt wurden zur Gänze von der Stadtgemeinde finanziert. Im Zuge des Projektes wurden auch vier Elektrotankstellen errichtet – ebenfalls mit Sonnenstrom gespeist. 15 % des Stromverbrauchs der Stadtgemeinde werden mittlerweile durch die PV-Anlagen gedeckt, mit dem geplanten Ausbau bis 2015 werden es über 25 % sein. Tulln setzt aber nicht nur auf die Sonne, sondern nutzt auch Abfall: Das bei der neuen Kläranlage anfallende Klärgas wird im Blockheizkraftwerk zur Energieerzeugung herangezogen. Die vom Blockheizkraftwerk gewonnene Abwärme von 300.000 kwh/Jahr wird für die Warmwasserversorgung und Beheizung der Verwaltungsgebäude verwendet. Insgesamt können mit den alternativen Energieträgern der Gemeinde mittlerweile 19% des kompletten Stromverbrauchs der Stadtgemeinde Tulln (6.732 MWh/a) gedeckt werden, zukünftig sind über 36% geplant.
Biomasse-Kraftwerk versorgt Haushalte
Ein weiterer Baustein zur Zielerreichung ist das Biomasse-Fernheizkraftwerk. Dieses wurde 2004 errichtet und jetzt auf Grund des stetig steigenden Bedarfs an Naturwärme mit einem zweiten Biomasse-Kessel ausgestattet. Es versorgt über ein mehr als 12 km langes Netz zahlreiche Haushalte, Betriebe und öffentliche Anlagen wie z. B. das Rathaus oder Schulen mit CO2-neutraler Wärme aus Waldhackgut, das zur Gänze aus dem stadteigenen Au-Forst stammt. In diesem Jahr wurde auch das Tullner Hallenbad von Gas auf die Wärmeversorgung durch das Biomasse-Fernheizkraftwerk umgestellt.
Ziele: Energieautarkie und Bewusstseinsbildung
„Das große Ziel der Stadtgemeinde Tulln ist es, unsere Umwelt zu schützen und langfristig energieautark zu werden. Außerdem soll eine Kommune auch Vorbildwirkung für BürgerInnen einnehmen. Daher ist es für uns wichtig, den BürgerInnen alternative Energieformen durch unsere Projekte näher zu bringen“, erklärt Umwelt-Gemeinderätin Susanne Stöhr-Eißert.
Zur Sache: Der Climate Star
Zur Climate-Star-Gala nach Perchtoldsdorf hat das Klimabündnis Europa gemeinsam mit dem Land Niederösterreich geladen. „Die Climate-Star-PreisträgerInnen sind Vorbilder. Sie geben Hoffnung und motivieren mit ihren Projekten andere, selbst aktiv zu werden. Bestes Beispiel ist bei uns in Niederösterreich die Energiewende, die mittlerweile zur Energiebewegung geworden ist“, so Niederösterreichs Umweltlandesrat Stephan Pernkopf.
„Der Climate Star zeigt sehr gut, was im Klimaschutz notwendig ist und wo die Gemeinden ansetzen. Einerseits sind es regionale Projekte, bei denen immer stärker BürgerInnen eingebunden werden. Andererseits wird auf Zusammenarbeit gesetzt – Gemeinde-, Regions- oder Ländergrenzen spielen dabei längst keine Rolle mehr“, so Peter Molnar, Geschäftsführer des Klimabündnis Österreich.
90 Climate Stars wurden bei den fünf bisherigen Auflagen bereits vergeben. Heuer kamen 17 weitere dazu. Eingereicht werden konnten laufende oder abgeschlossene Projekte - von Ernährung über Energie, Mobilität bis zur nachhaltigen Gemeindeentwicklung und BürgerInnenbeteiligung.
Zur Sache: Das Klimabündnis Europa
Das Klimabündnis wurde 1990 in Frankfurt am Main zwischen VertreterInnen aus Gemeinden aus Ö, D & CH, Delegierten von sechs indigenen Organisationen in Amazonien sowie VertretreterInnen 15 weiterer Organisationen (Unis, NGOs, etc.) gegründet. Parallel zum Aufbau des European Secretariat des Klimabündnis in Frankfurt am Main entstanden in mehreren Ländern auf regionaler bzw. nationaler Ebene Koordinationsstellen. Mittlerweile ist das Klimabündnis in 24 Ländern Europas aktiv. In Österreich haben sich 960 Klimabündnis-Gemeinden, 900 Klimabündnis-Betriebe und 410 Klimabündnis-Schulen & Kindergärten zur Reduktion der Treibhausgase und zum Schutz der Regenwälder verpflichtet.
Die jüngsten Natur- und Umwelt-Auszeichnungen Tullns auf einen Blick:
2014: Climate Star (international): Gesamtpaket:
• Photovoltaik-Anlagen auf gemeindeeigenen
Gebäuden
• Blockheizkraftwerk am Gelände der Kläranlage
• öffentliche Stromtankstellen
• Biomasse-Fernheizkraftwerk
2014: Österreichischer Bodenschutzpreis
Maßnahmenbündel für Bodenschutz und Erhalt wertvollen Ackerlandes, z.B.:
• Revitalisierung von Brachflächen
• Belebung des Ortskernes durch
Baulückennutzung • Grünpatenschaften
2013: Hans-Czettel-Förderpreis
Umweltfreundlich gegen die Miniermotte: Wurzel- und Blattdüngung
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